8000 Kilometer in nur zwei Monaten - höchste Zeit also für die erste Zwischenbilanz des VW Golf Variant im Dauertest der SN-Sportredaktion. Dauertest im Sport, das heißt in der Praxis: Ski-Weltcup, alpine Ski-WM in Courchevel und Méribel sowie zum "Drüberstreuen" die nordische Ski-WM mit der fast täglichen Anfahrt über den Wurzenpass nach Planica. Damit ist er schon so etwas wie ein lieb gewordenes Redaktionsmitglied geworden, obwohl die etwas extravagante Farbgestaltung "Mondsteingrau" am Anfang nicht als ganz großer Glückstreffer empfunden wurde.
Eingeschmeichelt hat er sich aber vor allem auf der Langstrecke: Denn - und das ist wohl für uns alle die größte Überraschung gewesen: Der Golf Variant fährt sich wie ein Auto aus einer anderen, nämlich höherwertigen, Fahrzeugklasse. Das liegt (auch) an den Sitzen und der Sitzposition. Auch nach fünf Stunden steigt man ohne Kreuzbeschwerden aus, obwohl die gefühlt sehr tiefe Sitzposition im ersten Moment anderes befürchten lässt.
Nicht wirklich überraschend die Motorleistung des VW Golf Variant TDI
Der 150 PS starke Turbodieselmotor ist ohnedies mit eines der besten und ausgereiztesten Aggregate, die es im Hause VW zu finden gibt. Gefühlt ist man immer mit mehr als den zugeschriebenen 150 PS unterwegs, auch bei Überholvorgängen ist jede Menge an Reserven vorhanden. Dabei wird der Motor nie laut und nie besonders durstig. Die deutlich flotter zurückgelegte Rückfahrt von der Ski-WM führte uns über deutsche Autobahnen durch den Großraum München nach Salzburg und da war nach dem Volltanken ein Testschnitt von 5,6 Litern zu verzeichnen. Das zeigt, wie technisch ausgereizt und letztlich fein ausjustiert die in der öffentlichen Meinung so verunglimpften Selbstzünder mittlerweile sind. Dass diese Technologie auf kurz oder lang verschwinden wird, ist eigentlich nicht vorbehaltlos nachzuvollziehen.
So groß ist mittlerweile ein Golf?
Auch diese Generation des Variant baut wie die Vorgänger auf der Plattform des eigentlichen Golf auf - und wer nicht täglich mit Autos aus dem Hause VW zu tun hat, der staunt gleich noch einmal: So groß ist mittlerweile ein Golf? Ja, offenbar. Denn der Kofferraum kann einiges einstecken, bis zu 1642 Liter bei umgelegten Sitzbänken. Der Golf Variant ist bis auf 4,66 Meter Länge gewachsen, der Innenabstand zwischen den Radkästen ist auch schon über einen Meter breit - ein vollwertiger Kombi.
Gewachsen ist nicht nur das Fahrzeug in seinen Abmessungen, mitgewachsen sind auch die technischen Features im Innenraum. Dass man in das Hauptmenü am Bildschirm tippen muss, um die Sitzheizung zu bedienen, ist - sagen wir mal: technikverliebt. Ein Aus- und Einschaltknopf am Armaturenbrett täte es auch. Ob es einfacher ist oder nicht, muss jeder für sich beantworten - und wenn man es als Fahrzeughalter gewohnt ist, fällt es vermutlich nicht mehr auf.
Ein Technikelement haben wir auf den vielen Tausend Kilometern durch Europa schätzen gelernt: die Lenkradheizung. Geht anfangs nicht ab, wird aber geschätzt, wenn sie an Bord ist. Wie ganz am Ende sogar die Wagenfarbe: Mit der Lackierung spart man sich wochenlang die Fahrt in die Waschstraße.
DAUERTEST
VW Golf Variant TDI 4Motion DSG
Zwei-Liter-Turbodiesel, 1968 ccm Hubraum, 110 kW/150 PS, 7-Gang-Doppelschaltgetriebe, Allrad. Normverbrauch: 5,3 l, Testschnitt: 5,6 l. CO2-Emission: 139 g/km. Preis: ab 40.840 Euro, Preis Testfahrzeug: 46.024 Euro.
Was gefällt:
Ein Fahrgefühl, das sich deutlich höherwertiger als Golf-Klasse anfühlt.
Was weniger gefällt:
Das Bedienprogramm erfordert ganze Aufmerksamkeit.
Was überrascht:
Durchzugsstarker Motor, der auf der Langstrecke mit 5,6 Litern im Testschnitt auskommt.
Perfekt für:
Jungfamilien und alle, denen im Sport nicht nur Laufschuhe reichen.