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Karibische Juwele

Die sieben schönsten Inselchen der Kleinen Antillen. Bei den gut 50 Eilanden des Inselbogens lohnt vor allem ein Blick auf die kleineren.

Kein Strand, aber spannend: die Insel Saba.
Kein Strand, aber spannend: die Insel Saba.

Die Westindischen Inseln und ihre Kleinen Antillen sind Vielreisenden ein Begriff. Neben den bekannten Eilanden finden sich auch sehr viele - immer noch weitgehend unbekannte - Kleinodien darunter. Wir haben einige davon besucht.

Barbuda.
Barbuda.


1. Himmlische Ruhe. Als kleinere Schwester im Inselstaat Antigua und Barbuda besticht Barbuda durch Einsamkeit. Das Eiland stand im Eigentum des Zuckerbarons Christopher Codrington, der erfolgreicher Sklavenhändler war und stets die kräftigsten Leibeigenen für seine Plantagen besaß. Schließlich wurde die 160 Quadratkilometer große Insel Teil der Kolonie Antigua. Hurrikan "Irma" hat 2017 so schwere Schäden verursacht, dass die ganze Insel evakuiert werden musste, aber die Barbudians waren hart im Nehmen, kehrten in ihre Heimat zurück und bauten alles neu auf. Ein nahezu unendlicher, feinsandiger weißer Sandstrand auf der Karibikseite sorgt für Robinson-Feeling pur. Seit Jahren debattiert man über die Errichtung mehrerer Luxusresorts - bis jetzt Gott sei Dank nur Pläne. Ein einziges, kleines Resort gibt es. Auf der wilden Atlantikseite tosen die Wellen gegen das flache Eiland - ein Stück abseits, in der Lagune Codrington, liegen die Nistplätze der großen Fregattvögel.

Barbados.
Barbados.

2. Royale Begehrlichkeit. Das zweitälteste Parlament der Neuen Welt und die lange britische Kolonialgeschichte von Barbados führten 1966 zur Unabhängigkeit, 2021 entledigten sich die Bayans (wie sich die Locals nennen) dann vollends der britischen Monarchie. Dennoch machen die Royals und viele der Reichen und Schönen hier Urlaub, dank erstklassiger Strände, edler Unterkünfte und hervorragender Restaurants. Der Mount Gay Rum gehört zu den berühmtesten Produkten der Heimat von Rihanna. Wer die eigentliche kulinarische Spezialität kennenlernen will, kostet die frittierten oder mit Polenta gekochten fliegenden Fische. Am Flughafen steht eine ausrangierte Concorde der British Airways. Kenner sagen, es sei das beste Concorde-Museum der Welt.

Dominica.
Dominica.

3. "50 Shades of Green". Das Grün und ein kochender See machen Dominica zum Highlight aller Naturliebhaber. Die meisten kommen, um zum legendären Boiling Lake zu wandern oder den 184 Kilometer langen Waitukubuli-Trail entlang. In den dichten Regenwäldern gibt es spektakuläre Wasserfälle und zahlreiche seltene Vogelarten - darunter auch zwei endemische Zwergpapagei-Spezies. In Natur-Thermalbädern im Fluss werden müde Wanderer wieder fit. Im Osten liegt das letzte Refugium der karibischen Indigenen, vor der Westküste leben ganzjährig Pottwale. Sensationen auch unter Wasser: In der Champagne Bay gaukeln aufsteigende Luftblasen eines unterirdischen Vulkans ein Bad in Schaumwein vor. Am Indian River, einem der 365 Flüsse der Insel, wurde der Film "Pirates of the Caribbean" gedreht. Übernachtet wird stilecht in naturbelassenen Privatunterkünften, einige davon auch im Regenwald oder hoch über dem Meer.

Saba.
Saba.

4. Hollands höchster Berg. Der 877 Meter hohe Mt. Scenery liegt auf der 13 Quadratkilometer großen Karibikinsel Saba. Wer einen Strand sucht, sucht vergeblich. Highlights sind die grandiose Unterwasserwelt, die seit 1987 als Nationalpark geschützt ist - und die einzigartige, 14 Kilometer lange Inselstraße. Diese führt vom Hafen zum Hauptort The Bottom, zum zweiten Ort Windwardside am Bergrücken entlang, hinab zum Hells Gate und weiter zum Juancho E. Yrausquin Airport, der mit seiner nur 400 Meter langen und damit kürzesten Landebahn der Welt im Guinnessbuch der Rekorde steht. Straßenbauer bezeichneten dieses Vorhaben einst als undurchführbar. Auch Naturliebhaber kommen hier voll auf ihre Rechnung: Mehr als 100 Vogelarten und eine kleine endemische Echsenart leben hier ungestört. Giftige oder gefährliche Tiere gibt es nicht.

St. Vincent und die Grenadinen.
St. Vincent und die Grenadinen.

5. Eine der Grenadinen. Die wilde und immer noch vielfach unbekannte Insel St. Vincent gehört definitiv zu den Geheimtipps der Karibik. Dichter Regenwald, der bis zu 1300 Meter aufragende Vulkan La Soufrière, spektakuläre Wasserfälle und kristallklares Wasser umspülen die ungezähmte Schönheit. Trotz vereinzelter Kreuzfahrtschiffe im Hafen von Kingstown ist die Insel bisher vom Massentourismus verschont geblieben. Hier wurde der erste Brotfruchtbaum gepflanzt, den Captain Bligh nach der Meuterei auf der Bounty aus Tahiti herbrachte. Neben Dschungelabenteuern gibt es gute Strände im Süden der Insel, rund um Arnos Vale. Am Freitag setzen viele Locals mit der Fähre auf die 14 Kilometer entfernte Insel Bequia fürs Wochenende über. Zu den Top-Sights dort gehört die traumhaft schöne Admiralty Bay. Auch wenn die Anreise hierher nicht allzu einfach ist, wird man reichlich belohnt - vor allem dann, wenn man Ursprünglichkeit sucht.

Anguilla.
Anguilla.

6. Very British. Immer noch am Tropf ihrer Majestät des Königs von England hängt das knapp 100 Quadratkilometer große Inselchen Anguilla. Als der Gouverneur von St. Kitts glaubte, seinen Willen gegen die störrischen Anguillaner durchsetzen zu können, führte das 1967 zu Ungehorsam und einer Invasion britischer Streitkräfte. Die Soldaten suchten nach dem Unruheherd, den sie nicht finden konnten, und badeten nackt auf den großartigen Stränden dieser außergewöhnlichen Insel, deren Einwohner auf dem Status als britisches Überseeterritorium beharrten. Festgehalten ist dieses historische Kuriosum im Museum von Anguilla. Die Sensationen sind die atemberaubend schönen, langen weißen Sandstrände. Wer hierherkommt, sucht Ruhe und Stille statt All-inclusive-Trubel. Zurückhaltung ist oberstes Gebot. Am Wochenende kann man mit den Locals am Straßenrand beim BBQ plaudern. Hauptsportart ist Kricket, allerdings übt man sich auch im Fußballspiel: 2006 wurde die Nationalmannschaft zur WM nach Deutschland eingeladen, obwohl sie nach dem Stand der offiziellen FIFA-Weltrangliste damals die schwächste Mannschaft war.


Nives.
Nives.

7. Eine Insel namens Schnee. Entdecker Kolumbus glaubte, auf dem 1000 Meter hohen wolkenbedeckten Berg Schnee zu sehen und taufte die Insel Nevis (Nieves). Das gut 90 Quadratkilometer große Eiland bildet mit der Nachbarinsel St. Kitts einen unabhängigen Staat und war wegen seiner Zuckerproduktion einst eine bedeutende Quelle für den britischen Wohlstand. Einige der Herrenhäuser der ehemaligen Zuckerrohrplantagen sind heute exquisite Unterkünfte, eines davon dort, wo Lord Nelson 1787 die junge Witwe Fanny Nisbet ehelichte. Wer auf Nevis urlaubt, genießt Ruhe, Stille und die schönsten Seiten der Karibik. Beschaulich ist auch die putzige Hauptstadt Charleston mit ihrer Gingerbread-Architektur.