Der britische Streetart-Künstler Banksy hat seine Kunstaktion mit einem Flüchtlingsboot während des legendären Glastonbury-Musikfestivals verteidigt. Zuvor hatte der britische Innenminister James Cleverly diese als abscheulich und inakzeptabel kritisiert. Auf Instagram schrieb Banksy, die Kommentare Cleverlys seien ein bisschen übertrieben. Stattdessen nannte Banksy das Vorgehen italienischer Behörden gegen private Rettungsschiffe im Mittelmeer abscheulich und inakzeptabel.
Während eines Auftritts der Punkband Idles in Glastonbury am vergangenen Freitag war ein Schlauchboot mit Puppen in Rettungswesten in dem Moment von den Zuschauern in einer Art Crowdsurfing über die Menge getragen worden, als die Musiker ein Lied über die hasserfüllte Rhetorik beim Thema Einwanderung anstimmten. Zunächst war davon ausgegangen worden, dass die Aktion Teil des Auftritts der Band war. Später wurde jedoch deutlich, dass es sich um ein Banksy-Kunstwerk handelte. Die Aktion war nicht mit der Band abgesprochen. Innenminister Cleverly kritisierte, die Aktion feiere "den Verlust von Menschenleben im Ärmelkanal".
Banksy verwies in seiner Instagram-Botschaft auf das von ihm gesponserte Rettungsschiff "Louise Michel", das sich seit dem Jahr 2020 um die Rettung von Menschen bemüht, die per Boot von Nordafrika nach Europa gelangen wollen. Die "Louise Michel" habe am Montag 17 unbegleitete Kinder vor dem Ertrinken im Mittelmeer gerettet, schrieb der Künstler. Zur Strafe hätten die italienischen Behörden das Schiff festgesetzt. Dies sei abscheulich und inakzeptabel. Der Organisation Louis Michel zufolge wurde das Schiff für 20 Tage festgesetzt. Wie aus einer X-Nachricht von Mittwoch hervorgeht, waren insgesamt 37 gerettete Menschen an Bord. Der Crew sei aufgetragen worden, den Hafen von Pozzallo auf Sizilien anzulaufen. "Die Wettervorhersage garantierte keine sichere Fahrt nach Sizilien und wir haben beschlossen, auf Lampedusa zu landen. Dieses politische Spiel mit Menschen, die Sicherheit suchen, muss aufhören", reagierte die NGO. Die Geretteten hätten an Land gehen dürfen. Einen Tag später sei die Festsetzung des Schiffs mitgeteilt worden, weil die Crew die Vorgaben nicht eingehalten habe.
Die Asyl- und Migrationspolitik war eines der bestimmenden Themen des Wahlkampfs in Großbritannien, wo am Donnerstag ein neues Unterhaus gewählt wurde. Seit Jahresbeginn hatten mehr als 12.000 Menschen über den Ärmelkanal Großbritannien erreicht, meist in kleinen Schlauchbooten.
Die konservative Regierung hat den Stopp von Überfahrten mit "kleinen Booten" zu einer Priorität gemacht und im Falle einer Wiederwahl versprochen, die Einwanderung zu drosseln. Doch ihr Abschreckungsplan, Asylsuchende nach Ruanda zu schicken, ist umstritten und wird durch rechtliche Auseinandersetzungen blockiert. Auch die oppositionelle Labour-Partei will die Einwanderungszahlen senken.