Dröhnende Motoren sind hier keine zu hören, wenn Küchenchef Oliver Drtina durch "seinen" Garten in Großlobming führt. Das mit viel Geschmack renovierte G'schlössl Murtal aus dem späten 19. Jahrhundert inmitten seines weitläufigen Parkgeländes wurde vom "Projekt Spielberg" übernommen und als eine Art "Countryclub" mit stimmungsvollen Suiten, Spa und alter Schankstube wiederbelebt. Kräuter, Gemüse und Obst der eigenen Gärtnerei sind Teil der regionalen Küche des Restaurants. Kein kleiner Teil: "Im Sommer können wir 80 Prozent des Bedarfs aller Häuser aus eigenem Anbau abdecken", freut sich Drtina.
Alle Häuser, das sind etwa auch das Hotel Steirerschlössl in Zeltweg oder der Hofwirt in Seckau - schon seit 1603 ein Wirtshaus und ebenso aufwendig restauriert -, also Restaurants und Hotels, die zum Projekt von Dietrich Mateschitz gehören und mit denen der Red-Bull-Chef neuen Schwung in seine Heimatregion bringen will.
Lokale Produzenten und Lieferanten sind wichtig, genauso wie die einheimische Bevölkerung, die das gastronomische Angebot ebenso nutzen soll. Denn neben exklusiven Diners gibt es herzhafte Landküche zu günstigen Preisen und Veranstaltungen wie das Erdäpfelfest und den Weihnachtsmarkt.
Und wer es genau wissen möchte, der nimmt Platz am "Chef's Table", einem festlich gedeckten Tisch - in der Küche. Drtina nimmt sich die Zeit, die Zutaten und Zubereitungsarten des Überraschungsmenüs zu erklären und erlaubt auch Blicke in die Töpfe.
Ein Kontrast zum "Countryclub" ist das Hotel Steirerschlössl in Zeltweg. Das originalgetreu renovierte Jugendstilhaus, einst Werkshotel der Voest, bietet ein exklusives Ambiente für den Businesslunch genauso wie für kunstvoll-kreative Gourmet-Menüs. Hier werkt Küchenchef Johannes Marterer auf Zwei-Hauben-Niveau bevorzugt mit Zutaten aus der Region. Mit den umliegenden Bauern werden auch neue Produkte entwickelt wie etwa die Sauerrahm- oder Grammelschmalzbutter. Sogar die japanische Zitrusfrucht Yuzu, Bestandteil des hochkomplexen Suppen-Gerichts "Kräutertee/Murhahn/ Yuzu", kommt aus dem Zitrusgarten von Ceron in Kärnten. Und Restaurantleiter und Sommelier Stefan Ebner betätigt sich sozusagen nebenbei als Käseaffineur im Untergeschoß - für feinen Weiß- und Rotschimmelkäse.
Für die einen nur Rahmenprogramm, ist der große Spielplatz Spielberg für andere Hauptanziehungspunkt in der Region. Seit 2014 lockt die Formel 1 Motorsportfreunde auf den Red Bull Ring, 2016 wird hier auch wieder der MotoGP stattfinden. Wer nicht nur bei den Spektakeln zusehen will, kann sich auch gern selbst in diversen Disziplinen austoben. Und, auch wenn so gar nicht Adrenalinjunkie, lässt man sich auf ein Geschwindigkeitskräftemessen auf dem Gokart-Track ein. Oder fährt - wenigstens als Beifahrer - mit einem geübten Fahrer im Offroad-Buggy über Schotter, Sand und steile Abhänge. Hoch her geht's vielleicht auch im KTM X-Bow auf dem kurvenreichen Kurs des Driving Center.
Dann tut Stille gut, um die Nerven wieder zu beruhigen. Etwa beim Fliegenfischen. Nach einigen Versuchen und strapazierter Armmuskulatur beißt dann vielleicht doch eine Forelle. Die darf jedoch wieder in die Mur zurück. Denn für den schuppigen Fang auf den Tellern der Restaurants sind glücklicherweise nicht die Gäste zuständig.
Ebenso wenig wie fürs Einfangen der Martinigänse, die derzeit quasi in gebratenem Zustand den Murtal-Besuchern in den Mund fliegen. Frisch, knusprig, steirisch also. Jetzt, in der Hochsaison für Federvieh-Genießer, kommen ausgesuchte Gansexemplare in den Betrieben des "Projekts Spielberg" auf den Teller.
Wer sich also nach einem Kulturspaziergang durch die Abtei Seckau oder einer Wandertour durch das in Herbstfarben schillernde Murtal rund um Zeltweg und Knittelfeld belohnen möchte, ist in den sechs Restaurants des Projekts bestens aufgehoben. Nach der Devise: Geschnatter statt Motorenlärm.



