Vor einigen Jahren war die Eingabe von Navigationszielen noch eine recht mühsame Angelegenheit, vergleichbar mit dem Schreiben eines SMS auf einem alten Nokia-Telefon: erst umständlich die Stadt eingeben, dann die Straße, dann die Hausnummer. Die Chancen, dass das Navi auf Anhieb das gewünschte Resultat liefert, waren eher mittel. Der Vergleich mit modernen Spracheingabesystemen macht sicher: Künstliche Intelligenz hat die Befehlseingabe in Fahrzeugen enorm verbessert. Smarte Assistenten, die technisch oft auf ChatGPT basieren, ermöglichen mittlerweile menschenähnliche Dialoge.
KI verändert die Automobilproduktion
Doch mehr oder weniger nützliche Gespräche mit dem eigenen Pkw sind erst der Anfang jener Revolution, die aktuell auf die Automobilindustrie zurollt. Vor allem in der Produktion leisten smarte Algorithmen schon jetzt wertvolle Dienste. Ein Beispiel liefert der Sportwagenhersteller Porsche: Dort testet man aktuell in der Produktion die "akustische Prüfung". Dabei handelt es sich um ein neues Verfahren zur Qualitätskontrolle, bei dem das betreffende Bauteil in Schwingung versetzt wird. Dabei entsteht ein charakteristisches Geräuschmuster. Weicht dieses vom der KI bekannten Muster ab, meldet das System selbstständig einen Mangel. Ein menschliches Ohr könnte den Klang einer fehlerhaften Autotür niemals von jenem einer korrekt zusammengebauten Tür unterscheiden. Für die künstliche Intelligenz ist das kein Problem. Denn inmitten riesiger Datenmengen kann KI Strukturen und Muster wahrnehmen, die unseren Sinnesorganen verborgen bleiben.
KI verbessert Ersatzteil-Nutzung
Ein weiteres, lohnendes Anwendungsgebiet ist der Bereich Ersatzteile. Forscher für maschinelles Sehen am Fraunhofer-Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik haben ein KI-basiertes Assistenzsystem entwickelt, mit dem blitzschnell und praktisch fehlerfrei ermittelt werden kann, ob gebrauchte Autoteile für eine Wiederverwendung geeignet sind. Der Hintergrund: Aktuell landet jedes zehnte grundsätzlich noch nutzbare Altteil nur deswegen im Müll, weil die eingestanzte Teilenummer nicht mehr lesbar ist oder sich Komponenten durch starke Abnutzung zu sehr voneinander unterscheiden, um maschinell nutzbar zu sein. Durch das Training mit Zehntausenden Bildern von Ersatzteilen wurde die künstliche Intelligenz darauf getrimmt, gebrauchte Ersatzteile automatisch zu erkennen. Beim Hersteller BMW wird ein ähnliches Bilderkennungsprogramm bereits dafür genutzt, wertvolle Originalteile von minderwertigen Nachbauten zu unterscheiden.
Porsche setzt KI zur Vorhersage ein
Doch nicht nur für die Kontrolle, auch zur Vorhersage wird künstliche Intelligenz eingesetzt. Porsche nutzt einen intelligenten Algorithmus zur Auswertung umfangreicher Fahrwerksdaten. So kann beispielsweise eine geringfügig falsch eingestellte Spur vorzeitig erkannt werden, was dabei hilft, eine einseitige Abnutzung der Reifen zu verhindern: Muss bei mehreren Fahrzeugen unabhängig voneinander die Spurstange gewechselt werden, sucht das System nach übereinstimmenden Abweichungen. Treten derartige Werte dann auch bei anderen Modellen auf, bekommen die Besitzer den Rat, eine Werkstätte aufzusuchen, bevor die Reifen darunter leiden.
Versicherungen nutzen KI zur Schadensbewertung
Last, but not least wird KI auch von Versicherungen eingesetzt, um den finanziellen Schaden nach einem Unfall zu bewerten. Auf Basis eines Fotos erstellt die Software dabei eine Analyse des Schadens inklusive Reparaturmaßnahmen und deren Kosten.