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Seychellen: Leben am Sand

Inseltour auf den Seychellen. Der Archipel im Indischen Ozean gilt als Luxusdestination. Eine Annäherung in drei Schritten.

Strand aus der Fernsehwerbung: Anse Source d’Argent auf La Digue.
Strand aus der Fernsehwerbung: Anse Source d’Argent auf La Digue.
Beschaulich geht es zu im kleinen Hafen von Victoria.
Beschaulich geht es zu im kleinen Hafen von Victoria.
In unmittelbarer Nachbarschaft der wenigen Industrieschiffe Ö
In unmittelbarer Nachbarschaft der wenigen Industrieschiffe Ö
Ö brüten Graureiher im Grünen.
Ö brüten Graureiher im Grünen.
Die Fische sind zutraulich und leicht mit der Hand zu fangen. Schnell werden sie wieder ins Wasser gesetzt.
Die Fische sind zutraulich und leicht mit der Hand zu fangen. Schnell werden sie wieder ins Wasser gesetzt.
Der hinduistische Arul-Mihu-Navasakthi-Vinayagar-Tempel in der Altstadt.
Der hinduistische Arul-Mihu-Navasakthi-Vinayagar-Tempel in der Altstadt.
Die beste Erfrischung: Wasser aus der jungen Kokosnuss.
Die beste Erfrischung: Wasser aus der jungen Kokosnuss.
Die Seychellen sind ein Paradies für Segler.
Die Seychellen sind ein Paradies für Segler.
Legendäre Frucht und weltgrößter Same: Coco de Mer.
Legendäre Frucht und weltgrößter Same: Coco de Mer.
Auch die Besucher im Naturpark werden beobachtet.
Auch die Besucher im Naturpark werden beobachtet.
Sanft sind die Riesen auf der kleinen Insel Curieuse.
Sanft sind die Riesen auf der kleinen Insel Curieuse.
Für ein wenig Obst sind die Landschildkröten immer zu haben.
Für ein wenig Obst sind die Landschildkröten immer zu haben.
Zu La Digues Stränden, wie hier der Anse Source d’Argent, geht’s per Fahrrad.
Zu La Digues Stränden, wie hier der Anse Source d’Argent, geht’s per Fahrrad.
Strandbar auf La Digue.
Strandbar auf La Digue.
Es gilt die Unschuldsvermutung Ö
Es gilt die Unschuldsvermutung Ö
Wild, heiß und feinsandig: Grand Anse.
Wild, heiß und feinsandig: Grand Anse.
Im Chez Jules wird kreolisch aufgetischt, inklusive Muschel mit Räucherwerk gegen lästige Fliegen.
Im Chez Jules wird kreolisch aufgetischt, inklusive Muschel mit Räucherwerk gegen lästige Fliegen.

Wieder mal den Koffer falsch gepackt. Ein Westerl gegen die Abendbrise, die lange Hose, aus Leinen zwar, aber trotzdem ... Der Blick auf die Mitreisenden fällt da ein wenig neidisch aus beim Anblick der leichten, kniefreien Kleider, quasi ein Nichts auf der Haut. Der europäische Sommer ist eben nicht vergleichbar mit dem Tropenparadies mitten im Indischen Ozean. 29 Grad, gefühlt 35, Luftfeuchtigkeit zwischen 80 und 90 Prozent und keine Abendbrise, das kühle Lüfterl nach Sonnenuntergang ist unbekannt auf diesem Archipel, rund 1500 Kilometer vom Festland. Die gute Nachricht: Man braucht auf den Seychellen nicht viel an Garderobe. Hauptsache Badehose und Bikini. Und Gummischlapfen.

Wer mit einem der zahlreichen Donnervögel auf dem Flughafen der Hauptinsel Mahé landet, reist meist unmittelbar weiter auf eine der 115 Inseln und Inselchen, die verstreut im Tiefblau des Ozeans liegen. Und von denen nur acht dauerhaft von den gut 90.000 Einwohnern bewohnt sind. Die meisten leben auf Mahé. Und für die Gäste aus dem betriebsamen Europa ist Mahé mit seiner Hauptstadt Victoria eigentlich ein idealer Ort für die erste Stufe der Entspannung. Fürs Ankommen und Akklimatisieren. Alles ist klein, familiär und vor allem unaufgeregt. Und zu sehen gibt es auch hier bereits einiges. Einen Markt, der vor exotischen Gemüsen und reifen Tropenfrüchten überquillt, bunte Gotteshäuser unterschiedlicher Religionen, versteckte Restaurants mit kreolischer Küche, Rumdestillerien und - Ausflüge auf die kleinen "Hausinseln".

Also erst einmal auf zur Marina. Dort trudelt schon ein buntes Völkchen ein, alle sitzen geduldig und warten auf das Boot. Und auf die Einladung des Captains, an Bord zu kommen, aber bitte ohne Schuhe. Die kommen in eine Plastikbox, der Motor räuspert sich, und dann geht's los. Das Ziel: die Île La Moyenne. Nur langsam gewöhnen sich die Augen an die tropische Sonne, ein wenig wird noch geblinzelt, vorbei an Thunfischtrawlern und einer Fischfabrik, an einer Kolonie von brütenden Graureihern und dann noch an einem neu erbauten Villenviertel. Eine luxuriöse Scheußlichkeit auf einem künstlichen Felswall mit eigenen, kleinen Badebuchten. "Eine Villa direkt an der Waterfront kommt auf drei Millionen Dollar", meint Stephen und zuckt die Achseln. Zu hässlich. Und ohnehin zu teuer. Für den Bootsführer und auch für uns.

Da ist der nächste Stopp schon viel erfreulicher, denn durch den Glasboden im Boot sind die ersten Korallen zu erspähen. Und bald darauf werden Flossen und Taucherbrillen verteilt. Ab ins Wasser also. Die Korallenbleiche hat auch hier zugeschlagen, aber die Seychellois sind nicht untätig: In dem kleinen Naturschutzgebiet rund um die Insel La Moyenne werden wieder kleine Korallen eingesetzt. Diese Art von Aufforstung scheint erfolgreich zu sein.

Auf La Moyenne selbst wird eine andere Art von Nachwuchs betreut. Die Insel mit ihren drei Aussichtspunkten, die 1961 ein schrulliger Engländer gekauft und mit allem Notwendigen ausgestattet hat, beherbergt eine Aufzuchtstation von Schildkröten. Die Aldabra-Riesenschildkröte führt hier - abseits von gefährlichen Schildpattfreunden und Suppenköchinnen - ein gemächliches Leben, sowohl die ausgewachsenen Exemplare, von denen manche an die 95 Jahre aufweisen, als auch die kleinen, noch flinkeren Tiere, die zum Schutz vor Räubern in Gehegen gehalten werden.

Für die meisten Besucher und Touristinnen auf dem Archipel geht es von Mahé aus direkt auf die zweitgrößte Insel Praslin. Wegen der bekannten Strände Anse Lazio und Anse Georgette, aber auch wegen der kleinen vorgelagerten Insel Curieuse. Hier darf gestaunt werden über die Größe und Anzahl der Riesenschildkröten, die auf dem kleinen Eiland ein eigenes Schutzgebiet haben. Sie lassen sich am Hals kraulen und nehmen bereitwillig kleine Bananen- oder Melonen-Spenden entgegen. Gerne auch aus der Hand, aber Vorsicht: Gut sehen die urwüchsigen Reptilien nur auf Distanz; was vor ihrem Schnabel so duftet, ist unscharf und wird leicht mit dem Finger des Spenders verwechselt.

Begehrt, streng geschützt und sogar Unesco-Weltnaturerbe ist eine weitere Kuriosität auf Praslin: die Coco de Mer, die den größten und schwersten Samen der Welt produziert. Eine für menschliche Augen etwas anzügliche Variante der Kokosnuss, erinnert sie doch an die wohlgeformten Rundungen eines Damenpopos. Junia ist Park Guide im Naturpark Vallée de Mai im Herzen der Insel und erklärt auf einem kurzen Rundgang gerne die Unterschiede zwischen Coco bleu, Coco rouge, Coco sec und Coco de Mer. Wer Letztgenannte als Souvenir kauft, sollte aufs Zertifikat achten, die Preise rangieren zwischen 150 und 300 Euro. Junia zeigt auch den Baum "Quatre Epices", dessen Blätter zum Würzen der Kokosmilch-Currys verwendet werden, und sogar ein Blick auf den seltenen "Kato noir" wird erhascht, den schwarzen Seychellen-Papagei. Der Star im Naturpark bleibt dennoch "Grand Père" - mit 30 Metern die größte Coco-de-Mer-Palme und rund 200 Jahre alt.

Zeit für den nächsten Schritt. Ausnahmsweise wird diesmal der Wecker gestellt, denn die Fähre verlässt die Anlegestelle in Baie Saint Anne am frühen Morgen. Das Ziel: La Passe auf La Digue. Nicht nur die Touristen lieben diese Nachbarinsel von Praslin, auch die Seychellois kommen gerne am Wochenende auf das autofreie Eiland. Am besten mit der ganzen Familie. Gar nicht auszudenken, wenn hier die motorisierte Fortbewegung erlaubt wäre. Doch so treten Groß und Klein fröhlich in die Pedale, um zu ihrem Lieblingsstrand zu gelangen. "Das ist eine Insel für Fahrräder", meint auch Yacinte. Er selbst kutschiert lieber einen der mehrsitzigen Clubcars, natürlich mit elektrischem Antrieb, die für bewegungseingeschränkte oder schlichtweg müde oder bequeme Passagiere bereitstehen.

Auf La Digue feiert das Klischee nun fröhliche Urstände. Etwa in Form eines der meistfotografierten Strände der Welt, bekannt - neben seinem Kollegen in der Dominikanischen Republik - als Bacardi Beach und Drehort des entsprechenden Werbeclips. Anse Source d'Argent nennt sich das malerische Stück aus Sand und rund geschliffenen Felsen. Den Prachtstrand hat man allerdings selten alleine, wer ein wenig Ruhe sucht, durchquert ein Stück tropischen Regenwald und findet diese auf der anderen Inselseite, an der Grand Anse, der Großen Bucht. Die macht ihrem Namen alle Ehre, ein weiter Bogen aus weißem, feinem Sand wird von imposanten Felsbrocken eingerahmt. Eindeutig ein Strand für Erwachsene, oder besser, für große Kinder, denn hier brechen mannshohe Wellen und spülen übermütige, lachende Wellenspringer zurück ans Land. Für ein wenig Schatten müssen dort jedoch vorerst ein paar aufgetürmte, dürre Palmwedel als Dach genügen.

Apropos Dach: Der unglaubliche Besucherstrom auf die Bilderbuchinsel hat die Regierung zu einem Stopp veranlasst. Keine neuen Hotels, Räder oder Clubcars. Schließlich soll das Paradies - wie in einem alten Lied von Joni Mitchell - nicht zubetoniert werden. Jules Radigond gibt dennoch nicht auf. Sein Restaurant "Chez Jules" ist wahrscheinlich das beste der Insel, Fischer bringen ihm den frischen Fang, Obst und Gemüse wachsen im Garten. Doch er bastelt unverdrossen an seinem "Sechssternehotel". Es heißt also abwarten und Kokoswasser trinken.


INFORMATION:

Anreise

Ethiopian Airlines, die schnellstwachsende Fluglinie Afrikas, fliegt vier Mal die Woche von Wien über Addis Abeba nach Mahé/Seychellen. Die Nachtflüge mit Boeing 787 Dreamliner erreichen am nächsten Vormittag das Ziel. Ethiopian ist Mitglied von Miles&More und damit auch von Rail&Fly der ÖBB). Besonders Zuckerl: In der Economy Class sind zwei Mal 23 Kilo Gepäck erlaubt, in der Cloud 9 (Business) zwei Mal 32 Kilo. Wer über die App bucht, erhält Preisnachlässe und Freigepäck.

www.ethiopianairlines.com

Inselhüpfen

Die rund einstündige Fahrt mit der "Island Hopper" zwischen Mahé und Praslin kommt auf umgerechnet 110 Euro. Wer Fährfahrten zwischen den Inner Islands bucht, sollte seinen Reisepass dabei haben und auf das zulässige Höchstgewicht des Reisegepäcks achten. Empfehlenswert ist es auch, Getränke mitzunehmen, es gibt keine Bordbar.

www.seychellesbookings.com
Der 15−minütige Flug mit Air Seychelles nach Praslin kostet 155 Euro, dafür genießt man Praslin und La Digue von oben. www.airseychelles.com

Das gilt auch für Helikopterflüge mit ZilAir (Rundflüge und Transfers),

zilair.com

Unterkünfte

Zimmer schon ab 80 Euro gibt es in Gästehäusern, ein Zimmer in Drei- und Vier-Sterne-Hotels ist ab rund 300 Euro zu haben. Das familiengeführte Hotel "Acajou" auf Praslin, direkt am Strand mit wunderbarem Restaurant im Kolonialstil, führt alle Kategorien, von Selbstversorger bis Luxus. www.acajouseychelles.com

Gute Adresse für An- und Abreisetag ist das L'Escale Resort mit Pool und Gourmetrestaurant.

lescaleresort.com

Tipp

Gesegelt wird zwischen den Inseln der Seychellen meist mit Katamaranen, ideal dafür sind Dezember und Jänner mit ihren Monsunwinden. Charterboote sind begehrt, man sollte sie rechtzeitig buchen, so wie Mietautos.

Info:www.seychelles.com