Bei Häuslbauern, die ihr Haus gut dämmen und gleichzeitig einen Beitrag zum Klimaschutz leisten wollen, stehen ökologische Dämmstoffe aktuell hoch im Kurs. Wann aber spricht man überhaupt von einem ökologischen Dämmstoff? Obwohl es keine einheitliche Definition gibt, sind damit in der Regel nachwachsende, nicht synthetisch hergestellte oder recycelte Materialien gemeint, die eine gute CO2-Bilanz aufweisen. Sehr wichtig: Ein als nachhaltig bezeichneter Dämmstoff sollte unbedingt auch nach Gebrauch ohne Belastung für Natur und Umwelt entsorgt werden können. Über den ökologischen Gesichtspunkt hinaus werden Dämmstoffe natürlich auch hinsichtlich ihrer technischen Eigenschaften beurteilt. Parameter wie Wärmeleitfähigkeit, Brandschutzklasse und Dampfdiffusionsfähigkeit spielen ebenso wie bei herkömmlichen Produkten eine zentrale Rolle.
Holzfaserplatten

Holzfaserplatten werden aus Resthölzern der Sägeindustrie erzeugt. Das Holz wird zunächst zu Hackschnitzeln zerkleinert, dann thermisch und mechanisch zu feinen Holzfasern verarbeitet. Für diesen Arbeitsschritt bestehen zwei Möglichkeiten: Das Nass- und das Trockenverfahren. Das sogenannte Nassverfahren setzt dabei auf holzeigene Bindekräfte, um die Masse zu Fasern aufzuschließen, das Trockenverfahren arbeitet mit einem Bindemittel. Anschließend erfolgt die Pressung zu Platten. Die Holzfaserdämmung wird in unterschiedlichen Varianten angeboten, etwa als Dämmstoffplatten für die Innen- und Außendämmung, als Klemmplatten für die Zwischensparrendämmung, in stabiler Ausführung für Aufsparrendämmungen oder mit Nut- und Federprofilen. Holzfaserdämmung bietet einen effizienten Schutz vor Wärmeverlusten innerhalb des Hauses, aber auch vor Lärm oder übertragenem Schall. Eine weitere Besonderheit ist die Schutzschildfunktion gegenüber Hitze. Die Holzfasern arbeiten dabei wie ein Pufferspeicher, der Sommerhitze speichert und das Eindringen der Wärme verlangsamt.
Schafwolle

Schafe werden ein bis zwei Mal pro Jahr geschoren und geben dabei 2,5 bis 7 Kilogramm Wolle. Nach der Schur wird die Wolle zunächst gewaschen und entfettet. Anschließend wird das Material homogenisiert und bis zur Einzelfaser aufgelöst. Auf diese Weise kann ein Vlies hergestellt werden, das so lange aufgeschichtet wird, bis das notwendige Gewicht erreicht ist. Dieser Prozess wird entweder mechanisch, durch Vernadeln oder durch thermische Verfestigung in einem Ofen durchgeführt. Wichtig ist, den Schafwolldämmstoff mit einem Antimottenmittel zu behandeln, da das Material empfindlich gegenüber Insektenbefall ist. Ansonsten bietet dieser Dämmstoff jedoch eine ganze Reihe von Vorteilen: Schafwolle ist diffusionsoffen und geruchsneutral, antistatisch und schmutzabweisend sowie resistent gegen Schimmelpilze. Bis zu 33 Prozent ihres Eigengewichts kann Schafwolle an Feuchtigkeit aufnehmen, im Faserinneren binden und wieder abgeben. Der hohe Lufteinschluss in den Faserzwischenräumen sorgt dafür, dass die Dämmwirkung auch in feuchtem Zustand erhalten bleibt. Eine andere Besonderheit der Wolle ist die Tilgung von Gerüchen und Luftschadstoffen. Diese Wirkung beruht auf dem Protein Keratin, dessen reaktionsfreudige Aminosäuren mit Luftschadstoffen wie beispielsweise Formaldehyd oder Ozon reagieren und diese dauerhaft binden. Schafwolle eignet sich zur Wärmedämmung von Dächern, Wänden, Decken und Außenfassaden, als Trittschalldämmung sowie als Stopfwolle oder Hohlraumdämpfung.
Flachs
Um Dämmplatten aus Flachs herzustellen, werden aus der Pflanze die Stängel beziehungsweise Kurzfasern gewonnen, die mechanisch verfilzt werden. Unter Zugabe von Klebern oder mit sogenannten Vliesbildnern werden die Kurzfasern geschichtet und zu unterschiedlich starken Matten verarbeitet. Zusätzlich dazu werden den Fasern oft verschiedene Salze beigefügt, die als Brandschutzmittel fungieren sollen. Dämmstoffe aus Flachs besitzen eine hohe Formbeständigkeit, sie schrumpfen nicht im eingebauten Zustand. Durch natürliche Bitterstoffe sind die Dämmstoffe von Natur aus widerstandsfähig gegen Schädlingsbefall durch Insekten.
Flachs hat auch einen sehr geringen Wasserdampf-Diffusionswiderstand und kann unbeschadet Feuchtigkeit aufnehmen. Als Außendämmung ist Flachs jedoch nicht geeignet.
Zum Einsatz kommt das Material da, wo keine hohe statische Belastung auftritt. So wird es bevorzugt für die Dämmung von Holzkonstruktionen verwendet. Erhältlich sind Wärmedämmfilz und Dämmplatten zur Wärme- und Schalldämmung sowie Stopfmaterial zum Ausstopfen von Fugen und Hohlräumen als ökologische Alternative zum herkömmlichen Montageschaum.
Schilf

Schilf wird in Österreich traditionell vor allem am Neusiedler See geerntet. Es wird bis zu vier Meter hoch und wächst bis in zwei Metern Wassertiefe. Nach der Ernte werden die getrockneten Pflanzen zu Platten, Rollen oder Matten weiterverarbeitet. Bei der Verarbeitung zu Dämmplatten werden die einzelnen Schilfhalme eng zusammengepresst und mit Draht verbunden. Eine andere Möglichkeit bietet das Verkleben mit Weißleim. Schilf ist durch seine luftgefüllten Hohlräume lärm- und schallhemmend, verrottet kaum und ist auch relativ resistent gegen Feuchtigkeit. Es hat einen sehr hohen Kieselsäuregehalt und besitzt deshalb gewisse Brandschutzeigenschaften. Zudem hat das Material eine hohe Stabilität, ist aber dennoch formbar und somit zum Beispiel für gewölbte Decken gut einsetzbar. Schilf wird als gehäckseltes Schilfgranulat (meist in Verbundplatten), Platten, Rollen sowie in Form von Dämmmatten bis zehn Zentimeter Dicke geliefert. Diese eignen sich als Putzträger mit wärmedämmender Wirkung im Innen- und Außenbereich, für Wand- und Deckenkonstruktionen sowie zur Verkleidung von Mauerwerk. Schon seit Jahrhunderten haben sich Schilfmatten als Putzträgermatten für Kalk- oder Lehmputze bewährt, weshalb sie auch heute oft für die Sanierung von alten Gebäuden eingesetzt werden. Schilfmatten können auch problemlos wieder ausgebaut und als Dämmung weiterverwendet werden.