Mit mehr als 100 Theaterinszenierungen, rund 80 abendfüllenden und über 400 kürzeren Fernsehspielen in Deutschland und Österreich zählt Wolfgang Glück zu jenen Regisseuren in Europa, die eines der umfangreichsten Werke geschaffen haben. Internationale Reputation erwarb sich der Wiener vor allem mit Literaturverfilmungen, von denen die Torberg-Bearbeitung "Der Schüler Gerber" hervorstach.
Im Rückblick ist Glück heute durchaus kritisch, was sein Werk betrifft. "Ich fand '38' ja keinen gelungenen Film", sagte der Regisseur im Februar in einem "Falter"-Interview über seine Torberg-Verfilmung mit Sunnyi Melles und Tobias Engel. "Meiner Meinung nach waren die amerikanischen Kritiken generell viel zu gut." Immerhin gefiel er auch dem legendären Billy Wilder, der zu einem guten Freund von Glück wurde und ihm später den Weg in die Academy ebnete."Die frühen Arbeiten sollte man nicht mehr ausgraben""Die frühen Arbeiten sollte man besser auch nicht mehr ausgraben, das waren halt Heimatfilme und Pornokrimis", ließ der Regisseur im Interview auch wenig Stolz auf sein Frühwerk durchblicken, um dann zumindest einzulenken: "Ein paar Fernsehfilme finde ich nach wie vor gut." Die "Traumnovelle" (1969) mit Karlheinz Böhm etwa oder auch die Schnitzler-Verfilmungen "Komtesse Mizzi" und "Literatur" mit Christine Ostermayer, Otto Schenk und Helmuth Lohner.
Wolfgang Glück wurde am 25. September 1929 in Wien in ein großbürgerliches Elternhaus geboren. Der Vater war Verlagsbeamter und Schriftsteller und gehörte zum intellektuellen Kreis um Karl Kraus und Adolf Loos. Er blieb während der Kriegszeit in Wien, war aber "aus rassischen Gründen" arbeitslos. Nach der Matura am Akademischen Gymnasium studierte Glück Theaterwissenschaften und Germanistik in Zürich und Wien.
Zwischen 1948 und 1953 assistierte er am Wiener Burgtheater bei u.a. Berthold Viertel, der bald sein väterlicher Freund wurde, Curd Jürgens und Walter Felsenstein. Wichtige Erfahrungen machte er auch bei Fritz Kortner in München. Außerdem legte er die Schauspieler-Eignungsprüfung ab. Auf Glücks erste eigene Regiearbeit "Arsenik und alte Spitzen" 1953 im Wiener Kellertheater am Parkring folgten rasch weitere Angebote.
Gleichzeitig arbeitete er als Radioregisseur beim amerikanischen Sender Rotweißrot und als Regieassistent beim Film. 1957 wurde er als ständiger TV-Regisseur zum eben erst entstandenen österreichischen Fernsehen geholt. Im selben Jahr führte er auch erstmals Regie bei Spielfilmen. Ab den 1960er Jahren wandte sich Glück immer mehr der Literatur - hauptsächlich der österreichischen - zu, er verfilmte u.a. Handke, Bernhard, Henisch, Bachmann und Artmann.
Daneben arbeitete er aber auch weiterhin am Theater, u.a. in Berlin, Hamburg, Dortmund, Frankfurt, und von 1969 bis 1975 am Wiener Burgtheater. Außerdem begann er Ende der 1960er Jahre auch Opern zu inszenieren, u.a. für die Salzburger und Bregenzer Festspiele. Beim Film 1981 gelang Glück dann mit der Torberg-Adaption "Der Schüler Gerber" mit Gabriel Barylli in der Titelrolle der internationale Durchbruch.Zwei Angebote aus Hollywood Die Nominierung für den Auslands-Oscar sechs Jahre später bescherte ihm immerhin zwei Angebote aus Hollywood, wie er im Interview weiter ausführte: "Beide Projekte sind - letztlich auch wegen meines Hochmuts - gescheitert." Stattdessen begann er 1994 an der Filmakademie zu lehren, die er von 1997 bis 2001 auch leitete. Parallel, von 1971 bis 2003, war er auch stets Lehrbeauftragter am Institut für Theater- und Filmwissenschaften der Uni Wien.
Glück lebt in Wien und ist - nach einer ersten Ehe mit Christiane Hörbiger - seit 1972 mit der Schauspielerin Claudia Sorbas verheiratet und Vater zweier Töchter. Ausgezeichnet wurde der Regisseur unter anderem mit dem Adolf-Grimme-Preis für "Reden und Reden lassen" (1975), mit dem Deutschen Bundesfilmpreis für "Der Schüler Gerber" sowie mit Staatspreisen für seine Werbefilme. 2004 erhielt er das "Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien".