Im Muzej Lectar, dem Lebkuchenmuseum in Radovljica, darf auch mit angepackt werden – beim Lebkuchen-Workshop.
Honig oder Schokolade? Das kleine Städtchen Radovljica macht Naschkatzen die Entscheidung ganz und gar nicht leicht. Vor allem in der Winterzeit. Zuerst geht's ins interaktive Imkereimuseum ins Schloss - nicht von ungefähr, sind doch die Slowenen zu Recht stolz auf die hohe Kunst der Bienenzucht, die sie unter Kaiserin Maria Theresia bis an den österreichischen Kaiserhof gebracht haben. Dann geht's in die Lebkuchenwerkstatt, wo nach alter Handwerkstradition die Zelten verziert werden. Die steinernen Torbögen draußen und der Hauptplatz sind bereits festlich geschmückt.
Schon im Herbst beginnen die Vorbereitungsarbeiten für die Weihnachtsdekorationen. Künstliches und Kitsch sind verpönt. Geschickte Hände binden aus Weiden Skulpturen und Girlanden aus Nadelbaumzweigen. Dazwischen finden sich ein paar Marktstände mit regionalen Produkten. So still und heimelig, wie diese Zeit eigentlich sein sollte.
Der Duft von Kakaobohnen und Estragon führt direkt in das Schokoladengeschäft von Gregor und Nataša Mikelj. Die beiden haben sich hier ihren Traum verwirklicht und zeigen bei Schokoladenworkshops, wie würzige Kräuter, die man eher in Kochtopf und Pfanne vermutet, zu einem cremigen, überraschend aromatischen Kern einer Praline werden. Gut, dass es draußen kalt ist und die Geschenke in der Einkaufstasche auf dem Weg nach Ravne na Koroškem nicht schmelzen.
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Gregor und Nataöa Mikeljs süßer Traum: die Schokomanufaktur in Radovljica.
Dieses kleine Städtchen nämlich, nah an den Karawanken und auch ganz in der Nähe der Kärntner Grenze, ist durch die Eisenindustrie groß geworden. Das alte Eisenwerkmuseum und ein paar lieblose Wohnblöcke zeugen davon. Schloss und Schlosspark hingegen bilden ein prachtvolles Ensemble mit modernem Museum.
Und um dieses herum entstanden über Jahrzehnte hinweg im Skulpturengarten Forma Viva kunstvolle Meisterwerke aus Stahl. Jedes Jahr verwirklichte ein anderer internationaler Künstler seine Ideen, von denen so manche bei einem gemütlichen Winterspaziergang unter freiem Himmel entdeckt werden. Im Schnee verwandeln sich einige von ihnen sogar in spannende Lichtskulpturen.
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Auf Schnee besonders schön: beleuchtete Stahlskulptur im Forma Viva.
Nur ein paar Kilometer davon entfernt ist die Römerquelle des Kotlje-Mineralwassers. Reich an Eisen, schreiben ihm die Einheimischen hier ganz besondere Heilkräfte zu und setzten es als linderndes Mittel für Lungen- und Magenkranke ein. Zur Zeit der Donaumonarchie kam es als eines der besten Tafelwasser auf die Tische in Klagenfurt, Graz und Wien. Heute füllen durstige Winterwanderer beim Brunnen ihre Wasserflasche auf.
Zum Aufwärmen geht es ins Nachbarstädtchen Slovenj Gradec, früher auch bekannt als Windischgrätz. Sie ist eine der ältesten Städte Sloweniens und war schon im 13. Jahrhundert bekannt. Im mittelalterlichen Schloss ist heute das Rathaus einquartiert, und Kulturinteressierte können ganz beschaulich durch das Stadtzentrum mit den hübschen Fassaden flanieren. Drei Stopps sollten hier auf keinen Fall ausgelassen werden: das Geburtshaus des Komponisten Hugo Wolf, die Heimat einer speziellen Cremeschnitte und die Kerzenmanufaktur der Familie Perger, die immerhin die Taufkerze für den Sohn von Donald Trump fertigte, nun ja. Tipp: Wer der Stadtmauer aus dem 14. Jahrhundert folgt, kommt bei zahlreichen schönen Fotomotiven vorbei!
Das Hugo-Wolf-Museum ist ein liebevoll gestaltetes Museum über die frühen Jahre des bekannten österreichischen Komponisten. Für den hyperaktiven Jungen war die Schule nichts, dafür spielte er früh Klavier und Violine. Ihm zu Ehren gibt es in der Stadt den Hugo-Wolf-Kaffee, der hervorragend zu einer Zagreber Cremeschnitte in der Konditorei Šrimpf passt. Von hier aus wanderte das Cremeschnittenrezept nach Bled weiter, wo es - diesmal ohne Schokoguss - berühmt wurde.
Neben Lebkuchen gibt es bei Lucian Perger auch Kerzen. In der neunten Generation führt er die Familientradition fort und hält das Lebzelterei-Handwerk aufrecht. Im Sommer auch beim großen Mittelalterfest in der Stadt, bei dem sich Fans dieser vergangenen Zeit aus ganz Europa treffen. Bunt und lebensfroh. Etwas außerhalb des Zentrums kann in der Gostilna Murko nicht nur gut gegessen werden. Die junge Generation hat in der Garage eine kleine Gin-Destillerie eingerichtet, wo für Gäste mit ein wenig professioneller Anleitung der ganz eigene Gin entsteht, zum Freuen und Mit-nach-Hause-Nehmen.
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Gin-Destillerie in Gostilna Murko
Alle drei Städte sind historisch eng mit Kärnten verbunden. Das spiegelt sich auch im Namen wider: Die Region im Norden wird als Koroška bezeichnet, das ist eigentlich der slowenische Name für Kärnten. Allerdings liegt Koroška durchaus noch in Slowenien: eine Gegend, die noch zu den echten Geheimtipps für Entdecker und Genießer zählt. Sehr ursprünglich. Gelassen und ohne große Inszenierung.
Da kann auch das Städtchen Ptuj weiter östlich mithalten. Eingehüllt in Nebel, der von der Drau aufsteigt, wirkt Ptuj im Winter besonders geheimnisvoll. Etwas versteckt im Kleinen Schloss befindet sich hier eine der schönsten Bibliotheken Europas, direkt neben den ältesten Weinkellern Sloweniens.
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In Sloweniens ältester Stadt wird zuletzt der Winter ausgetrieben: Ptuj.
Wenn in der dunklen Jahreszeit die Flaschen geleert sind, laufen die "Kurent" lärmend durch die Stadt, um den Winter zu verjagen. Inzwischen gehört das lebhafte, übermütige Treiben der zotteligen Figuren zum Unesco-Welterbe. Mit den dumpfen Klängen ihrer Glocken, durch die Luft knallenden Peitschen, alten Sprüchen und Gesängen sowie frisch gebackenen Krapfen wird Platz für den Frühling gemacht. Bis zum nächsten Winter in Slowenien.
Kleine, historische Städte in Slowenien Essen & Schlafen: Gostilna Murko: Geheimtipp für Gin-Liebhaber, etwas außerhalb der Stadt, direkt am Fluss. Bei Workshops kann man hier seinen eigenen Gin machen: www.gostilnamurko.com oder www.ginarnica.com Haus Ančka: Stylisches Boutiquehotel mit Restaurant im Stadtzentrum von Slovenj Gradec: www.hisaancka.si Hiša Linhart: Schönes Boutiquehotel mit alten Fresken, Restaurant von Sternekoch Uroš Štefelin, der sich ganz der Regionalität verschrieben hat und selbst eine Landwirtschaft betreibt: www.hisalinhart.si/en Slaščičarna Šrimpf: Café-Konditorei mit den besten Zagreber Cremeschnitten in Slovenj Gradec, Info auf Facebook.