Die Coronapandemie hat nicht nur den Immobilienmarkt völlig durcheinandergebracht, sondern auch die persönliche Wahrnehmung, wo man denn genau leben möchte, welches Umfeld gewünscht ist, wie die Raumaufteilung und die Wohnfläche sein sollen und ob man Eigentum oder Miete bevorzugt.
Studie offenbart Wohntrends in Salzburg
Gerade in einem Bundesland wie Salzburg gehen dabei die Wünsche stark auseinander, einerseits stehen ländliche Wohngegenden hoch im Kurs, weil das Einfamilienhaus nach wie vor die mit Abstand präferierte Wohnform ist. Andererseits ist die Nachfrage nach Wohnformen in städtischen Gebieten ebenfalls steigend. Das zeigt eine aktuelle Integral-Studie im Auftrag von Erste Bank und Sparkassen und S-Real. Die Studie wurde nicht nur in ganz Österreich durchgeführt, sondern es gibt auch eine spezielle Auswertung für die Bundesländer, also auch für Salzburg.
Der Homeoffice-Schub durch die Pandemie hat hier die Nachfragesituation verändert. Immer öfter wollen die Menschen in der Stadt wohnen und alle entsprechenden Vorteile genießen, andererseits ist es angenehm, sich fürs Homeoffice aufs Land zurückzuziehen, wo in der Regel mehr Platz zur Verfügung steht und mehr Ruhe konzentriertes Arbeiten ermöglicht.
Stadtvorlieben der Generation Z
Die Vorliebe für die Stadt ist durch die Generationen hindurch verschieden groß, auch das bestätigt die aktuelle Studie. Denn die sogenannte Gen Z (also die jungen Menschen, die zwischen 1995 und 2010 auf die Welt gekommen sind) hat eine ausgesprochene Vorliebe für das Wohnen in einer großen Stadt.
27 Prozent der Befragten wollen dort leben, weitere 17 Prozent in einer mittleren oder kleinen Stadt.
Mittelgroße Städte gewinnen an Beliebtheit
Je älter die Menschen sind, desto weniger groß ist die Vorliebe für eine große Stadt, sie sinkt auf 20 Prozent bei der Gen Y (Personen, die zwischen 1981 und 1996 geboren wurden), während nur 15 Prozent der Gen X (Jahrgänge 1965 bis 1980) die große Stadt bevorzugen.
Allerdings stehen die mittelgroßen Städte hoch im Kurs. Zwischen 14 Prozent (Gen Y) und 17 Prozent (Gen Z) wollen die Vorteile von mittelgroßen Städten genießen.
Ganz anders ticken auch in diesem Zusammenhang die sogenannten Babyboomer, also jene Menschen, die bis zum Jahr 1964 geboren wurden und nun an der Schwelle zur Pension stehen oder diese Schwelle schon überschritten haben. Diese Schwelle verändert auch die Wohnbedürfnisse und Vorlieben enorm. Die "Boomer" zieht es in die Ballungszentren. Oft genug ist das Einfamilienhaus auf dem Land nach dem Auszug der Kinder viel zu groß, die Betreuung mühsam. Da locken die Städte mit ihrer Infrastruktur und den kurzen Wegen. 16 Prozent der Boomer wollen laut Studie in einer großen Stadt wohnen, 34 Prozent in einer mittleren Stadt und weitere 27 Prozent zumindest in Stadtnähe. Nur 23 Prozent, das ist der niedrigste Wert aller Generationen, wollen auf dem Land wohnen, drei Viertel zieht es also in die Städte oder zumindest in die Stadtnähe.
Stadtleben bietet Vorteile für Boomern
Das ist bei den "Boomern" nicht verwunderlich, denn die Vorteile der Stadt überwiegen: Infrastruktur, öffentliches Verkehrsnetz, keine Hausbetreuungsarbeiten mehr, Ärzte, Spitäler und Pflegeeinrichtungen in der Nähe sowie oftmals die Kinder samt deren Familien in erreichbarer Entfernung sprechen eine deutliche Sprache.
Und es ist auch kein Wunder, dass es die Gen Z ebenfalls in die Städte oder deren Nähe drängt. Gerade wenn es um die Ausbildung, den beruflichen Einstieg und Karrieremöglichkeiten geht, haben sehr oft die Städte die Nase vorn. In vielen Branchen spielt die berufliche Musik sprichwörtlich in den großen Städten, für Österreich gesprochen in erster Linie in Wien.
Wien beeinflusst Mietmarkt entscheidend
Wer in der Stadt lebt, der steht vor allem vor der Frage: Miete oder Eigentum? Hier zeigt die Studie die Sonderstellung der Bundeshauptstadt: In Wien leben gerade einmal 18 Prozent der Menschen im Eigentum, der Rest in Miete. Das ist einerseits der Geschichte der Stadt geschuldet mit ihren Tausenden Zinshäusern, teils mit architektonischer Pracht und dem besonderen Flair großzügiger Grundrisse, von hohen Räumen und Doppelflügeltüren. Andererseits auch dem im internationalen Vergleich sehr hohen Anteil an städtischen Wohnbauten sowie der starken gemeinnützigen Wohnungswirtschaft. Letztere bietet natürlich auch Eigentum an.
In mittelgroßen Städten wie etwa Salzburg liegt der Eigentumsanteil bei 35 Prozent, für das gesamte Bundesland gerechnet bei 49 Prozent. Mit einer Gesamteigentumsquote von 55 Prozent liegt Österreich im internationalen Vergleich allerdings weiterhin zurück, der Durchschnitt in der EU liegt bei 69 Prozent. Vieles spricht also für Eigentum im städtischen Bereich, die Rahmenbedingungen dafür - Stichwort Finanzierung - sollten sich in den nächsten Monaten und Jahren wieder deutlich verbessern.