"Ich wurde einfach als Freak betrachtet", erinnert sich Schwertsik im Interview mit seinem Verlag Boosey & Hawkes an die Zeit, als er sich vom dominierenden Serialismus ab- und der Tonalität zuwandte, was damals, Anfang der 60er-Jahre Blasphemie gleichkam. "Besonders Arnold Schönberg ist mir auf die Nerven gegangen", beschied Schwertsik unlängst im "Standard"-Interview. Für ihn sei die Tonalität jedoch die effizienteste Art gewesen, Musik zu konstruieren.
Geboren wurde Schwertsik am 25. Juni 1935 in Wien als Sohn eines Schneiderehepaares. Er studierte an der Wiener Musikakademie Komposition bei Joseph Marx und Karl Schiske sowie Horn bei Gottfried Freiberg. In Darmstadt und Köln vertiefte er seine Studien in Kursen bei den großen zeitgenössischen Komponisten. Prägend waren die Begegnungen mit Karlheinz Stockhausen und John Cage und die Freundschaft mit dem Stockhausen-Schüler Cornelius Cardew.
Von 1955 bis 1959 und 1962 bis 1968 war Schwertsik dann als Hornist Mitglied des Niederösterreichischen Tonkünstlerorchesters, von 1968 bis 1989 gehörte er den Wiener Symphonikern an. 1958 gründete er gemeinsam mit Friedrich Cerha das Ensemble "die reihe" als Forum für Neue Musik in Wien.Die ersten "Salonkonzerte"1965 veranstaltete Schwertsik gemeinsam mit Otto M. Zykan in Wien die ersten "Salonkonzerte", 1968 kreierte er für ein gemeinsam mit HK Gruber und Zykan gegründetes Ensemble den Namen "MOB art & tone ART". Dieser sollte den bewussten Verzicht auf den "guten Geschmack", die Einbeziehung von Populärmusik und die Hinwendung zur Tonalität ausdrücken. Die Sängerin Christa Schwertsik, mit der der Komponist seit 1972 verheiratet ist, wurde zur wichtigsten Interpretin seiner zahlreichen Lieder - und machte ihren Mann zugleich zum Stiefvater der beiden Schauspielerinnen Katharina und Julia Stemberger.
Während sich Kurt Schwertsik zunächst an der Avantgarde der späten 50er-Jahre orientierte, fing er um 1962 an, mit der Tonalität zu "experimentieren", die sein weiteres musikalisches Schaffen bestimmte. Beispiele für seine umfangreichen Arbeiten sind "Liebesträume" (1962/63), der fünfteilige Orchesterzyklus "Irdische Klänge" (1980-1992), die Kinderoper "Das Märchen von Fanferlieschen Schönefüßchen" (1981/82) und seine Opern "Katzelmacher" (2003) oder "Eisberg nach Sizilien" nach F. K. Waechters "Eisprinzessin" (2011).
Neben der Arbeit an seinem eigenen Oeuvre widmet sich der Tonsetzer aber auch demjenigen von geschätzten Kollegen. Im Frühjahr 2006 gründete Schwertsik unter anderen gemeinsam mit seinem Weggefährten Friedrich Cerha die "Joseph-Marx-Gesellschaft", der er heute als Präsident vorsteht. Die Organisation hat das Ziel, die Musik des "international hoch angesehenen, unumstrittenen Oberhaupts des Wiener Musiklebens", Joseph Marx, zu würdigen.Mehrfach preisgekröntSelbst wurde Schwertsik im Laufe seiner Karriere mehrfach ausgezeichnet, u.a. 1974 mit dem Österreichischen Staatspreis, 1992 mit dem Großen Österreichischen Staatspreis, 1997 mit dem Österreichischen Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst sowie 2006 mit dem Silbernen Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien.
Die Ausbildung von Nachwuchstalenten liegt Kurt Schwertsik besonders am Herzen. So unterrichtete er von 1979 bis 1988 am Konservatorium der Stadt Wien und hatte von 1989 bis 2003 eine ordentliche Professur für Komposition an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien inne.
Als Komponist ist Schwertsik aber auch im Jubiläumsjahr aktiv: So feierte sein neuestes Werk, das "Conversation Piece" für Gitarre und Marimba am 20. Juni beim Bostoner Guitar Festival Uraufführung. Das vorgezogene Geburtstagskonzert in Österreich ging bereits am 15. Juni im Wiener Konzerthaus über die Bühne, aber am 10. Oktober spielt das Bruckner Orchester im Alten Dom Linz seinen "Sonnengesang". Und am 24. sowie am 25. Oktober spielen die Wiener Symphoniker unter Simone Young Schwertsiks "Schrumpf-Symphonie" aus dem Jahr 1999.