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Regenwasser sammeln und unterirdisch speichern

Niederschlag muss nicht einfach im Kanal verschwinden. In einem Tank aufgefangen, lässt sich damit hervorragend der Garten bewässern. Eine Zisterne bietet Platz für Tausende Liter.

Bei Neubauten werden inzwischen regelmäßig Zisternen in den Garten eingesetzt.
Bei Neubauten werden inzwischen regelmäßig Zisternen in den Garten eingesetzt.

Ums Wasser muss man sich hierzulande noch keine Gedanken machen. Einfach den Hahn aufdrehen und schon sprudelt es kristallklar aus ihm heraus. Wir können uns sogar den Luxus leisten, mit Trinkwasser den Garten zu gießen.

Pflanzen mögen es, wenn sie mit weichem Wasser gegossen werden.
Pflanzen mögen es, wenn sie mit weichem Wasser gegossen werden.

Abgesehen davon, dass Pflanzen das oftmals kalkhaltige Wasser gar nicht mögen, ist es aus ökologischer Sicht sinnvoll, die Wasserressourcen zu schonen und mit Regenwasser den Durst der Pflanzen zu stillen - Stichwort Regentonne beziehungsweise Wassertank. Beide Varianten sind jedoch optisch nicht jedermanns Sache, auch nehmen sie Platz weg, fassen nur mehrere Hundert Liter und müssen im Herbst ausgeleert werden. Es gibt allerdings eine Alternative: eine Zisterne - ein im Boden verbauter Speicher.Zisternen haben ein Volumen von mehreren Tausend Litern und sammeln das Regenwasser, das über Dachrinnen und Fallrohre in sie fließt. Ein installierter Filter sorgt dafür, dass Blätter, Moos oder Ästchen nicht in den Tank gelangen. Mit einer Pumpe wird das gesammelte Wasser bei Bedarf aus der Zisterne geholt. Die ist entweder separat erhältlich oder bei Plug-in-Systemen schon integriert.

Zwei Materialien für Zisternen

Die Tanks gibt es entweder aus Kunststoff oder aus Beton. Preislich halten sich beide Varianten ungefähr die Waage. "Kunststoffzisternen sind allerdings leichter zu handhaben. Zisternen aus Beton sind hingegen sehr schwer und müssen mit Maschinen verbaut werden", erklärt Ziviltechniker Johann Karl vom Ingenieurbüro Karl & Peherstorfer, das auch einen Standort in Oberndorf hat. Wer mit einer Betonversion liebäugelt, sollte dabei berücksichtigen, dass der Standort der Zisterne mit einem Bagger erreichbar ist. Eine Betonzisterne hat jedoch den Vorteil, dass sie auch unter der Einfahrt platziert werden kann, weil sie dem Druck eines Fahrzeugs standhält.

Unabhängig vom Material der Zisterne ist der Einbau gleich. Zunächst einmal muss eine Grube ausgehoben werden, auf deren Boden eine Kiesschicht kommt, die verdichtet und eingeebnet wird. Johann Karl rät zu einer zehn Zentimeter dicken Schicht, auf der die Zisterne ruht. Nachdem der Tank mit dem Verbindungsrohr an das Fallrohr der Regenrinne angeschlossen wurde, kann die Grube wieder aufgefüllt werden. Die letzte Schicht ist Erde, auf die die ausgestochene Grasnarbe oder Rollrasen kommt. Oder man sät Grassamen frisch an. Von der Zisterne ist letztlich nur mehr der Schacht sichtbar.

Einflüsse auf die Größe einer Zisterne: Niederschlag, Dachfläche und Wasserbedarf

Welche Größe sie haben soll, hängt von mehreren Faktoren ab: der örtlichen Niederschlagsmenge, der Dachfläche und dem Regenwasserbedarf. Möglich ist nämlich auch, dass der Niederschlag für die Waschmaschine und die Toilettenspülung genutzt wird.

"Ein zweites System hat nur bei einem Neubau Sinn."
Johann Karl
Ziviltechniker

Ist das erwünscht, ist eine größere Zisterne nötig. Wer vorhat, das Regenwasser als Brauchwasser zu nutzen, sollte zunächst bei seiner Gemeinde nachfragen, ob er das überhaupt darf, rät Johann Karl. Ist die Nutzung möglich, braucht es im Haus ein zweites Wassersystem mit einem eigenen Zähler. Einen nachträglichen Einbau dieses zweiten Systems in ein bestehendes Haus betrachtet Johann Karl als sehr aufwendig und schwierig. Es müsste sehr sauber gearbeitet werden, damit Trink- und Brauchwasser nicht in Kontakt kommen. Schlimmste Folge wäre eine Verkeimung des Gemeindenetzes, erklärt Karl. "Ein zweites System hat dann Sinn, wenn ein neues Haus gebaut wird", findet er deshalb.

Apropos sauber: Ein Mal im Jahr gehört die Pumpe der Zisterne gewartet, auch der Filter sollte regelmäßig gereinigt werden. Im Tank entstehen Ablagerungen, die gelegentlich herausgeschaufelt oder abgepumpt gehören. Johann Karl rät dazu, dass ein Kanaldienst diese Arbeiten übernimmt. Wer das selbst machen will, sollte extrem vorsichtig sein. "Im Tank könnten Faulgase entstehen und die sind tödlich. Man spricht vom Silotod. In Schächte einzusteigen ist mit einem Risiko verbunden."

Unter dem Strich hilft eine Zisterne, Wasser zu sparen. Allerdings fallen zunächst Kosten für die Anschaffung, den Einbau und den Anschluss an, die sich erst nach Jahren amortisieren.