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Ein Star ohne roten Teppich: Schauspieler Matthias Habich wird 75

Zu seinem 75. Geburtstag am 12. Jänner tut Matthias Habich das, was er eigentlich immer tut: Er hält sich aus der Öffentlichkeit fern. Er ist im Urlaub im Ausland und gibt keine Interviews, wie seine Münchner Agentur mitteilt. Interviews gibt der Schauspieler ohnehin äußerst selten und rote Teppiche sind seine Sache nicht.

Ein Star ohne roten Teppich: Schauspieler Matthias Habich wird 75
Ein Star ohne roten Teppich: Schauspieler Matthias Habich wird 75

Der Schutz seiner Privatsphäre war Habich, der als einer der besten deutschen Charakterdarsteller gilt, stets ein hohes Gut. Und so ließ er damals, Anfang der 1970er Jahre, fast alles stehen und liegen und kehrte Deutschland den Rücken, nachdem äußerst aufdringliche Reporter in seine Münchner Wohnung eingestiegen waren.

Sie wollten diesem geheimnisvollen Mann auf die Spur zu kommen, der kurz zuvor in der Titelrolle von Fritz Umgelters Sechsteiler "Die merkwürdige Lebensgeschichte des Friedrich Freiherrn von der Trenck" quasi aus dem Stand zum Star geworden war. Habichs Konsequenz aus diesem Anschlag auf seine Privatsphäre: Er zog umgehend nach Frankreich.

Doch das Fernsehen holte ihn immer wieder zurück nach Deutschland: Habich wurde Mitte der 1970er Jahre der personifizierte "Abenteuerliche Simplicissimus" in der TV-Version von Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausens monumentalem Barock-Epos. Viel später war er auch schon mal in einem "Tatort" zu sehen. 2001 bekam Habich den Deutschen Fernsehpreis als Bester Schauspieler in dem TV-Vierteiler "Jahrestage".

Ganz zurück nach Deutschland zog ihn dieser Erfolg aber nicht. "Heimat ist für mich immer da, wo ich mich wohlfühle", sagte er vor Jahren in einem Interview der "Hamburger Morgenpost". Wenn er nicht im Urlaub ist, lebt er heute in Paris oder der Schweiz. Sein Nomaden-Dasein, das ihn auch heute noch prägt, nennt Habich Vagabundieren.

Möglicherweise bevorzugt er diesen heimatlosen Zustand, weil die Flucht aus seinem ersten Zuhause ihn nachhaltig prägte. Als Fünfjähriger floh der 1940 in Danzig geborene Schauspieler am Ende des Zweiten Weltkriegs zusammen mit seinen beiden Geschwistern und seiner hochschwangeren Mutter nach Hamburg: eine schwere, aber keine traumatisierende Zeit.

Seine Mutter brachte die Familie mit Kabarettstücken durch und so habe er eigentlich nie die Entscheidung treffen müssen, Schauspieler zu werden. Die Schauspielerei wurde ihm, wie so oft gesagt wird, in die Wiege gelegt. Schon als Schüler stand er auf der Bühne.

Und nach dem Fernsehen eroberte er auch das Kino. Zu den größten Erfolgen gehören neben dem Oscar-nominierten Film "Jenseits der Stille" (1995) und dem Hitler-Film "Der Untergang" (2004) die zwei Literaturverfilmungen nach Romanen von Nobelpreisträger Günter Grass, "Die Rättin" (1997) und "Unkenrufe" aus dem Jahr 2005. Für seine Nebenrolle in Caroline Links Oscar-Film "Nirgendwo in Afrika" bekam er 2003 den Deutschen Filmpreis.

Auch auf der Bühne schlüpfte Charakterdarsteller Habich in so ziemlich alle großen Rollen - von König Artus über Wilhelm Tell bis Hamlet und Faust. Und zahlreiche weitere Auszeichnungen schmücken seine Arbeit: 2009 bekam er das Bundesverdienstkreuz, im Jahr 2010 gab es schon den zweiten Adolf-Grimme-Preis als bester Schauspieler in "Ein halbes Leben".

Er spielt oft den Helden und verkörpert - passend zur Optik - herbe Männlichkeit. Es ist ein Image, dem er auch gerne mal entkommen würde, wie er einst sagte. Das letzte Projekt, das auf der Homepage seiner Agentur aufgelistet ist, ist dann auch passenderweise eine Komödie: Im Oktober stand er in Stralsund für den ARD-Film "Matthiesens Töchter" zusammen mit Julia Jäger, Ulrike C. Tscharre und Anja Antonowicz vor der Kamera. Ein neues Projekt steht im Februar an, wie seine Agentur mitteilt. Das sei aber noch nicht spruchreif.

Eins aber hat Habich rigoros ausgeschlossen: den Wechsel ins Regie-Fach: "Ich will lieber Schauspieler bleiben, weil ich gemerkt habe, dass ich ein Regisseur wäre, dem ich selbst nicht begegnen möchte", sagte er einmal der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". "Man stellt fest, dass in einem eine Person lauert, der man nicht wirklich begegnen möchte."