Seit Februar des Vorjahrs verantwortet Timo Sommerauer die Geschicke der Marken Seat und Cupra in Österreich. Zeit für eine erste Bilanz - und einen Ausblick.
Vor einigen Monaten wurde über das bevorstehende Ende von Seat berichtet. Wie geht es der Marke heute? Timo Sommerauer: Frei nach dem Motto "Totgesagte leben länger" ist Seat heute besser aufgestellt als je zuvor. Natürlich waren die Schlagzeilen nicht positiv für uns, vor allem die Händler haben unter diesen Gerüchten gelitten. Die Kommunikation ist damals etwas unglücklich gelaufen. Fakt ist: Seat wird nicht verschwinden, es wird lediglich einige Modelle in Zukunft nicht mehr geben. Wenn man sich die Zulassungszahlen fürs erste Quartal ansieht, wo wir auf dem hervorragenden vierten Platz stehen, sieht man aber, wie groß die Zielgruppe nach wie vor ist.
Wie wird sich Seat weiterentwickeln - auch in Bezug auf die Schwestermarke Cupra? Grundsätzlich steht Seat für den preisgünstigen Einstieg mit 13.790 Euro für den Ibiza. Mit dem Leon Kombi haben wir zudem ein Modell, das für Firmen äußerst attraktiv ist. Modelle wie diese wird es auch in Zukunft geben. Mit der Submarke Mó bauen wir gerade ein zweites Standbein auf. Und das läuft schon jetzt besser als erwartet. Von den elektrischen Rollern verkaufen wir im Schnitt bereits 200 Stück im Jahr. Es gibt auch schon viele Ideen, wie es im Bereich der Mikromobilität weitergehen könnte. Für Konkretes ist es aktuell aber noch zu früh.
Immer mehr Marken stellen auf das Agenturmodell um. Allerdings gibt es bereits einen Gegentrend. Wie sieht es bei Seat/Cupra aus? Wenn im Juli bei Cupra die neuen Modelle von Leon und Formentor kommen, wird die ganze Marke im Agenturmodell sein. Wir wollen damit das Beste zweier Welten verknüpfen: Wir übernehmen von den Händlern das gesamte Lagerrisiko, die Kunden profitieren von mehr Preistransparenz. Die wichtigste Botschaft ist aber: Wir garantieren, dass die Fahrzeuge durch die Umstellung günstiger werden.
Wie argumentieren Sie gegenüber Händlern, die ihren Kunden im persönlichen Verkaufsgespräch keine Prozente mehr geben können? Die Bedenken gab es natürlich zu Beginn. Am Ende des Tages profitieren die Kunden aber von der Sicherheit, dass sie bei kleinen Händlern am Land die gleichen attraktiven Preise bekommen wie bei größeren Betrieben. Zudem werden die Produkte zunehmend komplexer - siehe E-Autos, Ladekarten, Ladekabel und so weiter. Als Verkäufer hat man die Möglichkeit, mehr durch Beratung zu glänzen, anstatt sich auf die Preisverhandlungen konzentrieren zu müssen.
Wie läuft das Geschäft 2024 bisher - und wie sind die Erwartungen? Nach dem sensationell erfolgreichen Jahr 2023 muss man natürlich am Boden bleiben. Denn die Aufholeffekte aus den Vorjahren wird es heuer nicht mehr geben. Wir haben deshalb gleich zu Beginn des Jahres mit dem 40-Jahr-Jubiläum beim Ibiza eine markenübergreifende Aktion ausgerollt, die sehr erfolgreich läuft. Während der Unternehmermarkt vor allem auch bei Cupra sehr gut funktioniert, hinkt der Privatmarkt noch etwas hinterher. Ich denke, das hat auch mit der aktuellen Zinssituation zu tun. Hier ist man derzeit noch vorsichtig und fährt ein altes Modell im Zweifel noch etwas länger. Aber in Summe sind wir mit dem ersten Quartal zufrieden. Ich bin zuversichtlich, dass wir unser Jahresziel von 8,2 Prozent Marktanteil heuer erreichen werden. Bei Cupra freuen wir uns extrem auf die neuen Modelle Tavascan und Terramar, weil sie für die Marke den nächsten großen Entwicklungsschritt darstellen.
Wie ist die Situation bei den Elektroautos? Einerseits gibt es immer mehr Anbieter und damit Produkte am Markt. Zudem werden manche potenziellen Käufer durch die politischen Unwägbarkeiten - Stichwort Verbrennerverbot - aktuell abgeschreckt. Wer nicht unbedingt ein neues Auto braucht, der wartet aktuell im Zweifel lieber noch ein wenig ab. Denkt man aber als Privatkäufer über den Umstieg auf ein Elektroauto nach, so ist es jetzt der perfekte Zeitpunkt. Einerseits bekommt man aktuell günstig hervorragende gebrauchte Fahrzeuge, die vor allem als Zweitwagen eine ausreichende Reichweite bieten. Aber auch bei den Neuwagen gibt es attraktive Aktionen.
Timo Sommerauer
Der Oberösterreicher (35) arbeitet seit mehr als 13 Jahren für Porsche Austria. Seit Februar 2023 ist er Markenleiter von Seat und Cupra in Österreich.