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Upcycling-Möbel: Alte Hülle, pfiffiges Innenleben

Mit Emotionen behaftete Möbel, die ihre Funktion verloren haben, sind kein Fall für den Sperrmüll, sondern für Raimund Sandhoff.

Schmucke Möbel aus den 1930ern bis 1960ern überraschen nach ihrem Umbau mit raffinierten neuen Funktionen gemäß Raimund Sandhoffs Motto „Aus alt mach anders“.
Schmucke Möbel aus den 1930ern bis 1960ern überraschen nach ihrem Umbau mit raffinierten neuen Funktionen gemäß Raimund Sandhoffs Motto „Aus alt mach anders“.
Schmucke Möbel aus den 1930ern bis 1960ern überraschen nach ihrem Umbau mit raffinierten neuen Funktionen gemäß Raimund Sandhoffs Motto „Aus alt mach anders“.
Schmucke Möbel aus den 1930ern bis 1960ern überraschen nach ihrem Umbau mit raffinierten neuen Funktionen gemäß Raimund Sandhoffs Motto „Aus alt mach anders“.
Schmucke Möbel aus den 1930ern bis 1960ern überraschen nach ihrem Umbau mit raffinierten neuen Funktionen gemäß Raimund Sandhoffs Motto „Aus alt mach anders“.
Schmucke Möbel aus den 1930ern bis 1960ern überraschen nach ihrem Umbau mit raffinierten neuen Funktionen gemäß Raimund Sandhoffs Motto „Aus alt mach anders“.

Es war einmal ein alter Plattenspieler mit integriertem Radio. Der funktionierte zwar nicht mehr, stand aber dennoch über Jahre hinweg in einer Grazer WG. Als sich diese nach und nach auflöste, nahm niemand das gute Stück mit. Schließlich "erbte" es der letzte WG-Bewohner, der es seinem Schwager Raimund Sandhoff schenkte. Das war vor etwa neun Jahren.

Alte, wertige Möbel sind zum Wegwerfen zu schade

Das defekte Gerät ließ in Sandhoff, Inhaber der Firma Stammdesign in Perwang, die Idee reifen, was er aus alten, nicht mehr funktionierenden Möbeln machen kann. Denn zum Wegwerfen findet er sie schlicht zu schade. "Es sind schließlich extrem aufwendige und sehr komplexe Möbel, die vom Handwerklichen her Tischlermeisterleistungen sind", erklärt er. Deshalb erhalten die Möbel ein neues Innenleben, das mit raffinierten Kombinationen überrascht.

Mit neuem Innenleben zum raffinierten Designerstück

Nach dem Ausbau der kaputten Geräte überlegen Sandhoff und sein Mitarbeiter Lukas Lemmel, der den Umbau hauptsächlich vornimmt, womit das Möbel aufwarten soll. Abhängig vom Platz gibt es eine Reihe von Möglichkeiten. Oftmals wird eine Bar eingebaut. Machbar sind allerdings auch ein Humidor zur Aufbewahrung von Zigarren, eine Musikbox, ein Plattenspieler, eine Handyladestation oder Geheimfächer. Lemmel hat aber auch schon Tresore eingebaut, sei es für Schmuck, Uhren oder auch für Handfeuerwaffen. Natürlich erfüllen die Waffentresore die rechtlichen Anforderungen und ihre Tauglichkeit ist zertifiziert. Fächer und Kästen der Möbel werden mit hochwertigen Seidenstoffen tapeziert, Rückwände mit Spiegeln verkleidet, Böden mit Glaseinlagen vor Gebrauchsspuren geschützt. Damit alles optimal in Szene gesetzt wird, baut Lemmel auch eine Beleuchtung ein. Die Stoffe bezieht Sandhoff von dem Kärntner Traditionsunternehmen Rettl; kleine Flächen werden mit Stoffresten tapeziert. Glas und Spiegel kommen von einem lokalen Glaser. Dabei handelt es sich ebenfalls um Reste oder um Flächen, die aus kaputtgegangenen Scheiben herausgeschnitten werden.

Aufmöbeln aber nicht Restaurieren

Bislang wurde Möbeln aus den 1930er- bis 1960er-Jahren in der Werkstatt in Perwang ein zweites Leben eingehaucht. Sandhoff findet Möbel bei Antiquitätenhändlern, im Internet oder auf Flohmärkten. Nach Messeauftritten mit seiner neuen Marke "Aus alt mach anders" bringen ihm auch Menschen, die dort seinen Stand mit den Upcycling-Möbeln gesehen haben, Stücke vorbei. "Sperrmüll nehmen wir nicht", betont Raimund Sandhoff. "Das Möbelstück muss von der Wertigkeit her etwas Feines sein." Entstehen soll ein "Genussmöbel, das die Sinne anspricht". Es kommt schon einmal vor, dass Sandhoff ein aus seiner Sicht langweiliges Möbel ablehnt, denn dann fehlt die Motivation für den Umbau. "Es muss uns Spaß machen. Und es muss immer ein raffiniertes Möbelstück werden, das durch den Umbau eine neue Wertigkeit erfährt", gibt Sandhoff vor. Außerdem betont er: "Wir bauen keine Möbel. Wir restaurieren sie auch nicht. Die Originalpatina ist sichtbar." Abgeschliffen und lackiert werden die Stücke nicht. Sie werden lediglich gereinigt und Kratzer werden retuschiert. "Dann kommen noch ein bisschen Öl und Wachs drauf", ergänzt Lukas Lemmel. Er kommt eigentlich aus dem Küchenbau und macht bei Stammdesign Tische. Während er sich mit dem Prototyp und den ersten Stücken befasste, wuchs in ihm die Liebe am Aufmöbeln. Er verkabelt die Möbel, übernimmt das Tapezieren und tüftelt gerne, denn jedes Exemplar ist unterschiedlich.

Fertiges Upcycling-Möbel kaufen oder eigenes Möbel umbauen lassen

Nach erfolgreichem Umbau erhält jedes Designerstück einen traditionellen Vornamen, wie Ferdinand, Maximilian, Franz Joseph, Konstantin oder Ludwig. "Ein Möbel braucht einen Namen zur Charakterförderung", erklärt Sandhoff. Der Name verleihe dem Stück eine Persönlichkeit.

Wer Interesse etwa an einem Ferdinand oder Ludwig hat, kann bei Sandhoff das fertig umgebaute Stück kaufen. Oder der Kunde wählt sich einen Rohling aus dem Lager aus und bittet um Vorschläge für Einbauten. Er kann aber auch mit einem eigenen Möbel nach Perwang kommen, an dem Emotionen haften, wie etwa dem alten Fernseher von der Oma. Der lässt sich in eine Bühne verwandeln, auf der alles in Szene gesetzt werden kann, wie zum Beispiel Spirituosen und Gläser oder Bücher. Vorschläge für Möglichkeiten liefern Sandhoff und Lemmel oder der Kunde hat bereits eigene Vorstellungen, die auf ihre Umsetzbarkeit hin überprüft werden. "Wir zerstören keine funktionierenden Möbel", betont Sandhoff. "Es sei denn, der Kunde wünscht es."

Und was ist aus dem WG-Plattenspieler geworden? Den hat Sandhoff natürlich auch aufgemöbelt und ihn seinem Schwager zurückgeschenkt.