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Leichte Entspannung bei der weltweiten Bautätigkeit

Finanzielle Zwänge sind weiterhin der wichtigste Faktor. Fachkräftemangel und hohe Baukosten bleiben weltweit ein Problem.

Die internationale Bautätigkeit könnte in den nächsten Monaten wieder einen Aufschwung verzeichnen.
Die internationale Bautätigkeit könnte in den nächsten Monaten wieder einen Aufschwung verzeichnen.

Das Wachstum im Baugewerbe nimmt auf globaler Ebene wieder etwas Fahrt auf, auch der Ausblick für Bautätigkeit bei Gewerbeimmobilien wird wieder etwas freundlicher. Das zeigen die Ergebnisse des RICS Global Construction Monitor (GCM) für das vierte Quartal 2024. Demnach hat die Dynamik zum Jahresende wieder leicht zugenommen und auch die Arbeitsauslastung in allen Sektoren ist mehr oder weniger stark angestiegen. "Darüber hinaus bleiben die Aussichten für die kommenden zwölf Monate in vielen Teilen der Welt allgemein positiv, auch wenn einige Länder weiterhin ein vorsichtigeres Zukunftsbild zeichnen", heißt es in dem Bericht.

Angeführt wird die Verbesserung des Index von Nord- und Südamerika. Im Gegensatz dazu bleibt das Bild in Europa insgesamt verhaltener, auch wenn der Baustimmungsindex (CSI) für das vierte Quartal leicht im positiven Bereich liegt.

Eine Aufschlüsselung der Ergebnisse auf Länderebene zeigt, dass die Ergebnisse in China deutlich weniger negativ ausfielen, obwohl der chinesische CSI im globalen Kontext immer noch relativ schwach ist. In anderen Teilen der APAC-Region weisen Indien, Singapur und Malaysia weiterhin positive CSI-Werte auf.

Auf dem amerikanischen Kontinent verzeichneten die USA im vierten Quartal einen starken Anstieg des CSI-Wertes. "Dies ist auf eine Zunahme der Arbeitsauslastung zurückzuführen, wobei insbesondere die Infrastruktur eine starke Zunahme der Dynamik verzeichnete", heißt es. Auch die Ergebnisse für Kanada sind über alle Sektoren meist positiv, obwohl sie im Gegensatz zu den USA nicht auf eine gesamte Belebung des Marktes hindeuten.

In der Region MEA (Mittlerer Osten/Afrika) gehören Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate im weltweiten Vergleich weiterhin zu den Spitzenreitern, da beide Märkte robuste Gesamtergebnisse liefern. Ebenfalls bemerkenswert in der Region sind die jüngsten Ergebnisse für Südafrika, wo der CSI den stärksten Gesamtwert für das Land seit der Einführung der Umfrage im Jahr 2019 erreichte, angeführt von einem soliden Wachstum in den Kategorien Infrastruktur und Gewerbeimmobilien.

In Europa hat sich die Marktaktivität in Spanien deutlich belebt, im Gegensatz dazu meldeten Frankreich und Deutschland negative Zahlen, wobei sich der CSI in Deutschland verbesserte.

Die Befragten rechnen in allen Weltregionen weiterhin mit einem Anstieg der Arbeitsauslastung im Infrastrukturbereich im kommenden Jahr, auch wenn die Erwartungen in den anderen erfassten Sektoren in Teilen der Welt stärker variieren. In Nord-, Mittel- und Südamerika wird für das kommende Jahr eine besonders kräftige Ausweitung der Infrastrukturtätigkeit prognostiziert. Diese positive Entwicklung ist vor allem in den USA zu beobachten, gleichzeitig sind die US-Befragten auch optimistischer geworden, was die Aussichten für die Bautätigkeit von Gewerbeimmobilien angeht.

Am anderen Ende der Skala sind die Erwartungen für den Gewerbeimmobilienbau in Europa nur leicht positiv, wobei in den meisten Ländern für das kommende Jahr ein leichter Anstieg erwartet wird. Im Gegensatz zur allgemeinen Entwicklung sind die Befragten in Frankreich pessimistischer geworden und rechnen nun mit einem Rückgang beim Bau von Gewerbeimmobilien.

Für den privaten Wohnungsbausektor erwarten die Befragten sowohl in Europa als auch in der APAC-Region einen Anstieg der Arbeitsauslastung in den nächsten zwölf Monaten, wobei auch die meisten Länder innerhalb dieser Regionen eine positive Einschätzung abgeben. Es gibt jedoch einige bemerkenswerte Ausnahmen: Frankreich, Deutschland und China gehören zu den wenigen Ländern, in denen ein Rückgang der privaten Wohnungsbauaktivitäten erwartet wird.

Finanzielle Zwänge waren global erneut der am häufigsten genannte Faktor, der als Hemmnis für die Bautätigkeit genannt wurde. Dieses Thema stand nun in jedem der vergangenen fünf Quartale ganz oben auf der Liste der Hindernisse. Zudem trugen verschärfte Kreditbedingungen im vierten Quartal nicht zur Entlastung bei. Dennoch erwarten 19 Prozent der Befragten eine gewisse Lockerung des Kreditumfelds in den kommenden zwölf Monaten.

Neben den finanziellen Zwängen geben fast 50 Prozent der Befragten weiterhin an, dass sich die Materialkosten negativ auf die Bautätigkeit auswirken. Obwohl dies nach wie vor ein wichtiges Thema ist, hat sich der Anteil derer, die diesen Faktor nennen, in den letzten Quartalen stetig verringert. Auch der Fachkräftemangel ist nach wie vor ein weitverbreitetes Problem: 51 Prozent weltweit gaben an, dass fehlende qualifizierte Arbeitskräfte die Geschäftstätigkeit behindern, auch wenn dieser Druck nicht mehr ganz so stark ist wie noch 2021/2022.

Ein großer Teil der Befragten erwartet, dass sich die Gewinnspannen der Branche im kommenden Jahr verbessern werden. Die Umfrageteilnehmer, die in MEA und Nord- und Südamerika tätig sind, sind optimistischer bei den Aussichten für die Gewinnspannen.

Die Ergebnisse für Europa zeigen ein insgesamt stabiles Gesamtbild, wobei das moderate Wachstum der Arbeitsauslastung im Infrastrukturbereich weitgehend durch stagnierende Entwicklungen im privaten Wohnungsbau und im Gewerbeimmobilienbereich ausgeglichen wird. Auf Länderebene zeigt sich jedoch eine wachsende Divergenz zwischen den verschiedenen Ländern.

Die Ergebnisse auf europäischer Ebene zeigen weiterhin eine Zunahme der Arbeitsauslastung in allen großen Bereichen im kommenden Jahr. Allerdings wurden diese Erwartungen zurückgeschraubt. Viele Befragte gehen von einem Anstieg der Infrastrukturtätigkeit in den nächsten zwölf Monaten aus. Auch für den privaten Wohnungsbau wird ein Anstieg des Arbeitsvolumens erwartet. Mit einigem Abstand zu diesen Sektoren ist die Zukunftsprognose für den Gewerbeimmobilienbau nur geringfügig positiv.