SN.AT / Leben / Wohnen

"Wir brauchen mehr Impulse für den Wohnbau"

Über das Bau- und Wohnpaket der Bundesregierung zeigt sich die Fertighausbranche erleichtert, sie ist aber längst nicht restlos zufrieden.

Energieeffizienz zählt seit Anbeginn zu den Stärken des Fertigbaus.                        
Energieeffizienz zählt seit Anbeginn zu den Stärken des Fertigbaus.                        

Viele junge Familien haben den Traum vom eigenen Haus zuletzt ad acta gelegt: Stark gestiegene Preise und strenge Richtlinien bei der Kreditvergabe haben viele potenzielle Baufamilien von ihren Vorhaben abgehalten. Mit dem neuen Wohnbaupaket und einer kleinen Erleichterung bei der KIM-Verordnung haben die Bundesregierung und die Finanzmarktaufsicht nun vor Kurzem einige Hürden aus dem Weg geräumt. Attraktive Landesförderungen von bis zu 200.000 Euro mit einem Fixzinssatz von nur 1,5 Prozent und der Wegfall einiger Nebengebühren sollen das Baugeschäft ebenso ankurbeln wie eine Änderung bei der KIM-Verordnung, die es den Banken erleichtern soll, die Ausnahmekontingente tatsächlich auszuschöpfen.

Für die Fertighausbranche sind die Maßnahmen Schritte in die richtige Richtung. "Das Wohnbaupaket bringt definitiv die richtigen Impulse", betont Hartl-Haus-Geschäftsführer und Vorstandsmitglied des Fertighausverbandes Yves Suter. "Durch die attraktiven und niedrig verzinsten Landesförderungen wird der Weg zu Eigenheim und Unabhängigkeit erleichtert, es bedarf aber noch weiterer Impulse."

Eine rasche Umsetzung der angekündigten Maßnahmen sei nun ebenso notwendig wie zusätzliche weitere Schritte. "Die Bundesländer müssen die im Rahmen des Baukonjunkturpakets angekündigten Regelungen zu den günstigen Krediten möglichst rasch beschließen", fordert auch der Geschäftsführer des Fertighausverbandes, Christian Murhammer. Als unabdingbar sieht er auch eine strenge Zweckwidmung für die von den Ländern verwalteten Wohnbaugelder an. In den vergangenen Jahren waren mit den Mitteln für den Wohnbau in allen Bundesländern auch andere Vorhaben finanziert worden.

Umdenken bei der Wohnbauförderung erforderlich

Zudem treten die Mitglieder des Österreichischen Fertighausverbandes für eine Rückbesinnung auf den Grundgedanken der Wohnbauförderung ein, die in den Anfängen einen ausschließlich sozialen Hintergrund hatte, wie Murhammer ausführt. Auch einkommensschwächere Bevölkerungsschichten sollten sich mithilfe der Förderung besseren Wohnraum leisten können. "Später sind auch ökologische Aspekte dazugekommen, weil man eben das ökologische Bauen forcieren wollte", erklärt er weiter. "Die niedrigen Zinsen der vergangenen Jahre haben allerdings dazu geführt, dass viele Baufamilien auf die Wohnbauförderung verzichtet haben, um die teilweise kostenintensiven Vorgaben der Förderstellen nicht berücksichtigen zu müssen."

Der Rückgang bei der Inanspruchnahme der Fördergelder habe laut Murhammer dazu geführt, dass die Länder das Geld aufgrund der fehlenden Zweckwidmung vermehrt in andere Bereiche investiert hätten. "Mittlerweile hat sich die Situation aber, wie wir wissen, wieder dramatisch verändert. Das erfordert ein Umdenken, der soziale Aspekt muss wieder in den Mittelpunkt rücken", sagt Murhammer. Er befürwortet - unter anderem - die Anhebung der Verdienstgrenzen für die Inanspruchnahme der Förderungen, um gegen den Wohnungsmangel in den Bundesländern ankämpfen zu können.

Verordnung für die Vergabe von Immobilienkrediten als Hemmschuh

Akuten Handlungsbedarf sieht der Österreichische Fertighausverband auch bei der sogenannten KIM-Verordnung, die seit knapp eineinhalb Jahren die Vergabe von Immobilienkrediten restriktiv regelt: Um einen Kredit für Haus oder Wohnung zu bekommen, muss eine Eigenkapitalquote von 20 Prozent vorhanden sein, die Laufzeit des Darlehens darf maximal 35 Jahre betragen und die Höhe der monatlichen Rate darf 40 Prozent des Haushaltseinkommens nicht überschreiten.

"Viele Hausträume scheitern an der 40-Prozent-Hürde."
Christian Murhammer
Geschäftsführer FVV

Die von Branche und Banken befürchteten negativen Auswirkungen dieser Regelung seien mittlerweile eingetroffen, so die Mitglieder des Fertighausverbandes unisono. Die Zahl der Hypothekarkredite sei massiv eingebrochen, ebenso die Zahl der Baubewilligungen und der Fertigstellungen. Viele Hausträume scheiterten vor allem an der 40-Prozent-Hürde. "Diese Grenze muss unbedingt entschärft werden. Schließlich hinterfragt auch niemand, wie viel Prozent des Haushaltseinkommens für die Miete ausgegeben wird", sagt Daniel Gruber, Vorstandsmitglied im Fertighausverband und Geschäftsführer von Vario-Haus. Vorstandskollege Thomas Scheriau schließt sich an: "Die KIM-Verordnung ist nicht nur für unsere Kunden belastend, sondern auch für die Baubranche und die gesamte Volkswirtschaft."

Typisch Fertighaus

Allgemein wird aufgrund des Wohnbaupakets mit einem leichten Anstieg der Bautätigkeit gerechnet. Die Rahmenbedingungen sind für die Baufamilien allerdings nach wie vor nicht einfach, weshalb der Sicherheitsaspekt verstärkt in den Fokus rückt. Das erleichtert die Entscheidung für ein Fertighaus: Vorteile wie Fixpreisgarantie, klar geregelte Zahlungsabläufe, garantierte Qualität und ein Maximum an Nachhaltigkeit biete nur der Fertigbau. "Nachhaltigkeit und Energieeffizienz zählen seit Anbeginn zu den Stärken des Fertigbaus und sind daher auch in praktisch jedem neuen Fertighaus Fixpunkte", skizziert Christian Murhammer das typische Fertighaus des Jahres 2023. "Es hat eine Wohnfläche von 130 Quadratmetern und ist mit einer Wärmepumpe ausgestattet. Standard ist auch eine Photovoltaikanlage in jedem zweiten Fertighaus."

Bei den Ausbaustufen dominiert die schlüsselfertige Variante mit einem Anteil von fast 52 Prozent. 40,7 Prozent wurden im Vorjahr belagsfertig geliefert, 7,5 Prozent der Käufer haben sich für ein Ausbauhaus entschieden. Die durchschnittlichen Preise zeigen, dass Fertighäuser auch für die breite Masse leistbar sind: 16 Prozent der Fertighäuser kosteten weniger als 200.000 Euro, 45 Prozent lagen zwischen 200.000 und 300.000 Euro, 38 Prozent kosteten mehr als 300.000 Euro.