Spekulationen gab es in den vergangenen Wochen immer wieder, bei der ÖVP ist die 36-Jährige nun als Parteiunabhängige tätig. Nachbaur soll zunächst eine der wenigen gewesen sein, auf die der Austro-Kanadier hörte. So soll es ihn beeindruckt haben, wie ihn die damalige Studentin (geboren am 2. April 1979) in der Grazer Oper hartnäckig nach einem Job fragte. Aus einem Praktikum in Kanada wurden schließlich viele Jahre, und Nachbaur, nach außen stets freundlich, aber unnahbar, stieg dann zur rechten Hand des Magna-Gründers auf.
Im Herbst des Vorjahres kam es allerdings nach längerer Krise endgültig zum Bruch mit ihrem Mentor. Zunächst blieb die ehemalige Vizeparteiobfrau noch Chefin der Nationalratsfraktion, bevor die heutige Klubobfrau Waltraud Dietrich übernahm. Hauptgrund für die schlechte Atmosphäre dürfte damals die Performance der Partei gewesen sein, und Stronach soll die Schuld zunehmend Nachbaur gegeben haben. Dazu soll es zu Unstimmigkeiten in Geldangelegenheiten und persönlichen Spannungen gekommen sein.
Auch Nachfolger wurde demontiertIn der Funktion als Vizeparteichefin folgte ihr Wolfgang Auer nach - inzwischen wurde auch er demontiert. Derzeit ist diese Stelle vakant, eine Entscheidung über die Nachfolge wurde zuletzt für Herbst angekündigt.
Im März dieses Jahres wurde Nachbaur Mutter eines Sohnes. Im Nationalratsklub des Team Stronach war sie dann als einfache Abgeordnete und Wirtschaftssprecherin tätig. Bis Samstag, denn da verkündete sie gemeinsam mit dem Klubkollegen Rouven Ertlschweiger und ÖVP-Klubchef Reinhold Lopatka den Fraktionswechsel. Für Team-Stronach-Klubobfrau Dietrich kam dieser wenig überraschend, denn beide hätten die Wechselgerüchte "nie vollständig ausgeräumt". Gebrodelt hat die Gerüchteküche vor allem seit dem Wechsel zweier Team-Stronach-Mandatare Anfang Juni, nun folgten ihnen Nachbaur und Ertlschweiger.
Nachbaur beschrieb sich selbst als "eine echte Wirtschaftsliberale mit Herz", verbiegen werde sie sich im neuen Klub nicht, betonte sie. Vor Bekanntgabe des Wechsels habe sie eine "lange Aussprache" mit Frank Stronach geführt, den sie immer respektieren und dem sie immer dankbar sein werde, so Nachbaur.