Immer wieder wischt sich Emma Gonzalez mit der rechten Hand die Tränen aus den Augen, hält sich die Hand vor das Gesicht. "Schämen Sie sich", ruft sie. Und fordert US-Präsident Donald Trump auf, den Umgang mit Waffen in Amerika zu überdenken.
Mit einem Schnellfeuergewehr hatte ein früherer Schüler der Majory Stoneman Douglas High School in Parkland, Florida, am vergangenen Mittwoch 17 Menschen getötet und zahlreiche Schüler und Schülerinnen verletzt.
"Wenn der Präsident mir ins Gesicht sagt, dass das eine schreckliche Tragödie war (...) und dass man nichts tun kann, frage ich ihn, wie viel Geld er von der National Rifle Association bekommen hat", sagte Gonzalez. Und fügte hinzu: "Ich weiß es: 30 Millionen Dollar."
Mit ihrer Forderung für strengere Waffengesetze ist Emma Gonzalez nicht allein. Überlebende des Amoklaufs regierten vor allem auf YouTube und Twitter auf den Amoklauf. Die amerikanische Tageszeitung "New York Times" fasste die bewegenden Videos und Posts der Jugendlichen zusammen. "Warum hat ein Schüler die Möglichkeit, meine Schule zu terrorisieren, Mr. President?" richtet ein Schüler sich fragend an Donald Trump.
Gonzalez als Sprecherin der "Post-Columbine generation"
Emma Gonzalez gehört zu einer Generation, die kurz nach dem Massaker an der Columbine High School am 20. April 1999 geboren wurde. Dieser Vorfall im US-Bundesstaat Colorado war bis zum Amoklauf von Parkland vergangene Woche die blutigste Tat an einer amerikanischen Highschool. Zwölf Schüler und ein Lehrer wurden damals ermordet, die Täter nahmen ihrem Leben anschließend selbst ein Ende.
Amerikanische Medien sprechen von einer "Post-Columbine generation". Den Schülerinnen und Schülern wird von klein auf beigebracht, wie sie sich im Ernstfall zu verhalten haben, wo sie sich verstecken sollen.
Protestbewegung gegen freien Verkauf von Waffen
Die Wutrede der Schülerin Emma Gonzalez verbreitete sich in den sozialen Medien rasant. Sie wurde zum Gesicht einer Protestbewegung gegen den freien Verkauf von Waffen in den USA. Auf Twitter schrieben zahlreiche Amerikaner unter dem Hashtag #EmmaGonzalez, wie sehr sie von der Ansprache der Schülerin berührt waren. Ihre Rede hatte sie am Samstagmorgen auf der Rückseite ihrer Notizen aus dem Politikunterricht geschrieben.
Der NRA, der Verband der Waffenlobby ging unterdessen auf Tauchstation. Donald Trump hatte nach dem Massaker in Parkland auf einen besseren Schutz von Schulen gemahnt, sich aber nicht zur weiten Verbreitung von Schusswaffen und zum Waffenrecht in den USA geäußert.
Gewalt an US-Schulen seit 20 Jahren
21. Mai 1998 | Springfield, Oregon | Der 15-jährige Kipland Phillip Kinkel tötet zuerst seine Eltern, geht dann in die Thurston High School und erschießt zwei Schüler; 22 weitere werden verletzt. Er wurde zu lebenslanger Haft verurteilt. |
20. April 1999 | Littleton, Colorado | Der 18-jährige Eric Harris und der 17-jährige Dylan Klebold töten beim Schulmassaker von Littleton zwölf Schüler, einen Lehrer und sich selbst. |
29. Februar 2000 | Mount Morris, Michigan | Ein erst sechs Jahre alter Bub erschießt in der Grundschule eine ebenfalls sechsjährige Mitschülerin. |
21. März 2005 | Red Lake, Minnesota | Der 16-jährige Schüler Jeffrey Weise tötet seine Großeltern und fährt anschließend in die Red Lake High School, wo er fünf Mitschüler, eine Lehrerin und einen Wachmann erschießt und sieben Menschen verletzt, ehe er sich selbst tötet. |
2. Oktober 2006 | Bart Township, Pennsylvania | Der 32-jährige Milchlieferant Charles Carl Roberts tötet an der West Nickel Mines School fünf Mädchen und verletzt 5 weitere Menschen, ehe er sich selbst das Leben nimmt. |
16. April 2007 | Blacksburg, Virginia | An der Virginia Polytechnic Institute and State University tötet der 23-jährige Cho Seung-Hui 32 Menschen und verletzt 29. |
14. Februar 2008 | DeKalb, Illinois | Der 27-jährige Steven Phillip Kazmierczak tötet an der Northern Illinois University fünf Menschen und verletzt 18 weitere, ehe er Selbstmord begeht. |
29. August 2010 | Blountville, Tennessee | Ein 62-Jähriger drang mit zwei Pistolen bewaffnet in eine Schule ein und bedrohte zunächst die Rezeptionistin, wurde jedoch nach einem Alarm von der ebenfalls bewaffneten Schulleiterin festgehalten, bis die Polizei eintraf. Als der Täter anschließend die Waffe gegen die Schulleiterin richtete, wurde er aufgrund der konkreten Bedrohungssituation von drei Polizisten erschossen. |
27. Februar 2012 | Chardon, Ohio | Bei einem Amoklauf an der Chardon High School wurden ein Schüler getötet und fünf weitere verletzt. Zwei weitere Schüler erlagen später ihren Verletzungen. Der Täter wurde verhaftet. |
15. Dezember 2012 | Newtown, Connecticut | Der 20-jährige Adam Lanza erschoss zunächst seine Mutter in deren Haus. Anschließend fuhr er zur Sandy Hook Elementary School, erschoss dort 12 Mädchen und acht Buben im Alter von fünf bis zehn Jahren sowie sechs Schulmitarbeiterinnen, darunter die Direktorin Dawn Hochsprung. Anschließend erschoss Lanza sich selbst. |
10. Jänner 2013 | Taft, Kalifornien | Ein 16-Jähriger schoss zwei Personen an der Union High School lebensgefährlich an, wurde dann vom Schulpersonal zur Aufgabe überredet und später festgenommen. |
10. April 2013 | Cypress, Texas | Ein 20-Jähriger stach am Lone Star College auf 14 Mitschüler ein und verletzte einige davon schwer. Später wurde er festgenommen. |
7. Juni 2013 | Santa Monica, Kalifornien | Der 23-jährige John Sawahiri tötete zunächst in seinem Haus seinen Vater und seinen Bruder. Anschließend fuhr er zum Santa Monica College und schoss mit einem Sturmgewehr um sich. Er tötete sechs Personen, ehe er von einem Polizisten erschossen wurde. |
20. August 2013 | Decatur bei Atlanta, Georgia | Der 20-jährige Michael Brandon Hill stürmte eine Grundschule mit rund 870 anwesenden Kindern. Er war mit einem Sturmgewehr AK-47, anderen Waffen und 500 Schuss Munition bewaffnet. Er nahm die Buchhalterin Antoinette Tuff als Geisel. Hill schoss einmal auf den Boden und mehrmals auf Polizisten vor der Schule. Niemand wurde bei dem Angriff verletzt. Die Aushilfssekretärin Tuff überredete den potentiellen Amokläufer zur Aufgabe. Der mutmaßliche Täter ergab sich und wurde verhaftet. |
24. Oktober 2014 | Marysville bei Seattle, Washington | Der 14-jährige Jaylen Fryberg schießt auf Fryers Mitschüler, von denen vier sterben. |
14. Februar 2018 | Parkland, Florida | 17 Tote. |
Quelle: wikipedia