SN.AT / Panorama / International

Comeback als kauziger Greis - Bruce Dern wird 80

Sein Comeback verdankt Bruce Dern einer schrägen Rolle als verwirrter Familienvater mit zerzauster Sturmfrisur in einem Schwarz-Weiß-Film. Der Leinwandveteran, der am Samstag (4. Juni) seinen 80. Geburtstag feiert, lief vor drei Jahren in "Nebraska" zur Höchstform auf. Beim Filmfest in Cannes wurde er 2013 zum besten Schauspieler gekürt, im folgenden Jahr kam eine Oscar-Nominierung dazu.

Comeback als kauziger Greis - Bruce Dern wird 80
Comeback als kauziger Greis - Bruce Dern wird 80

Dern selbst hält Alexander Paynes Road-Movie "Nebraska" für den besten Film seiner langen Karriere. Darin verwandelt er sich in den schrulligen Woody Grant, der einem scheinbar absurden Traum nachjagt. Er glaubt einem Werbeversprechen, dass im Nachbarstaat Nebraska ein Lottogewinn in Millionenhöhe auf ihn wartet, und den will er sich persönlich abholen.

Mit zäher Ausdauer und Perfektion geht der passionierte Langstreckenläufer seit über 50 Jahren seiner Filmkarriere nach. Er war nie ein Superstar, kein "Leading Man", aber ein Meister in Nebenrollen, oft als Antiheld, Bösewicht, Psychopath, Drogenfreak und Eigenbrötler.

Sein Talent haben Hollywoods Top-Regisseure früh erkannt. Für Dern sind es sechs "Genies": Elia Kazan, Alfred Hitchcock, Douglas Trumbull, Francis Ford Coppola, Quentin Tarantino und Payne. Sein Handwerk lernte Dern in Lee Strasbergs renommierter New Yorker Schule, aber auch bei Trash-Meister Roger Corman ("Die wilden Engel").

In Kazans "Wild River" gab er 1960 sein Filmdebüt. Hitchcock holte ihn 1964 an der Seite von Tippi Hedren und Sean Connery für den Psychothriller "Marnie" vor die Kamera. Auch in "Familiengrab", Hitchcocks letztem Film, arbeiteten die beiden 1975 noch einmal zusammen.

In dem Western "Die Cowboys" (1971) zog Dern als Bandit den Colt und streckt die Figur von John Wayne nieder. Weil er der einzige Schauspieler war, der jemals John Wayne auf der Leinwand tötete, hätten die Produzenten ihn immer auf Bösewichtrollen festgelegt, witzelte er später einmal.

Sein Talent als Charakterdarsteller bewies Dern in dem Kostümfilm "Der große Gatsby" (1973), nach einem Drehbuch von Francis Ford Coppola. An der Seite von Robert Redford und Mia Farrow spielte er den Millionär Tom Buchanan. Eine Oscar-Nominierung als bester Nebendarsteller holte sich Dern fünf Jahre später mit dem Antikriegsfilm "Coming Home - Sie kehren heim".

Als Schauspieler-Familie machten Dern, Ex-Ehefrau Diane Ladd (80, "Wild at Heart") und die gemeinsame Tochter Laura Dern (49, "Wild") in Hollywood Geschichte, als sie 2010 auf dem berühmten Gehsteig "Walk of Fame" auf einen Schlag drei Sterne erhielten.

Dern, der 1936 als Sohn einer Politikerfamilie in Chicago geboren wurde - sein Großvater war einst Gouverneur des US-Bundesstaates Utah und später US-Kriegsminister - machte in Hollywood auch Durststrecken durch. Doch mit ungewöhnlichen Rollen machte der kantige Schauspieler immer wieder auf sich aufmerksam.

In der TV-Serie "Big Love" spielte er ab 2006 fünf Jahre lang den verschrobenen Großvater einer Polygamistenfamilie. "Danach wurde ich plötzlich wieder gefragt, in Independent-Filmen mitzuspielen", sagte Dern im März beim Filmfestival in Boulder (US-Staat Colorado), wo er einen Preis für sein Lebenswerk erhielt.

Tarantino, ein großer Bewunderer Derns, gab ihm 2012 prompt eine Rolle als brutaler Sklavenhalter in "Django Unchained". Beim AFI-Filmfest in Los Angeles lobte der Star-Regisseur den Leinwandveteranen als "nationalen Schatz", als Schauspieler "voller roher Vitalität". In Tarantinos Western "The Hateful 8" mimte Dern zuletzt einen rassistischen General.

Mit 80 Jahren mischt Dern in Hollywood weiter mit. Als Schauspieler dreht er derzeit das Drama "Warning Shot", als Produzent arbeitet er mit seiner 2013 gegründeten Firma Publicly Private Productions an vier Projekten, wie er im April dem Online-Portal "InsidePulse.com" erzählte. Er wolle mehr Frauengeschichten und Außenseiterstoffe auf die Leinwand bringen.

Der Name seiner Firma "Öffentlich Privat" drücke aus, was er unter Schauspielerei verstehe, erklärt Dern: "Es bedeutet einfach, der Kamera dein wahres Ich, dein Herz, deine Seele zu offenbaren."