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Das sind die Wohntrends 2025: Farben, Materialien und Individualität

Natürliche Materialien, mutige Farbkombis und individuelle Designs laden dazu ein, einzigartige Wohnräume zu schaffen, die nicht nur funktional, sondern vor allem perfekt an die jeweilige Lebenssituation angepasst sind.

Im Jahr 2025 stehen bei der Innenraumgestaltung ganz klar Individualität und mutige Kombinationen im Mittelpunkt.
Im Jahr 2025 stehen bei der Innenraumgestaltung ganz klar Individualität und mutige Kombinationen im Mittelpunkt.

Die Trends in der Innenarchitektur sind weit mehr als flüchtige Modeerscheinungen, vielmehr spiegeln sie aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen wider und geben uns einen Einblick in die Werte und Bedürfnisse einer Gesellschaft. Auf den internationalen Fachmessen für Innenarchitektur und Design zeichnen sich bereits jetzt die Wohntrends für 2025 ab.

Selina Binder betreibt ein Studio für Innenarchitektur und Möbelhandel am Alten Markt in Salzburg.
Selina Binder betreibt ein Studio für Innenarchitektur und Möbelhandel am Alten Markt in Salzburg.

Innenarchitektin Selina Binder gibt im Gespräch mit den SN einen ersten Einblick, welche Farben, Formen, Oberflächen und Materialien im kommenden Jahr besonders angesagt sind.

Frau Binder, welche Stile stehen 2025 bei der Innenraumgestaltung im Fokus?
Selina Binder: Allgemein ein aufgeräumtes, reduziertes und funktionales Design in Verbindung mit dem kreativen und spielerischen Einsatz von gestalterischen Akzenten verschiedener Stilrichtungen. Auch der Einfluss von Retro-, Vintage- und Landhauselementen nimmt zu - allerdings modern minimalistisch interpretiert und mutig mit anderen Stilelementen kombiniert.

Welche Formen und Farben sind dabei besonders angesagt?
Im kommenden Jahr dominieren im Möbel- und Textildesign organische, weiche Formen. Beliebt sind ovale Formen und das Experimentieren mit Freiformen sowie abgerundeten, geometrischen Formen, die den gewissen nostalgischen "Retro-Look" entstehen lassen.

Neben dezenten Naturtönen, sind auch kühle Töne wieder im Kommen.
Neben dezenten Naturtönen, sind auch kühle Töne wieder im Kommen.

Farblich bleiben dezente Naturtöne weiter im Trend, ergänzt durch kräftige, warme Herbsttöne, beispielsweise Ocker, Terracotta, Rost und Aubergine sowie zarte, kühle Pastelltöne wie Jade, Lavendel, Eisblau und helles Grau. Für eine harmonische Optik können jeweils verwandte Farben miteinander kombiniert werden. Aber auch mutige Farbkombinationen von einerseits kräftigen, warmen Tönen und andererseits zarten, kühlen Tönen sind momentan besonders angesagt. Solche Verbindungen erzeugen Frische, Lebendigkeit, Spannung und Individualität.

Wie sieht es bei den Materialien aus?
Die Nachfrage nach dunklen Hölzern, insbesondere Nussbaum, steigt. Auch gebeiztes Holz, v. a. von Eiche und Esche, ist interessant, die Strukturen dürfen dabei sichtbar bleiben. Beliebt sind aktuell auch getöntes bzw. farbiges Glas als Gestaltungselement sowie edle, metallische Oberflächen mit gebürsteter Struktur. Dabei kommen neben den bereits sehr populären, warmen Bronze- und Messingtönen nun auch wieder verstärkt kühle, metallische Oberflächen wie Edelstahl, Aluminium und Chrom zum Einsatz. Ganz allgemein geht der Trend von vorwiegend deckenden, matten Optiken hin zu glänzenden Oberflächen.

2024 erlebten Strukturstoffe wie Bouclé, Samt oder Cord ein starkes Revival - welche Rolle spielen Haptik und Textur im Jahr 2025?

Kuschelig weiche Stoffe gewinnen zunehmend an Bedeutung.
Kuschelig weiche Stoffe gewinnen zunehmend an Bedeutung.

Haptiken und Texturen sind essenziell für die Innenraumgestaltung - sie erzeugen Atmosphäre und Wohlbefinden, sorgen für Wärme und Komfort. Zunehmende Bedeutung gewinnen vor allem Stoffe, die angenehm, kuschelig und weich sind. Bouclé, Cord und Teddy sind demnach noch nicht auserzählt, vielmehr wird hier mit Variationen gespielt - von fein bis grob, von schmal bis breit. Durch das Kombinieren von unterschiedlichen Haptiken und Texturen werden Kontraste betont und Spannungen erzeugt, was einem Innenraum wiederum Einzigartigkeit, Charakter und Charme verleiht.

Gemusterte Textilien und kuschelig weiche Stoffe gehören zu den Wohntrends 2025.
Gemusterte Textilien und kuschelig weiche Stoffe gehören zu den Wohntrends 2025.
Gemusterte Textilien gehören zu den Wohntrends 2025.
Gemusterte Textilien gehören zu den Wohntrends 2025.

Bezüglich der Farben wird übrigens auch bei den Strukturstoffen insgesamt weniger auf uni gesetzt, dafür sind mehrfarbige sowie grafische, gemusterte Textilien und Animal-Prints stark im Kommen.

Was sind die wichtigsten Trends in Sachen Deko und Accessoires?
Angesagt sind Dekorationsartikel aus recycelten oder nachhaltigen Materialien sowie Handarbeit und Unikate. Auch hier geht der Trend zu mutigen Muster- und Farbkombinationen. Kräftige Farben spielen dabei eine große Rolle, ebenso außergewöhnliche, organische Formen sowie Vintage- und Retro-Elemente.

Erwarten uns im kommenden Jahr nennenswerte technologische Neuheiten, z. B. in den Bereichen Smart Home oder Beleuchtung?
Die Integration von KI in Smart-Home-Lösungen ist derzeit ein zentrales Thema in der Innenarchitektur. Ziel ist es, noch mehr Möglichkeiten in der Steuerung zu erhalten und so den Wohnkomfort, die Sicherheit und Energieeffizienz weiter zu steigern. Intelligente Sprachassistenten könnten beispielsweise eine Steuerung mittels Sprachbefehlen ermöglichen, voreingestellte Szenarien, wie "Abendessen", "Spieleabend", "Arbeiten" etc. sind jetzt schon als Bestandteil einer Smart-Home-Steuerung möglich. Mittels KI können dabei routinierte Abläufe der Bewohner erkannt und Beleuchtung, Sound, Heizung etc. automatisch an das persönliche Nutzerverhalten angepasst werden. Die Analyse und Optimierung des Energiebedarfs sowie die Analyse und automatische Anpassung der optimalen Lichtverhältnisse sind weitere spannende Möglichkeiten, die mittels KI umgesetzt werden könnten.

Welchen Stellenwert nehmen 2025 die Funktionalität und Flexibilität von Möbeln im Innenraumdesign ein?
Der Fokus auf multifunktionales Möbeldesign und flexible, durchdachte Raumkonzepte nimmt stetig zu. Das passiert vor allem auch im Sinne des allgemeinen Trends zu mehr Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein. Denn durch maßgeschneiderte Einrichtungslösungen, die an den persönlichen Bedarf angepasst, und flexibles Mobiliar, das auf einfache Weise ausgetauscht und repariert werden kann, werden Ressourcen geschont und Abfall reduziert. Diese Form des nachhaltigen Wohnens setzt das bewusste Auseinandersetzen mit dem eigenen Geschmack, individuellen Bedürfnissen und den Anforderungen an den eigenen Wohnraum voraus. Es geht also auf der einen Seite darum, seinen eigenen Stil zu finden und sich den eigenen Lebensumständen entsprechend einzurichten, und auf der anderen Seite, den Nutzen eines Raums zu erkennen und durch eine fundierte Planung auszuschöpfen. Das ist oft gar nicht so einfach, da Trends allgegenwärtig sind und uns jederzeit beeinflussen, auch unbewusst. Umso wichtiger ist es, trotz aktueller Trends den Fokus auf die eigene Identität nicht zu verlieren und die Einrichtung an unseren Lebensstil anzupassen, nicht andersherum.

Steht der individuelle Stil also letztlich immer über dem Trend?
Das Interessante daran ist, der aktuelle Trend ist Individualität. Dabei kommt es weniger darauf an, welche konkreten Farben, Oberflächen und Materialien in der persönlichen Einrichtung ihren Platz finden, vielmehr geht es darum, sich mit dem persönlichen Geschmack und den eigenen Bedürfnissen auseinanderzusetzen und beides mutig und individuell in der Gestaltung der eigenen vier Wände zum Ausdruck zu bringen. Genau das ist auch die spannende Aufgabe von uns Innenarchitektinnen: Die Persönlichkeit, den Charakter, die Werte und Bedürfnisse der Bauherren gemeinsam mit ihnen herauszufiltern, dazu das Potenzial von Räumen zu erkennen, um daraus ein ganzheitliches Raum- und Einrichtungskonzept zu erstellen - sozusagen ein Konzentrat aus der Identität der Bauherren und den Chancen der Räume herzustellen. So entstehen nachhaltig gute Projekte und zufriedene Kundinnen und Kunden.