Am Anfang war da das Angebot im Internet, in München einen Oldtimer zu erwerben. Das waren die ersten 17.000 Euro der Kosten für die Verwirklichung eines Traums.
Dann steckten die beiden Salzburger Willi Höpflinger und Norbert Thurner (beide 56) im Laufe von fast zwei Jahren Hunderte Arbeitsstunden nebst 35.000 Euro in den Aufbau eines Packard Six aus dem Jahr 1939 (Vierliter-Reihensechszylinder, 100 PS, Dreigangschaltung). Packard hatte in Detroit von 1937 bis 1940 84.450 Stück des Six gebaut. Die Teilnahmegebühr an Peking-Paris schlug mit 28.000 Euro pro Person zu Buche.
Und dann kam der Juni 2013 und damit das echte Abenteuer auf den Spuren der historischen ersten Rallye von Peking nach Paris (1905). Knapp 13.000 Kilometer durch China, die Mongolei, Russland, die Ukraine, Slowakei, Österreich und die Schweiz nach Paris. Vergangenen Samstag schickte Höpflinger die erfreulichste Textnachricht: "Sind in Paris, Platz 19!" Von 96 in Peking gestarteten Mannschaften erreichten immerhin 84 Paris, ausgeschrieben waren die Klassen Baujahre 1920 bis 1931, 1932 bis 1941 und 1942 bis 1975 (bis und über zwei Liter).
"Hätten wir nicht fest daran geglaubt, es schaffen zu können, wären wir nicht losgefahren", sagten die beiden Abenteurer - die ohne Erfahrung in Langstreckenrallyes für Oldtimer waren. Von großen Dramen blieben sie verschont: "Die Reparaturen waren alle nicht schlimm. Einmal die Federung vorn, die zu weich war, dann die vom Staub beeinträchtigten Ventile." Und weil es auf derartigen Veranstaltungen nicht nur Hilfe der Organisatoren, sondern auch Kameradschaftsdienste untereinander gibt, waren Höpflinger und Thurner über prominente Schützenhilfe glücklich, als ihnen in Russland der Graubündner Mario Illien mit Rat und Tat half - Illien ist der legendäre "Vater" zahlreicher Formel-1- und Indycar-Motoren ("Ilmor", für Mercedes und Chevrolet) und steuerte einen Citroën 11 B (1955). "Wir waren fast zu gut vorbereitet", erzählte Höpflinger, "denn bei Ersatzteilen und persönlichen Dingen hatten wir mehr mit als benötigt. Aber du führst halt eine Ersatz-Lichtmaschine mit und bist dann froh, wenn du sie nicht brauchst."
Die beiden Salzburger hatten für die Organisatoren (Endurance Rally Association/ERA in Oxford) nur Lob übrig: "Vom Transport der Autos nach Peking über die Dokumente für die Grenzübertritte, Serviceleistungen in den Etappenorten bis zu Hotels, Verpflegung und Dolmetschern war alles hervorragend vorbereitet." Entlang der Route sei es schwierig gewesen, mit Englisch durchzukommen, "aber viele Einheimische verstanden uns auch so".
Was auffiel: "Von Peking bis Russland gab es in jedem Hotel kostenfreien, ausreichend schnellen Internetzugang. In Europa musste dafür extra bezahlt werden." Und auch die Begeisterung der Bevölkerung war völlig unterschiedlich. Höpflinger: "In China und in der Mongolei waren Tausende vor Ort, manchmal mussten Sicherheitskräfte die Servicezonen abriegeln. In Ulan Bator schickte uns der Bürgermeister persönlich auf die Weiterreise. Die Durchfahrt der Rallye wurde dort ein Volksfest. Als wir nach Mitteleuropa kamen, nahm kaum jemand Notiz."
Natürlich wurden neue Freundschaften geschlossen: "Mit zwei Vorarlberger Teams, mit einem kanadischen und mit einem russischen", berichtet Höpflinger. Bemerkenswert waren die "Canadian Cowboys" in ihrem Chevy Impala: "Die stoppten in der Mongolei, wo wir nur auf Schotterstraßen unterwegs waren, und hielten ihren Lunch neben der Straße. Der Staub waren ihnen egal." Und die Russen in ihrem Moskwitsch aus den 1970ern: "Die fuhren aus ihrer Heimat in Sibirien damit nach Peking, absolvierten die Rallye und fahren im Moskwitsch jetzt wieder zurück."
Auch wenn die Faszination groß war: "Ob wir 2016 auch wieder dabei sind, das lassen wir einmal offen", meinten die Salzburger.