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Italien: Mutmaßlich Tausende Missbrauchsopfer von Priestern

Fast 4.400 Menschen sind in Italien in den vergangenen Jahren nach Angaben eines Opferverbands von katholischen Priestern missbraucht worden. Die inoffizielle Zahl, die am Freitag von Italiens größtem Verband für Opfer kirchlicher Gewalt veröffentlicht wurde, basiert auf Aussagen der Betroffenen, auf Gerichtsakten und Medienberichten, wie der Gründer der Organisation "Rete l´Abuso", Francesco Zanardi, erklärte.

Papst Leo XIV.: 'Missbrauchsfälle nicht vertuschen'
Papst Leo XIV.: 'Missbrauchsfälle nicht vertuschen'

Der Verband machte in Rom keine Angaben darüber, wie weit die Fälle in der Vergangenheit liegen. Die Italienische Bischofskonferenz (CEI), die vergangene Woche von der Kinderschutzkommission des Vatikans kritisiert wurde, nicht genug im Kampf gegen Missbrauch zu unternehmen, äußerte sich nicht zu den Angaben.

1.250 mutmaßliche Missbrauchsfälle dokumentiert

"Rete l'Abuso" dokumentierte 1.250 mutmaßliche Missbrauchsfälle, darunter 1.106 durch Priester - einige mit mehreren Opfern. Die übrigen Taten wurden Religionslehrern, Laienhelfern, Pädagogen und Pfadfinderleitern zugeschrieben. Insgesamt sollen die Fälle 4.625 Opfer betreffen, darunter 4.395, die von Priestern missbraucht wurden. 4.451 der Betroffenen seien minderjährig gewesen, 4.108 männlich. Außerdem zählte der Verband fünf Nonnen, 156 besonders schutzbedürftige Erwachsene und 11 Menschen mit Behinderungen zu den Opfern.

Von den 1.106 beschuldigten Priestern wurden laut Verband lediglich 76 kirchlich verurteilt: 17 wurden vorübergehend suspendiert, sieben in andere Pfarreien versetzt, 18 aus dem Priesteramt entlassen oder sie traten zurück, fünf nahmen sich das Leben.

Papst Leo XIV. forderte die neuernannten Bischöfe auf, diese Fälle nicht zu verschleiern. In den vergangenen Tagen traf er sich erstmals mit Betroffenen von Missbrauch durch Kleriker. In einem ungewöhnlich kritischen Bericht vom 16. Oktober beklagte die Kinderschutzkommission des Vatikans, dass nur 81 von 226 Diözesen in Italien auf einen Fragebogen zu Schutzpraktiken reagierten.