Er war schon auf der ganzen Welt unterwegs, beim Reisen kennt sich Reinhard Mandl also aus. Die Idee, das Klimaticket auszuprobieren, kam jedoch vom deutschen Verleger, der von der Möglichkeit begeistert war, ein Jahr lang alle, und zwar wirklich alle öffentlichen Verkehrsmittel - von Railjet bis U-Bahn - je nach Lust, Laune und Bedarf zu nutzen. Und das alles fast CO2-neutral. Kein Vergleich also mit dem deutschen 9-Euro-Ticket in diesem Sommer, auch wenn dafür beim Nachbarn ab 1. Jänner 2023 ein 49-Euro-Nachfolger geplant ist. Jetzt hat Reinhard Mandl sein Buch und Resümee herausgegeben, wie es ist, ganz Österreich mit
Öffis zu bereisen.
Wann haben Sie mit den Reisen für das Buch begonnen? Reinhard Mandl: Zugegeben, ich war kein Kunde der ersten Stunde, doch nach gründlichen Vorbereitungen habe ich mir dann das Ticket gekauft und im Frühling mit den Reisen begonnen. Als Fotograf war es mir ja wichtig, auch gute Bilder zu machen.
Wie viele Reisen sind es geworden? Ich habe 20 Reisen porträtiert, alle zwischen Anfang März und Anfang Juli. Bei jeder Reise, jedem Ausflug steht zudem das genaue Reisedatum im Infoblock, es soll ja ganz realistisch sein. Wenn jemand die Route nachfahren möchte und das etwa im November tut, kann sich ja der Fahrplan je nach Jahreszeit oder an Feiertagen ändern.
Also auf jeden Fall vorher Fahrpläne konsultieren? Die Frage ist immer: Was ist mein Reiseziel, und wie komme ich dorthin? Durch das Internet ist das jetzt ja ein Kinderspiel. Ehe ich das Klimaticket hatte, wollte ich einmal nach Andau im Burgenland und dachte, da komme ich sicher nicht öffentlich hin. Doch am Ostufer des Neusiedler Sees gibt's sogar eine Bahnstrecke bis St. Andrä am Zicksee,
der Zug fährt weiter nach Pamhagen und zur Grenze. Von St. Andrä führt ein Bus nach Andau. Wenn man das aber am Wochenende machen möchte, geht das nicht, weil der Bus fährt nur unter der Woche für Pendler und Schüler. Man muss eben genau schauen. Empfehlenswert sind Bahn-App und digitale Fahrplanauskunft, im Buch gibt es auch Links.
Ist das Buch ein Reiseführer? Wohl eher ein Erlebnisbericht. Ein Erfahrungsaustausch. Aber vor allem eine Anregung für Leute, die mit Bahnfahren überhaupt nichts am Hut haben und dann sehen, und zwar ganz unbeschönigt, dass man mit Öffis in Österreich wunderbar herumfahren kann.
Nicht nur in die kleinen und größeren Städte, sondern auch in entlegenere Gegenden? Durchaus. Ich bin etwa von meinem Wohnort in Wien, in der Nähe des Schwedenplatzes, ins Ötztal gefahren. Abfahrt halb sechs ab Hauptbahnhof, doch dafür war ich bereits um 10.10 Uhr an der Bahnstation Ötztal, dann mit dem Bus weiter über Sölden nach Vent. Von dort ist es nur mehr eine halbstündige Wanderung bis zu den Rofenhöfen, den höchstgelegenen, ganzjährig bewirtschafteten Höfen Österreichs! Ich war zum ersten Mal in der Ötzi-Gegend, es hat mir äußerst gut gefallen. Vent selbst ist Bergsteigerdorf, also sanfter Tourismus, man sieht sehr viele Bergsteiger in voller Montur, aber kann dennoch auf fast 2000 Metern ungewohnt flach spazieren gehen mit vollem Panorama. Ohne großen Aufwand also mitten ins Hochgebirge.
Gipfelglück ganz ohne Auto und Gondelbahn also? Ich habe das dann ausgereizt und bin bis zum höchsten Punkt gefahren - auf den Großglockner zur Kaiser-Franz-Josefs-Höhe. Da stehst du dann am Rand der Pasterze und hast den Großglockner vor dir. Zuletzt war ich dort mit 16 mit dem Rad. Alleine die Fahrt war schon fantastisch: Schnellzug Wien-Salzburg, Tauernbahn an den Berghängen entlang mit Gipfelblick, Regionalzug nach Lienz und dort der Bus nach Heiligenblut. Am letzten Teil der Strecke war ich der einzige Fahrgast, schade. Die Endstation lag dann genau vor meinem Hotel, näher wäre ich mit dem Auto auch nicht gekommen. Aber gut, das war Zufall. Von dort bin ich am nächsten Tag per Bus auf die Franz-Josefs-Höhe gefahren. Mit drei Euro Mautaufschlag pro Fahrgast, mit Auto zahlt man jedoch ein Vielfaches.
Diese Anreise klingt aber etwas langwierig. Es geht auch schneller, aber es tut gut, die Strecke nicht immer nach Effizienz, sondern auch nach der Schönheit der Streckenführung zu wählen. Man kann das Klimaticket über die rationalen Gründe hinaus benutzen und, wenn man es schon hat, hin und wieder einen Ausflug unternehmen. Und da gibt's andere Kriterien als bei beruflichen Fahrten.
Haben Sie für sich Neues entdeckt? Ich hatte nicht erwartet, dass es so dermaßen angenehm ist, mit der Bahn zu fahren. Im Zug lässt sich nicht nur dösen, telefonieren oder am Laptop arbeiten. Auch nach einem langen Ausflugstag sich wohltuend ermattet in den Zug zu setzen, ist ganz etwas anderes als eine anstrengende Autofahrt zum Abschluss. Meist war ich durch die Regenerationszeit im Zug bei der Ankunft in Wien wieder fit. Die Busverbindungen sollten mehr ins Bewusstsein gerückt werden.
Wenn Ihr derzeitiges Klimaticket abläuft, werden Sie ein neues kaufen? Ja, ich fahre die meisten Wege, wenn möglich, öffentlich. Vor allem in Städten kann man die Netzkarten ja gleich einrechnen und muss nicht über Tarifzonen nachdenken. Und noch was: Im Hochsommer lässt es sich im klimatisierten Zug ganz wunderbar mit dem Laptop arbeiten.
INFOS ZUM BUCH:
In seinem Buch lädt Autor und Fotograf Reinhard Mandl ein, Österreich umweltschonend mit dem Klimaticket zu "erfahren". Mit Tipps, Links und Erfahrungsberichten für Reisen vom Burgenland bis Vorarlberg.
Gebundene Ausgabe, 176 Seiten, ca. 200 Abbildungen, Hardcover, 19 x 26 cm
ISBN 978-3-96201-114-7, Elsengold Verlag, elsengold.de/autoren/reinhard-mandl/
Alles Infos rund ums Klimaticket:

