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Ski fahren mit Behinderung

Die Schneesportschule Wildkogel hat sich darauf spezialisiert, Menschen mit Behinderung Ski fahren beizubringen oder sie dabei zu begleiten. Wie das funktioniert, erzählt Alexandra Innerhofer, die die Schule mit ihrem Mann leitet.

Ein Nischensport, der immer beliebter wird.
Ein Nischensport, der immer beliebter wird.

Erste Ansätze zum Skilauf für Menschen mit Behinderung gab es schon vor dem Zweiten Weltkrieg. Aber erst nach diesem Krieg gab es Tausende von jungen Männern, die als Soldaten im Krieg verletzt worden waren. Typisch waren Amputationen und Sehbehinderungen. Viele von ihnen waren davor gute Skiläufer gewesen und wollten auch mit Behinderung diesen Sport weiter ausüben. Erst in den 1980er-Jahren ermöglichte die Erfindung des Monoskigeräts Menschen in Rollstühlen, dieses winterliche Vergnügen auszuüben. Heute ist dank der technischen Entwicklung das Skifahren für viele Menschen unabhängig von Art und Schweregrad der Behinderung nahezu uneingeschränkt möglich.

Alexandra Innerhofer hat an der Sporthochschule in Köln Behindertensport und Rehabilitation studiert. "Mein Studienschwerpunkt war Wintersport für Menschen mit Behinderung", erklärt die gebürtige Deutsche. Später lernte sie im Skiurlaub im Pinzgau ihren Mann Markus kennen, dem die Schneesportschule Wildkogel gehörte. Heute führt das Ehepaar das Unternehmen gemeinsam. Alexandra Innerhofer liebt es - gemeinsam mit ihren geschulten Kolleginnen und Kollegen der Skischule -, Menschen mit Behinderung das Skifahren näherzubringen.

"Früher war es ein Nischen-Nischen-Nischenangebot. Heute ist es ein Nischenangebot, das immer beliebter wird. Es gibt schon einige Hotels, die so ein Rundumpaket für Menschen mit Beeinträchtigung anbieten, aber Skischulen, die das - neben dem regulären Skiunterricht - anbieten, gibt es nur sehr wenige", erklärt Alexandra Innerhofer. Auch dank Mund-zu-Mund-Propaganda wird die Nachfrage in der Schneesportschule Wildkogel in diesem Bereich größer und größer. "Wir haben mittlerweile einige Stammgäste, die Jahr für Jahr wiederkommen und uns weiterempfehlen", so die Chefin.

Privatkurse statt Gruppentraining

Bei skifahrenden Menschen mit Behinderung gilt es laut Alexandra Innerhofer, hauptsächlich zwei Gruppen zu unterscheiden. Auf der einen Seite sind dies alle Menschen, die aufgrund einer Gehbehinderung nicht stehend Ski fahren können, auf der anderen Seite sind das Kinder und Jugendliche mit Down-Syndrom. "Menschen mit Gehbehinderung haben meistens keinerlei Vorerfahrung. Für sie ist das Skifahren meistens völliges Neuland. Hier muss man beispielsweise schauen, welcher Sitzski zu einem passt. Die meisten Menschen mit Gehbehinderung wollen den Sitzski selbst steuern, aber es gibt zusätzliche Handicaps, die das unmöglich machen. Am Markt existieren zusätzlich fremdgesteuerte Geräte; hier steuert eine Betreuerin oder ein Betreuer den Sitzski von außen", führt Alexandra Innerhofer aus.

In der Schneesportschule Wildkogel erhalten Menschen mit Behinderung, die das Skifahren erlernen wollen, nur Privatunterricht. "Wir sind keine Fans von Gruppenkursen, sondern legen Wert auf individuelle Betreuung. Das Fremdsteuern eines Sitzskis erlernt man an einem Tag, vorausgesetzt, man ist ein guter Skifahrer. Das Selbststeuern hängt von der Beeinträchtigung ab. Bis man einen Monoski oder dergleichen beherrscht, dauert es länger. Da muss man wahrscheinlich öfter in den Skiurlaub fahren und zu uns kommen", sagt Alexandra Innerhofer.

Wenn es um ehrliches Feedback an die Mitarbeitenden der Skischule geht, sind Kinder und Jugendliche mit Down-Syndrom um einiges ehrlicher als Menschen mit Gehbehinderung. "Kinder und Jugendliche mit Down-Syndrom sind sehr direkt. Aber das hilft uns sehr, das Angebot weiter zu verbessern." Alexandra Innerhofer berichtet, dass die Schneesportschule Wildkogel diese Kurse bereits seit mehr als 20 Jahren anbietet. "Daher würde ich uns auf diesem Gebiet schon als eine Art Vorreiter bezeichnen!"

Was die Skischullehrerin schade findet: "Leider bieten Institutionen nur wenige Fortbildungen für skifahrende Menschen mit Behinderung an. Wir haben eine enge Zusammenarbeit mit der Firma Praschberger, die die Sitzski produziert. Ich versuche, dass ich hier immer möglichst auf dem neuesten Stand bin und mich auf eigene Faust weiter- und fortbilde", sagt Alexandra Innerhofer.

Anreise und Transport auf den Berg

Dank ihres Studiums verfügt sie über ein gewisses Grundwissen, das ihr in der täglichen Arbeit hilft. "Aber jeder Mensch ist anders, vieles in der täglichen Arbeit ist auch learning by doing." Auch manche blinde Menschen wollen gerne Ski fahren lernen, und das freut die Skischulbesitzerin sehr. "Da müssen wir aber natürlich die Hintergrundgeschichte ein wenig prüfen und das Krankheitsbild kennen", gibt sie zu. Bei körperlichen Handicaps - zum Beispiel, wenn Lähmungsarten hinzukommen - sei ebenfalls Vorsicht geboten.

Wie funktioniert denn für Menschen mit Behinderung die Anreise ins Skigebiet bzw. der Transport von Sitzski und Co. auf den Berg? "Für Menschen mit Gehbehinderung sind die Anreise und das Erreichen des Skigebiets ohne Betreuung fast nicht möglich. Der Sitzski hat einen Steuerungsbügel. Wenn jemand gut Ski fahren kann, da kann ich mich nur wiederholen, erlernt er das in ein paar Stunden", so Alexandra Innerhofer.

Die Schneesportschule Wildkogel bietet den Gästen an, die an die Skischule gelieferten Sitzski auf den Berg zu transportieren. "Das wird oben mitverstaut und ist für Menschen mit Behinderung, die das Skifahren bei uns erlernen wollen oder sich skifahrend verbessern wollen, eine sehr große Erleichterung."

Wie kann sich ein Laie einen Sitzski vorstellen? Ein Sitzski verfügt über eine Sitzschale, die über eine Feder mit einem Ski (Monoski oder Biski) verbunden ist. Diese Feder ist ganz schön schwer und deshalb sind Sitzski schwer zu heben bzw. etwas sperrig, wie Skischulbesitzerin Alexandra Innerhofer weiß. "Man benötigt einen Rollwagen, um Sitzski gut auf den Berg und wieder runter transportieren zu können."