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VW spendiert dem ID.3 ein umfassendes Facelift

Die Neuauflage des Elektro-Pioniers startet deutlich aufgewertet ins Modelljahr 2023.

Wir erleben turbulente Zeiten. Sogar der rekordverdächtig kurze Zeitraum von zweieinhalb Jahren zwischen Markteinführung und Facelift des VW ID.3 reicht aus, um den Großteil einer globalen Pandemie, anhaltende Verwerfungen der weltweiten Lieferketten sowie ein komplettes Kriegsjahr in der Ukraine unterzubekommen. Blickt man noch ein Stück weiter zurück auf die Weltpremiere des kompakten Volks-Stromers im September 2019, so scheint man sich ohnehin in eine weit entfernte, weitestgehend heile Welt zurückversetzt.

Nicht nur in Bezug auf die ganz große Zusammenhänge wirkte damals vieles noch einfacher. Auch für Volkswagen schien der Erfolgskurs der kommenden Jahre ohne große Fragezeichen. CEO Herbert Diess hatte mit dem ID.3 soeben das erste vollelektrische Modell auf Basis des modularen Elektro-Baukastens (MEB) präsentiert. Hinter vorgehaltener Hand sprach man sogar schon vom bevorstehenden Ende des Golf.

SUV-Boom und Startschwierigkeiten verhindern heimischen Siegeszug

Was 2020 mit einem Kompaktmodell begann, ist heute eine ausgewachsene Elektro-Modellfamilie, die sämtliche Konzernmarken umfasst. Die Hoffnungen, über kurz oder lang den legendären Golf als den europäischen Top-Bestseller abzulösen, konnte der ID.3 bis dato noch nicht erfüllen. In der heimischen E-Modellhitparade 2022 liegt der ID.3 nicht nur hinter Teslas Model Y zurück, sondern muss sich familienintern sogar hinter VW ID.4, Cupra Born und Škoda Enyaq anstellen. Die Gründe dafür liegen nicht nur im anhaltenden Siegeszug des SUV-Segments, das die über Jahrzehnte dominierende Kompaktklasse in den Schatten stellt. Vor allem die für den europäischen Marktführer eher peinlichen Startschwierigkeiten bei der Bord-Software sowie ein Interieur, das in Sachen Materialanmutung und Ergonomie vorsichtig formuliert keine Preise gewann, machten dem ID. 3 nachhaltig zu schaffen. Heute steht mit Oliver Blume ein gänzlich anderer Typ an der Spitze des Konzerns, und auch vom Ende des Golf ist mittlerweile keine Rede mehr. Eine der ersten Entscheidungen Blumes im vorigen Herbst war das Vorziehen des ID.3-Facelifts, das ursprünglich erst für 2024 vorgesehen war.

Dynamischer, hochwertiger und erwachsener

Wenige Tage vor der Weltpremiere am 1. März bekamen die "SN" die Gelegenheit, den neuen ID.3 in Hannover auf Herz und Nieren zu prüfen. Und der erste Eindruck ist durchwegs positiv. Bereits auf den ersten Blick wirkt der unverändert 4,26 lange Hatchback deutlich dynamischer, hochwertiger und erwachsener. Am augenfälligsten wird das Facelift an der Fahrzeugfront. Die seitlichen Lufteinlässe lassen den ID.3 spürbar aggressiver wirken, auch das "lachende" Stoßfängerdesign gehört ab sofort der Vergangenheit an. Die Motorhaube wirkt nun deutlich länger, war vor allem an den seitlichen Vertiefungen und dem Verzicht auf die schwarze Leiste unter der Windschutzscheibe liegt. Seitlich fallen neben den neuen 19-Zoll-Felgen vor allem die matt-silberne Dachzierleiste oberhalb der Türen sowie die neu modellierten Türen auf, die dem ID.3 je nach Blickwinkel eine Art sportliche Taillierung verleihen. Am Heck dominiert der unverändert große Heckspoiler und die nun zweigeteilten Rückleuchten, deren innerer Teil auf der Heckklappe nun ebenfalls leuchtet. Ein absoluter Hingucker ist außerdem der neue Farbton Dark Olivine Green, der je nach Umgebungslicht eher grün, braun oder golden wirkt.

Den größten Evolutionssprung macht der ID.3 freilich im Innenraum. Nicht nur, dass alle verwendeten Materialen ab sofort zu 100 Prozent tierfrei sind. Die von der Kundschaft bis dato als zu billig empfundenen Oberflächen an den Türverkleidungen, am Lenkrad und den Sitzbezügen wirken nun deutlich hochwertiger. Das Cockpit und die vergrößerten Armablagen in den Türen sind weich unterschäumt, farblich abgesetzte Nähe sorgen für ein optisches Highlight. Bis bisher aufpreispflichtige 12-Zoll-Infotainment-Display ist ab sofort in allen Ausstattungen Standard, ebenso wie die bisher aufpreispflichtigen Sportsitze mit deutlich mehr Seitenhalt.

Stichwort Display

Einer der größten Kritikpunkte des alten ID.3, nämlich der unbeleuchtete Touch-Slider am unteren Rand des zentralen Monitors, bleibt beim Facelift überraschenderweise unverändert. Auf Nachfrage erklärt man bei VW, dass ein vorzeitiger Wechsel auf das für den ID.7 vorgesehenen Display-Element in keiner Relation zu den dadurch resultierenden Kosten gestanden hätte. Bis man Lautstärke und Temperatur im ID.3 auch im Dunkeln auf Anhieb findet, muss man demnach mindestens bis 2024 warten. Dann soll übrigens auch der Gangwahl-Schalter, der aktuell noch am kleinen Display oberhalb des Lenkrads montiert ist, der Lösung aus dem ID. Buzz weichen, die mehr an einen klassischen Automatikhebel an der Lenkradsäule erinnert.

Geklotzt statt gekleckert hat man dafür bei den Funktionen: Der ID.3 neuester Bauart kommt ohne Ausnahme mit der aktuellsten Software, die auch Over-the-Air-Updates erlaubt. In Sachen Assistenzsysteme bietet der ID.3 nun den von ID.4 und ID.5 bekannten "Travel Assist mit Schwarmdaten" an. In der Praxis bedeutet das, dass der Computer nun eigenständig die Spur wechseln kann. Auf Landstraßen hält der Fahrassistent auch bei nur einer Linie am Straßenrand sicher die Spur. Der neue e-Routenplaner zeigt verlässlich de Weg zur nächsten Ladestation, Plug & Charge macht das Aufladen ohne Ladekarte möglich. Auch beim Einparken nimmt einem der ID.3 ab sofort auf Wunsch einen Teil der Arbeit ab. Einmal eingelernte Einparkmanöver können auf Knopfdruck völlig autonom wiederholt werden. Eine kleine Revolution im Detail ist der Start der sogenannten "Functions on demand" im Rahmen der neuen Software: Nach Vorbild von Tesla sollen damit schon bald vereinzelte Funktionen bei Bedarf zugebucht werden, etwa das Navi oder die Zweit-Zonen-Klimaautomatik.

Während der endgültige Preis des neuen ID.3 noch nicht feststeht, liefert VW allen Kunden, die noch vor dem offiziellen Bestellstart im April odern, die neue Version samt aller Updates zum Preis der bisherigen Variante. Die Markteinführung ist für Juni geplant.

Optisch und haptisch wirkt das Facelift des ID.3 fast wie ein völlig neues Auto. An den technischen Daten ändert sich im Vergleich zum Vorgänger nichts.
Optisch und haptisch wirkt das Facelift des ID.3 fast wie ein völlig neues Auto. An den technischen Daten ändert sich im Vergleich zum Vorgänger nichts.
Optisch und haptisch wirkt das Facelift des ID.3 fast wie ein völlig neues Auto. An den technischen Daten ändert sich im Vergleich zum Vorgänger nichts.
Optisch und haptisch wirkt das Facelift des ID.3 fast wie ein völlig neues Auto. An den technischen Daten ändert sich im Vergleich zum Vorgänger nichts.
Optisch und haptisch wirkt das Facelift des ID.3 fast wie ein völlig neues Auto. An den technischen Daten ändert sich im Vergleich zum Vorgänger nichts.
Optisch und haptisch wirkt das Facelift des ID.3 fast wie ein völlig neues Auto. An den technischen Daten ändert sich im Vergleich zum Vorgänger nichts.