In Großbritannien hat die Regierung am Montag ein Verbot von Handys an Schulen angekündigt, um Ablenkungen, Störungen und Mobbing zu verhindern. Die britische Lehrergewerkschaft hält das Verbot für wirkungslos, weil nicht durchsetzbar. Auch in Österreich kann die Lehrervertretung mit einem Handyverbot nichts anfangen, fordert aber mehr rechtliche Möglichkeiten für Fälle, in denen Schüler Vereinbarungen zum Handygebrauch ignorieren. Das Bildungsministerium sieht keinen Änderungsbedarf.
"Eines der größten Probleme, mit denen Kinder und Lehrer heute konfrontiert sind, ist die Auseinandersetzung mit den Auswirkungen von Smartphones in unseren Schulen", sagte die britische Bildungsministerin Gillian Keegan auf dem Jahrestreffen der Konservativen Partei in Manchester.
"Wir wissen, dass Lehrer mit den Folgen zu kämpfen haben, und wissen, dass sie Unterstützung brauchen", sagte Keegan. In London räumte ein Regierungssprecher ein, dass eine Gesetzesänderung Zeit benötige. Daher würden zunächst nur neue Leitlinien herausgegeben. Bisher entscheiden Schulleiterinnen und Schulleiter über die Handynutzung, an den meisten Schulen müssen Handys vor Unterrichtsbeginn weggeschlossen werden. Die angekündigten Änderungen gelten nur für staatliche Schulen. Bereits vor zwei Jahren hatten die Tories ein Handyverbot angekündigt, dem aber keine Taten folgten.
In Österreich legt derzeit der Schulgemeinschaftsausschuss (Schüler-, Eltern- und Lehrervertretung) an jedem Standort individuell in der Hausordnung die Regeln für den Umgang mit Mobiltelefonen fest. An manchen Schulen müssten diese etwa während der Unterrichtszeit im Spind eingesperrt oder an einem anderen sicheren Ort verwahrt werden, schildert der oberste Lehrervertreter Paul Kimberger (FCG). In der Praxis komme es dennoch zu Störungen und Ablenkungen im Unterricht durch Handys, Phänomene wie Mobbing und Gewalt seien in dem Zusammenhang auch in Österreich ein Thema.
Ein generelles Verbot hielte Kimberger dennoch nicht für sinnvoll. "Handys und digitale Geräte sind Bestandteil unserer Welt und sollten - abgestimmt auf das Alter der Schülerinnen und Schüler - sinnvoll im Unterricht eingesetzt werden", betonte er. Es müsse aber auch Zeiten ganz ohne Handys und digitale Geräte geben, hier sollte man sich generell Gedanken über die vernünftige Dosis machen. "Ich bin sehr dafür, dass man hier klare Regeln aufstellt."
Das Problem: Bei den Regelungen in der Hausordnung handle es sich derzeit nur um Vereinbarungen. Und Sanktionen für jene, die sich nicht daran halten, seien "sehr schwer" umzusetzen, so der Lehrergewerkschafter. Er würde sich wünschen, dass der Gesetzgeber Konsequenzen vorsieht, etwa dass bei Verstößen das Handy abgenommen und in der Direktion oder einem anderen sicheren Ort verwahrt werden darf. Derzeit gebe es hier immer wieder Rechtsunsicherheiten. "Hier braucht es klarere Regelungen, die auch entsprechend durch die Schulen durchgesetzt werden können."
Im Bildungsministerium sieht man unterdessen keinen Handlungsbedarf. Ein etwaiges Handyverbot werde in der Hausordnung der jeweiligen Schule geregelt. "Die rechtliche Regelung ist bewusst so gewählt", hieß es. Damit könnten die Schulgemeinschaften selber vor Ort mögliche Regelungen diskutieren und entscheiden, was passiert. "Das ist mir auch im Sinne der Schulautonomie ein wichtiges Anliegen", betonte Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP).