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Berufungsprozess nach Rio-Paris-Absturz 2009 startet

Gut 16 Jahre nach dem Flugzeugabsturz mit 228 Toten zwischen Rio und Paris geht es vor Gericht erneut um die Frage, ob die französische Fluggesellschaft Air France und der Flugzeugbauer Airbus sich der fahrlässigen Tötung schuldig gemacht haben. Der Berufungsprozess hat am Montag in Paris begonnen. Die Unternehmen weisen die Vorwürfe zurück. In der ersten Instanz waren Air France und Airbus 2024 freigesprochen worden.

Verhandlung gegen Air France und Airbus
Verhandlung gegen Air France und Airbus

Die Richter hatten festgestellt, dass die Unternehmen "Fehler" begangen hätten, aber "kein direkter Kausalzusammenhang" mit dem Absturz belegbar sei. Viele Angehörigen hatten sich von dem Urteil enttäuscht gezeigt. Obwohl die Staatsanwaltschaft den Freispruch gefordert hatte, war sie überraschend in Berufung gegangen.

Schwerster Unfall in der Geschichte von Air France

Es handelt sich um den bisher schwersten Unfall in der Geschichte der französischen Fluggesellschaft. Die Maschine vom Typ A330-203 war in der Nacht auf 1. Juni 2009 über dem Atlantik abgestürzt. Dabei waren alle 216 Passagiere und die zwölfköpfige Crew ums Leben gekommen. Das Flugzeugwrack und die Flugschreiber wurden erst zwei Jahre später in knapp 4.000 Meter Tiefe gefunden.

Bei dem Todesflug waren die sogenannten Pitot-Sonden vereist, was das Abschalten des Autopiloten zur Folge hatte und Alarm auslöste. Die mit der Situation überforderten Piloten steuerten das Flugzeug daraufhin steil nach oben. Weniger als fünf Minuten später stürzte die Maschine in den Atlantik. Nach Darstellung der Richter der ersten Instanz hatte Airbus es versäumt, die Pitot-Sonden rechtzeitig auszuwechseln, die zum Ausfall der Geschwindigkeitsanzeige geführt hatten.

Piloten waren nicht ausreichend informiert

Air France habe seinerseits seine Piloten nicht ausreichend über mögliche Probleme im Fall vereister Sonden informiert. Es lasse sich jedoch nicht nachweisen, dass diese Fehler eindeutig der Grund für den Absturz gewesen seien, hatte das Gericht betont.

Für den Berufungsprozess haben sich 281 Nebenkläger gemeldet. Die Gerichtsverhandlung soll bis zum 27. November dauern. Im Fall einer Verurteilung müssen die Unternehmen mit Geldstrafen in Höhe von 225.000 Euro rechnen.