Es klingt wie Zukunftsmusik: Die Raumkapsel "Space Ship Two" des britischen Milliardärs Richard Branson hat vor wenigen Wochen ihren ersten Überschallflug absolviert und steht nun in der letzten Testphase, bevor tatsächlich Weltraumtouristen ins All fliegen können. Der Griff nach den Sternen ist ein Meilenstein in der Geschichte des Urlaubs, denn vor mehr als 150 Jahren begann der moderne Urlaub ganz bescheiden mit ein paar belegten Broten und einer Blaskapelle.
Ein Blick zurück: Am 17. Mai 1861 organisierte der britische Tourismuspionier Thomas Cook eine Reise für englische Arbeiter nach Paris, erstmals inklusive Unterkunft und besagter Brote. Das war damals allerdings eine einsame Premiere: Von einem kurzen Intermezzo in den 1930er-Jahren abgesehen, als 13.000 Urlauber in das bayerische Ruhpolding (100 Einwohner, 2000 Stück Vieh) einfielen, hatten die Massen nämlich erst ein Jahrhundert später ausreichend Geld und freie Zeit für Urlaubsreisen.
Beim Nachbar Deutschland unternahm 1955 nur jeder Fünfte eine Urlaubsreise - damals noch meist zu den Nordseeinseln, ins Mittelgebirge oder in die Alpen. Die meisten Reisen wurden mit der Bahn angetreten - vom hohen Norden bis ins Salzkammergut gemütliche 22 Stunden in der zugeigenen Hängematte. Schon 1969 aber sah das ganz anders aus, denn da verstopften schon fast zweieinhalb Millionen Österreicher die Straßen zu den Ferienzielen, am liebsten auf dem Weg nach Italien, später auch nach Kroatien. Und die Hotellerie passte sich an: 1954 existierte am vier Kilometer langen Haro-Strand an der Costa Brava nur ein einziges Hotel. Neun Jahre später waren es schon 67.
Anfang der 1960er-Jahre warfen dann der branchenfremde Versandhändler Neckermann, Konkurrent Quelle und der ADAC in großem Maßstab günstige Reiseangebote auf den Markt. 1962 ließ Neckermann die ersten "Kataloge", sechsseitige Prospekte, drucken, und auch die Tui-Vorläufer waren schon auf dem Markt. Im Angebot: Mallorca, Tunesien, Dalmatien, Montenegro, die Costa del Sol und das Schwarze Meer. Mit einer viermotorigen Propellermaschine landeten die ersten Urlauber auf den Balearen - zwei Wochen Malle mit Vollpension gab es umgerechnet für rund 170 Euro. Als Condor 1971 erstmals eine Boeing 747 auf die Reise schickte, die mit 480 Plätzen rund sieben Mal so viel Kapazität bot wie die Propellerflieger, war dem Massentourismus endgültig der Weg geebnet.
Ob Ölkrise oder 11. September - seitdem boomt der Tourismus in Österreich und im benachbarten Deutschland quasi unaufhörlich. Im Rekordjahr 2012 wurde laut der deutschen Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e. V. (FUR) im weltweiten Tourismus zum ersten Mal die magische Grenze von einer Milliarde internationaler Ankünfte überschritten. Und die Österreicher sind zur Freude der Veranstalter fleißig mitgereist.
Und jetzt also das: Milliardär Richard Branson verkauft die ersten Tickets für sein "Space Ship Two". Kostenpunkt: 200.000 US-Dollar, ein Schnäppchen im Vergleich zum 20-Millionen-Dollar-Ticket von Dennis Tito, der als erster Weltraumtourist zur Internationalen Raumstation geflogen ist. Mittlerweile setzen auch zwei Dutzend weitere Unternehmen auf die Reise ins All. Langfristig wird sich der Preis für eine Reise ins Weltall zwischen 4000 und 8000 Euro einpendeln, schätzen Experten. Wer hätte das bei den bescheidenen Anfängen gedacht?




