SN.AT / Leben / Wohnen

Der Weg führt zur Miete

Der Immobilienmarkt ist spürbar im Wandel. Bestellerprinzip und Kreditvergaben beschleunigen die Veränderungen.

Die Menschen übersiedeln öfter, immer mehr im Mietbereich.
Die Menschen übersiedeln öfter, immer mehr im Mietbereich.

Erst Corona, dann der Ukraine-Krieg. Steigende Kreditzinsen, unsichere Zukunft - die Gründe, warum das Interesse an großen Immobilien-Investments im vergangenen Jahr zurückgegangen sind, liegen auf der Hand und spiegeln sich auch in einer FindMyHome-Statistik wider. Verglichen wurde dabei das Interesse der Österreicherinnen und Österreicher an Wohnimmobilien zur Miete beziehungsweise im Eigentum. Hier geht die Miete als klarer Sieger hervor.

Miete klarer Sieger im Vergleich zum Eigentum

Die Statistik verzeichnet beim Eigentum einen Rückgang der Anfragen von rund 25 Prozent. Das hat zwei Gründe: Zum einen wurden von Investoren in den vergangenen Jahren vorwiegend Wohnimmobilien in Neubauprojekten als Anlage für Vermietung erworben, die für den Endkunden als Käufer nicht zugänglich sind. Zum andern treibt es Interessenten, die im niedrigen bis mittleren Einkommenssegment angesiedelt sind, aufgrund der "Kreditvergabe neu" immer mehr zur Miete, da die Finanzierung von Eigentum immer schwieriger wird. Neben der hohen Anforderung an Eigenmitteln kommen sukzessiv steigende Kreditzinsen dazu.

Was in weiterer Folge dazu führt, dass sich die Kundinnen und Kunden einfach sicherer fühlen, Wohnobjekte zu mieten. In diesem Segment wurde 2022 im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung von 5,5 Prozent errechnet. Und es sind vor allem Häuser, die gefragt sind: Während die Bundeshauptstadt hier einen Zuwachs von 34,4 Prozent verzeichnet, waren außerhalb Wiens 2022 gar rund 54 Prozent mehr Objekte im Angebot als 2021.

Haus in Miete oder Eigentum

Ob Miete oder Eigentum - das Thema Haus ist nach wie vor ein sehr großes, insgesamt 62 Prozent aller Immobilieninteressierten suchten in diesem Segment. Gerade in interessanten Lagen gibt es hier mehr Bedarf als Angebot. Wobei der Verkauf mittlerweile einen langen Atem und eine höhere Vermarktungsreichweite braucht. Viele Bauträger melden, dass rund 80 Prozent der Kaufinteressenten im Finale keine Finanzierung bekämen - somit heißt es für den Verkäufer: zurück zum Start.

Auch in der Statistik ist ersichtlich, dass die Kunden gern öfter den Wohnsitz wechseln, deutlich öfter als es noch vor zehn Jahren der Fall war. Die Immobilie ist zwar einerseits immer mehr ein sicherer Rückzugsort mit einem hohen Anspruch an individuelle Gestaltung, andererseits aber auch ein Investment mit weniger Bindung und höherer Flexibilität als noch vor einem Jahrzehnt.

Das per 1. Juli 2023 in Kraft tretende Bestellerprinzip und die aktuell steigenden Zinsen werden den Markt noch einmal ordentlich durchrütteln, denn es wird den Mietenmarkt in puncto Transparenz und Angebotsvolumen definitiv verändern. Hilfreich könnten Adaptionen bei der Kreditvergabe sein, letztlich fehlt es den Banken ja massiv an Neukunden im volumenstärksten Finanzierungssegment.