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Infizierte Blutkonserven in Großbritannien: London kündigt nach Skandal Entschädigungen an

Die britische Regierung plant, bis Ende des Jahres erste umfassende Schadenersatzzahlungen an Opfer des Blutkonserven-Skandals zu leisten. Betroffene sollen in den nächsten drei Monaten vorläufige Entschädigungszahlungen in Höhe von 210.000 Pfund (mehr als 245.000 Euro) erhalten. Das Kabinettsmitglied John Glen gab diese am Dienstag im Londoner Parlament bekannt. Medienberichten zufolge sieht die Regierung insgesamt Zahlungen von mindestens zehn Milliarden Pfund (11,7 Mrd. Euro) vor.

Skandal um infizierte Blutkonserven: Premier Sunak entschuldigte sich bei den Betroffenen
Skandal um infizierte Blutkonserven: Premier Sunak entschuldigte sich bei den Betroffenen

Aus Regierungsdokumenten geht der britischen Nachrichtenagentur PA zufolge hervor, dass einzelne Betroffene bis zu 2,7 Millionen Pfund (knapp 3,2 Millionen Euro) erhalten könnten. Im größten Behandlungsskandal des britischen Gesundheitsdiensts NHS hatten in den 70er- und 80er-Jahren bis zu 30.000 Menschen kontaminierte Blutprodukte erhalten. Mehr als 3.000 Menschen starben, nachdem sie sich bei Bluttransfusionen oder Behandlungen mit HIV oder Hepatitis C infiziert hatten.

Infizierte Blutkonserven: Bericht prangert Versagen im Gesundheitsdienst an

Ein am Montag veröffentlichter Bericht prangerte Versagen von Politikern, Behörden und Medizinern an. Der Skandal hätte vertuscht werden sollen. Patienten seien wissentlich inakzeptablen Infektionsrisiken ausgesetzt gewesen, hieß es in dem Bericht.

Premierminister Rishi Sunak hatte "umfassende Entschädigung" versprochen. Für die Prüfung und Auszahlung richtete die Regierung eine unabhängige Behörde ein. Angehörige der Opfer kritisierten, die Zahlungen kämen zu spät. Noch immer sterben jede Woche zwei Betroffene an den Folgen, wie das Portal "Politico" berichtete.

Anspruch auf Entschädigung für infizierte Personen

"Wenn Sie direkt oder indirekt durch mit HIV oder Hepatitis C kontaminiertes NHS-Blut, Blutprodukte oder Gewebe infiziert wurden oder eine chronische Infektion durch mit Hepatitis B kontaminiertes Blut entwickelt haben, haben Sie im Rahmen der Regelung einen Anspruch auf Entschädigung", sagte Minister Glen. "Und wenn eine infizierte Person gestorben ist, aber nach diesen Kriterien anspruchsberechtigt gewesen wäre, wird eine Entschädigung an ihre Erben gezahlt."