Am Tag vor der Krönung von König Charles III. und Königin Camilla haben die Vorbereitungen für das royale Großevent ihren Höhepunkt erreicht. Der 74-jährige Monarch und seine 75-jährige Frau trafen am Freitag am frühen Nachmittag für eine letzte Probe an der Westminster Abbey in London ein. Der König winkte den Schaulustigen, die im Nieselregen versuchten, einen Blick auf das Königspaar zu erhaschen.
1) Königliche U-Bahn-Durchsage
Zum verlängerten Krönungswochenende in Großbritannien werden Bahnreisende von ihrem König persönlich zur Vorsicht aufgefordert. Der 74-jährige Monarch, der am Samstag in der Westminster Abbey zum König gekrönt werden soll, hat mit seiner Frau Camilla eine Bahndurchsage aufgenommen. Diese soll am Wochenende und am Krönungsfeiertag am Montag im gesamten Streckennetz der Züge in Großbritannien und der Londoner U-Bahn zu hören sein. "Meine Frau und ich wünschen Ihnen und Ihren Familien ein wunderbares Krönungswochenende", beginnt Charles die Ansage. Camilla sagt darauf: "Wo auch immer Sie reisen, wir hoffen, Sie haben eine sichere und angenehme Reise." Der König schließt mit dem in der Londoner Underground häufig zu hörenden: "Please mind the gap" (Bitte achten Sie auf den Abstand zwischen Zug und Bahnsteigkante).
2) Der Treueschwur
Die eigentliche Krönungszeremonie in der Westminster Abbey soll zwei Stunden dauern. Dazu gehört unter anderem die Salbung des Königs und der Königin und das Aufsetzen der Kronen durch den Erzbischof von Canterbury, Justin Welby. Für einen peinlichen Moment könnte die Aufforderung zum Treueschwur an die Gemeinde und alle Zuschauer an TV-Bildschirmen sorgen. Die Ankündigung davon hatte bereits im Vorfeld einen Shitstorm in sozialen Medien ausgelöst. Viele Menschen lehnten es ab, dem König die Treue zu schwören, vor allem wenn sie dazu aufgefordert werden. Charles-Biografin Catherine Mayer bezeichnete die Idee als "grotesken Fehler", der zeige, wie weit die Royals und ihr Umfeld von der Realität der Menschen entfernt seien.
3) Der Blumenschmuck
Nieswurz, Tulpen, Glockenblumen: Die Westminster Abbey wird mit Blumen aus allen Teilen des Vereinigten Königreichs geschmückt. Die Pflanzen kamen zwei Tage vor dem Großereignis an der Kirche an, wo sie am Samstag den Hochaltar, den Eingang, den Chorraum und das Grab des unbekannten Soldaten schmücken werden. Die 120 verschiedenen Arten bilden nach Angaben des Palasts ein breites Spektrum der britischen Flora ab. Einige wachsen normalerweise auf der schottischen Isle of Skye im Norden, andere in Nordirland, wieder andere im südwestlichen Cornwall.
Die Auswahl der Blumen und Pflanzen, die von der Organisation Flowers from the Farm und der Royal Horticultural Society bereitgestellt werden, sollen nach Angaben des Palasts die Liebe des Königspaars zur Natur und ihre Leidenschaft fürs Gärtnern widerspiegeln. Beim Schmücken wird auf nachhaltige Methoden geachtet, so wird etwa auf die Verwendung von Einwegplastik verzichtet.
4) Ansturm auf Souvenirs
Das Einrichtungshaus John Lewis teilte in der Krönungswoche mit, die Umsätze bei Souvenirartikeln für die Krönung seien um 27 Prozent im Vergleich zur Vorwoche hochgeschnellt. Der Teddybär Lewis Bear, der für die Krönung mit Hermelinmantel und Krönchen ausgestattet wurde, sei noch nie so gut über den Ladentisch gegangen, so das Unternehmen. Das von dem zum Palast gehörenden Royal Collection Trust zu wichtigen Anlässen stets herausgegebene Porzellangeschirr war kurz vor der Krönung weitgehend ausverkauft. Keine der sieben Teller, Tassen oder Schatullen zum Preis von 30 bis 195 Pfund (etwa 34 bis 221 Euro) war mehr vorrätig. Fündig werden konnten Royal-Fans hingegen noch auf der Webseite von Charles' privatem Landsitz Highgrove Estate. Dort gab es beispielsweise eine Teekanne mit dem Aufdruck "Three cheers for King Charles" (Ein dreifaches Hoch für König Charles). Doch auch Briten mit kleinerem Budget können ihre Wohnung oder den täglichen Bedarf in diesen Tagen königlich gestalten: Die Supermarktkette Asda verkauft Toilettenpapier und Küchenrollen mit aufgedruckten Krönchen. Der Konkurrent Sainsbury's bietet Pappaufsteller von Charles in Lebensgröße an.
5) Bilder der Krönung
Ausgewählte Künstlerinnen und Künstler werden bei der Krönung von König Charles III. und seiner Frau Camilla besondere Momente des Wochenendes auf kreative Weise festhalten. Die vom Königspaar beauftragten fünf Künstler werden bei der Zeremonie, der Krönungsprozession und dem Krönungskonzert auf Schloss Windsor Skizzen und Gemälde anfertigen. Damit wolle das Königspaar seiner Liebe zur Kunst und Kreativbranche Ausdruck verleihen, hieß es in einer Mitteilung des Buckingham-Palasts kurz vor der Krönung. Charles malt selbst gern mit Aquarellfarben und hat - wie auch seine Vorgänger - schon häufiger bei Auslandsreisen Künstler beauftragt.
6) Ein Drittel
Beinahe jeder dritte Brite (31 Prozent) befürwortet ein Referendum über die Abschaffung der Monarchie. Das geht aus einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov hervor, die zwei Tage vor der Krönung veröffentlicht wurde. Besonders augenfällig ist dabei, dass diese Zahl seit vergangenem September, als Queen Elizabeth II. starb, um neun Prozentpunkte gestiegen ist. Damals sprachen sich nur 22 Prozent der Befragten für ein Referendum aus. Immerhin gut die Hälfte der Briten (51 Prozent) will hingegen keine Volksbefragung, wie aus derselben Erhebung hervorgeht. Nachdenklich stimmen dürfte den Palast womöglich diese Zahl: Satte 62 Prozent der Untertanen schert sich nicht um die Krönung, die Hälfte davon "überhaupt nicht". Etwas mehr als ein Drittel interessiert sich hingegen dafür (35 Prozent), darunter elf Prozent, die das royale Ereignis sehr wichtig nehmen.
7) Großeinsatz für Polizei
Allein am Samstag sind mehr als 11.500 Polizisten rund um den Buckingham-Palast, die Westminster Abbey und entlang der Route im Einsatz und sollen dort für Sicherheit sorgen. Über die gesamte Krönungswoche hinweg sind insgesamt 29.000 Kräfte im Einsatz, schon in den Tagen vor der Zeremonie sind die "Bobbys" in großer Anzahl im Stadtbild nicht zu übersehen. Zum Großereignis hat die konservative britische Regierung der Polizei sogar noch größere Befugnisse verschafft, um härter gegen Demonstranten durchzugreifen. Diese dürfen nun Menschen festnehmen, die sich an etwas oder aneinander festketten. Für Straßenblockaden droht nun bis zu ein Jahr Haft.
8) Lossagung
Kurz vor der Krönung hat eine Umfrage Zweifel an der Zukunft des weltumspannenden Reichs der britischen Monarchen aufkommen lassen. Charles (74) ist Staatsoberhaupt in 15 Staaten, darunter Kanada und Australien sowie in Ländern der Karibik und Ozeaniens. In vielen Ländern und Gebieten ist eine Mehrheit der Menschen inzwischen für eine Abschaffung der Monarchie, wie eine am Freitag veröffentlichte Umfrage zeigte. Mehr als 50 Prozent der Befragten auf den Bahamas (51 Prozent) und den Salomonen (59 Prozent) gaben an, bei einem Referendum für die Abschaffung der Monarchie stimmen zu wollen. Vor allem in der Karibik bröckelt die Zustimmung. Dort ist die Ablehnung oft mit der Forderung nach einer Entschuldigung oder sogar Reparationszahlungen für das erlittene Unrecht durch Kolonialismus und Sklaverei verbunden. Ende 2021 hatte sich der Inselstaat Barbados von der Monarchie losgesagt. Erwartet wird, dass auch Jamaika und andere bald folgen könnten.
9) Hilfe für Papagei
Die Krönung von König Charles III. kommt auch einem seltenen Papagei in Australien zugute: Das offizielle Krönungsgeschenk in Höhe von 10.000 australischen Dollar (etwa 6000 Euro) werde im Namen des Monarchen einer Organisation zum Schutz des Westlichen Erdsittichs gespendet. Das kündigte Premier Anthony Albanese am Mittwoch an. "Seine Majestät König Charles III. setzt sich seit Langem für Naturschutz und Nachhaltigkeit ein, daher freue ich mich, anlässlich seiner Krönung einen nationalen Beitrag zur Erhaltung des Western ground parrot zu leisten", zitierte der Sender 9News den Regierungschef. Der Westliche Erdsittich (Pezoporus flaviventris) gilt als einer der seltensten Vögel der Welt und lebt nur in einer abgelegenen Region im Bundesstaat Western Australia. Mit schätzungsweise nur noch 150 wild lebenden Exemplaren ist er vom Aussterben bedroht. Buschfeuer haben der Population in jüngster Zeit weiter zugesetzt. Die Vögel sind grün und haben eine markante rote Stirn.
10) Zwei Kutschen
Charles III. und seine Frau Camilla nutzen am Tag ihrer Krönung zwei Kutschen. Wie seit 1831 üblich, fährt das frisch gekrönte Paar nach der Zeremonie in der goldenen Staatskutsche (Gold State Coach) von der Westminster Abbey zurück zum Buckingham-Palast. Auf dem Hinweg - der "King's Procession" (Königsprozession) - aber nutzt es die komfortablere "Diamond Jubilee State Coach" (Staatskutsche zum diamantenen Jubiläum). Charles' Mutter Queen Elizabeth II. wurde bei ihrer Krönung 1953 auf beiden Wegen in der goldenen Staatskutsche gefahren und beschrieb die holprige Erfahrung später als "schrecklich".




