"Selbstversorgung kann man schon versuchen, ist aber richtig viel Arbeit." Ganz nüchtern betrachtet die Salzburger Gärtnerin und SN-Autorin Veronika Schmeikal die Frage nach der Möglichkeit, den eigenen Garten als Nahrungslieferanten zu nützen: "Mit einem ein mal ein Meter großen Hochbeet, fünf Salaten und ein paar Radieschen funktioniert das nicht." Was es braucht, wenn man diese Idee ernsthaft verfolgt, ist ein Bauerngarten wie früher, der mindestens zehn mal zehn Meter groß ist.
Aus dem Garten selbst versorgen
Gemüse, Obst oder Kräuter anzubauen liegt im Trend. Immer mehr Menschen versuchen, sich damit zumindest zum Teil selbst zu versorgen.

"Ein echter Selbstversorgergarten ist richtig viel Arbeit."
Und da beginnt die Arbeit auch schon, denn es bedarf dafür eines Pflanzplans, viel Know-hows und Ausdauer. "Schon jetzt sollte man sich um die Schnecken kümmern", empfiehlt die Expertin. Auch die Samen für Zucchini, Gurken oder Fisolen sollten schon zu keimen beginnen, allerdings im geschützten Raum. "Ich habe neuerdings Kohlsprossen angesetzt, das sind super Pflanzen, die bis zu einen Meter hoch werden und bis in den Februar hinein geerntet werden können."
Selbstversorger sollten außerdem schon diverse Salate gepflanzt haben, die auch Kälte und Schnee vertragen, etwa Asiasalate, dazu Radieschen oder Porree ausgesät haben. "Praktisch sind auch Winterheckenzwiebel, die man ebenfalls bis in den Winter hat." Sinnvoll ist eine Kooperation mit den Nachbarn, denn Asiasalate oder Radieschen entwickeln beim Säen viel zu viele Pflanzen, die kann man dann teilen und weitergeben.
Kälteempfindlich ist Sellerie und sollte deshalb noch nicht ausgepflanzt werden. Fenchel, Stangensellerie und diverse Kohlarten wie Kohlrabi oder Frühkraut finden sich hingegen schon in den Beeten. Sprossenpflanzen wie Kresse oder Alfalfa-Sprossen kann man jetzt schon säen, aber noch keine Erbsen.
Auch Erdäpfel kann man schon einsetzen. Schmeikal: "Die finde ich ohnehin gut, allein das Ernten ist eine archaische Arbeit." Zeit lassen sollte sich der potenzielle Selbstversorger/die Selbstversorgerin bei extrem wärmeliebenden Früchten wie Zucchini, Tomaten, Gurke oder Kürbis. Auch für Physalis, Chili oder Paprika sollte man die Eisheiligen abwarten. Pflücksalate sind zunehmend beliebt (auch auf Balkonen), man muss aber drei bis vier frische Garnituren einplanen. Rucola ist da viel dankbarer, aber auch Vogerlsalat.
Sorgen bereiten der Gärtnerin die Veränderungen in der Jahreszeit
"Wir haben jetzt im März und April immer schon einen Vorfrühling mit warmen Temperaturen. Ende April/Anfang Mai kommt dann immer noch ein Kälteeinbruch, wenn auch nicht unbedingt mit Frost. Aber es reichen schon vier Grad, dass vieles kaputtgeht. Mir kommt vor, da verschiebt sich derzeit einiges." Und das führt natürlich dazu, dass die Gartenfreunde schon an den ersten warmen Tagen Pflanzen aussetzen, für die die Zeit noch nicht gekommen ist.
Schmeikal weist immer wieder darauf hin, dass es so manche Pflanze gibt, die viel Betreuung benötigt. Tomaten etwa, die gerne angebaut werden, aber unter Dach stehen sollten, Bewässerung und Dünger sowie "Zupfen" brauchen. "Ich weiß nicht, ob sich der Einsatz da auszahlt." Chilis sind diesbezüglich besser, während Paprika auch "viel Staude bei relativ wenig Ertrag" sind. Pfefferoni oder Spitzpaprika eignen sich da besser. Schmeikal: "Je größer die Frucht, desto mühsamer ist die Betreuung."
Bequemlichkeit steht bei der Gartenbetreuung im Vordergrund
Das lästige Thema "Betreuung" ist natürlich auch eines für die einschlägige Industrie und den Handel. Zwar sollte bewässert werden, aber gleichzeitig auch Wasser gespart, weiß Klaus Endres von Gardena: "Es ist deshalb in Teilen Südeuropas schon verboten."
Nach seiner Erfahrung ist eine Bewässerung im eigenen Garten automatisiert am besten, weil etwa mit einer Tröpfchenbewässerung 60 bis 70 Prozent des Wasserverbrauchs gegenüber dem händischen Gießen eingespart werden können. "Beim Gießen verdunstet viel, weil man ja nicht weiß, wann es genug ist." Eine moderne Tröpfchenbewässerung verfüge über Sensoren in der Erde und könne die Wassermenge daher auf die Bedürfnisse der Pflanzen abstimmen. "Wir bieten nun schon eine Sensorik an, die auch auf Wettervorhersagedaten zurückgreift. Denn es bringt ja nichts zu bewässern, wenn es ohnehin in zwei Stunden regnen wird."
"Automatische Bewässerung ist besser als händisches Gießen."
Solche Systeme seien finanziell erschwinglich und für verschiedenste Anforderungen, Größen und Bedürfnisse einstellbar. Das funktioniert sogar in einer großen Stadt, etwa in Wien. "Auch hier wollen die Menschen mehr Selbstversorgung. Das schmeckt gut und man weiß, wo es herkommt. Und es hat auch etwas mit Entspannung und Wohlfühlen zu tun", sagt Endres.
Allerdings sind die Möglichkeiten in der Stadt eingeschränkt, oft ist es nur das Fensterbrett oder der Balkon, der für Kräuter etc. genützt werden kann. Dort lassen sich auch Tomatentöpfe aufstellen. Apropos Arbeitsaufwand: Spezielle Scheren ermöglichen es neuerdings, die geschnittenen Kräuter direkt aufs Brot zu streuen. "Bequemlichkeit steht im Vordergrund", sagt der Experte. Deshalb gibt es spezielle Sammelgeräte für Obst, die das Bücken ersparen, oder auch Hochbeete, die immer individueller den Kundenwünschen entsprechend gestaltet sind. Startersets sorgen auch bei urbanen Hochbeeten für eine passende Bewässerung, sogar dann, wenn es keinen Wasseranschluss gibt.
Der "Selbstversorgung" steht damit nichts im Weg, auch wenn das Garteln in der Stadt eher etwas mit "ein bisschen stolz sein" zu tun hat als mit echter Lebensmitteleigenversorgung. Denn dafür braucht man Platz und Möglichkeiten und, wie Veronika Schmeikal betont hat, auch eine ausdauernde Motivation das ganze Jahr hindurch für die Lust auf Gartenarbeit.