SN.AT / Leben / Reisen

Quito raubt einem den Atem

In der höchstgelegenen Hauptstadt der Welt bleibt Reisenden bei der Ankunft die Luft weg. Steile Straßen führen durch die koloniale Altstadt, im Norden der Stadt verläuft jene Linie, der Ecuador den Namen verdankt. Und für einen guten Überblick muss man ganz hoch hinaus.

Quito raubt einem den Atem
Quito raubt einem den Atem
Quito raubt einem den Atem
Quito raubt einem den Atem
Quito raubt einem den Atem
Quito raubt einem den Atem

Auf 2850 Meter Seehöhe liegt die höchstgelegene Hauptstadt der Welt: Quito. In dieser Höhe können schon erste harmlose Anzeichen der Höhenkrankheit zu spüren sein. Manche Reisende fühlen sich die ersten Tage etwas schwach, leiden an leichten Kopfschmerzen oder Appetitlosigkeit. Jeder Schritt scheint anstrengender als zu Hause, je weiter es hinaufgeht, desto mehr wird beim Gehen geschnauft.

Rund um Quito geht es noch höher hinaus: Die Viertausender wirken wie Hügel, Fünftausender sind schon etwas imposanter. Von der Ferne grüßt der Cotopaxi - er ist mit 5897 Meter der zweithöchste Berg Ecuadors und bei klarer Sicht strahlt sein schneeweißer, vergletscherter Vulkankegel über der Stadt. Im Norden verläuft der Äquator, Namensgeber EcuadorsFür einen Panoramablick über Quito ist ein 4000er eine gute Wahl. Vom Fuße des Pichincha, dem Hausvulkan Quitos, hat man den vollen Überblick über die Hauptstadt. Das ist gar nicht so einfach, denn die Stadt dehnt sich mit ihren 2,2 Millionen Einwohnern auf 49 Kilometer in Nord-Süd-Richtung aus - Tendenz stark steigend. Trotz der hohen Lage ist die Stadt von einem bis zu sechs Kilometer breiten Tal begrenzt, das im Osten 400 Meter abbricht - es erscheint wie ein endloses Häusermeer, das über die Abbruchkante hinausschwappt. Neue Vororte und der neue Flughafen entstanden in der wärmeren, tieferen Lage. Diese eindrucksvolle Landschaft wird heute noch von den Kräften, die in der Erde arbeiten, geformt. Immer wieder bebt der Boden, viele Vulkane sind regelmäßig aktiv. Im Norden der Stadt verläuft der Äquator, der Namensgeber Ecuadors.

Ein Monolith mit einer viereinhalb Meter großen Weltkugel an der Spitze erinnert an Charles Marie de La Condamine, der mit einer französischen Expedition 1736 die genaue Position des Äquators bestimmt hat. Von West nach Ost führt eine orange Linie, sie symbolisiert den Äquator.Straßen nach spanischem Vorbild angelegtRund 240 Meter nördlich des Denkmals "La Mitad del Mundo", dem Mittelpunkt der Welt, teilt ein weiterer oranger Strich die Landschaft. Mit moderner GPS-Technik wurde hier die exakte Position des Äquators festgestellt. 0° 0' 0" zeigen genaue GPS-Geräte an dieser Stelle. Im Intiñan Museum können sich Besucher von den Besonderheiten am Äquator überzeugen. Auf der Südhalbkugel läuft das Wasser in die Gegenrichtung von der Nordhalbkugel ab, direkt am Äquator gibt es keine Richtungspräferenz. Ein Ei bleibt am Äquator, mit etwas Geschick, auf einem Nagel stehen.

Von der Bergstation der TelefériQo-Seilbahn ist die koloniale Altstadt Quitos mit ihren weiß getünchten Häusern nur zu erahnen, sie zählt zum UNESCO-Weltkulturerbe. Ausgehend vom Plaza Grande, dem Hauptplatz, sind die Straßen nach spanischem Vorbild streng rautenförmig angelegt.

Am Sonntag trauen sich die Radfahrer in die Innenstadt - viele Straßen sind an diesem Tag für Autos gesperrt. Zuerst quälen sich die ambitionierten Radfahrer die steilen Wege auf der einen Seite hinauf und lassen sich dann den kühlen Fahrtwind bergab durch die Haare wehen. Die Stadt versucht die Quiteños weiter zum Radfahren zu motivieren, auf dem Plaza Grande werden die Radler am Wochenende mit Getränken versorgt.Zehn Tonnen Blattgold in der JesuitenkircheLieber als Wasser trinken die Menschen in Ecuador Fruchtsäfte. Aus Baumtomaten, Passionsfrüchten, Bananen und anderem Obst werden in kleinen Geschäften Säfte gemischt, nebenan werden Empanadas, kleine Teigtaschen mit Fleisch- und Käsefüllung, und andere Snacks frittiert. Der Hauptplatz verwandelt sich am Sonntag zur Bühne, die Zuschauer sitzen auf den Stufen der Kathedrale und lauschen den lustigen und auch den ernsten Vorträgen. Vorbei am Präsidentenpalast, in der García Moreno, spielen Musikgruppen auf der Straße und an den Verkaufsständen wird eifrig verhandelt.

Eine Verkäuferin stapelt Paja Toquillas auf ihrem Tisch - die sind bei uns besser bekannt als Panama-Hüte. Die hellen Strohhüte werden seit dem 17. Jahrhundert in Ecuador hergestellt. Für den Import in die USA erhielten die Hüte früher einen Zollstempel in Panama, von ihm hat die Kopfbedeckung ihren irreführenden Namen.

Gegenüber dem Verkaufsstand sitzen Obdachlose und warten auf die Armenspeisung. Vorbei an der Menschenansammlung in brauner und grauer Kleidung führt der Weg in die Compañía de Jesús. Welch ein Kontrast!

Beim Betreten der Jesuitenkirche taucht man in eine strahlende und von Reichtum überladene Halle ein. Rund zehn Tonnen Blattgold verzieren allein die Wände der Kirche. Manchem Besucher bleibt spätestens bei diesem Anblick die Luft weg.