Die Post kommt jeden Tag sackweise in den 2000-Seelen-Ort und alles ist für nur einen Mann. Das Städtchen North Pole in Alaska lebt ganz gut von einem Prominenten, den es eigentlich gar nicht gibt. Doch jedes Kind in Amerika weiß, dass am Nordpol der Weihnachtsmann wohnen soll. Und so wird in North Pole, Alaska, jeden Tag Weihnachten gefeiert - und jedes Jahr ein Berg von 450.000 Briefen bewältigt.
"Eigentlich war es nur eine Werbeidee", sagt Paul Brown aus dem Städtchen bei Fairbanks. Denn North Pole liegt zwar fast am Polarkreis, vom echten Nordpol ist es aber noch 2700 Kilometer entfernt. "Als die Stadt 1953 gegründet wurde, wollte man Industrie anlocken", erklärt Brown. "Man hoffte, dass Spielzeugfabriken einem "Made in North Pole" nicht widerstehen könnten." Kurze Pause. "Konnten sie aber doch."Eine ganze Stadt feiert WeihnachtenNorth Pole, Alaska, machte aus der Not eine Tugend. Der ganze Ort richtete sich auf Weihnachten ein, die Straßenlaternen sehen aus wie Zuckerstangen, einige Feuerwehren fahren auch im Juni mit Adventskranz. Am Ortseingang winkt die, so sagen die Nordpoler, größte Weihnachtsmannstatue der Welt: 16 Meter. Das bringt aber auch Verantwortung mit sich: Briefe "An den Weihnachtsmann, Nordpol" sendet die US-Post nach North Pole. Fast eine halbe Million sind es im Jahr. Beantwortet werden sie von den Schülern des Ortes. In North Pole zu wohnen, das verpflichtet.
"Es ist eigentlich ganz lustig, das ganze Jahr Weihnachten zu feiern", sagt Brown, der Chef eines in den ganzen USA bekannten Geschenkeladens ist. "Natürlich kann es anstrengend sein, das ist das richtige Weihnachten ja auch. Aber jeder hat gute Laune, jeder lacht und freut sich. Und wer in unseren Laden kommt, ist wieder Kind. Auch die 80-Jährigen."Die Rentiere dürfen nicht fehlenFreilich hat North Pole auch Rentiere, und auf die passt Rebecca Jones auf. "Als ich nach der Army studierte, bemerkte ich an der Universität ein Rentier-Programm. Ich war so von den Tieren fasziniert, dass ich sagte: Ich räume freiwillig deren Dreck weg, wenn Ihr mir alles über die Tiere beibringt. Und so wurde ich Rentier-Hüterin."
Ihre Aufmerksamkeit gilt fünf jungen Tieren, die im vergangenen Jahr geboren wurden. "Rentiere sind sehr individuelle Tiere, die viel Aufmerksamkeit brauchen", sagt sie. "Aber dafür haben sie eine eigene Persönlichkeit und Charakter. Es sind ganz besondere Tiere."
Kein Wunder, dass der Weihnachtsmann gerade sie für seinen Schlitten ausgewählt hat. Der von North Pole sitzt an der Santa Clause Lane bei Paul Brown im Laden und nimmt seinen Job sehr ernst. Auf die Frage nach seinem richtigen Namen guckt er verwundert und sagt: "Na Nikolaus!" Dann beugt er sich nach vorn und flüstert: "Aber glauben Sie nicht die Geschichte mit dem Bischof. Ich bin nur ein einfacher Spielzeugmacher."Weihnachtswünsche im HochsommerJeden Tag, auch im Hochsommer, sitzen Kinder bei ihm auf dem Schoß und zählen ihre Wünsche auf - zuweilen mit nervösen Eltern daneben. "Ich bin aber auch ein elternfreundlicher Weihnachtsmann", sagt er. "Versprochen wird nichts, was Mama und Papa dann halten müssten."
Manchmal sei der Job schwer. "Wenn ein Kind sagt, ich solle machen, dass Mami wieder nach Hause kommt oder dass Opi wieder lebt. Dann braucht man Kraft." Ein Junge bat ihn, er möge doch mit seinen Rentieren nach Afghanistan fliegen und Papi heimbringen. "Ich habe später erfahren, dass der Soldat tatsächlich heimkam. Unter dem Weihnachtsbaum stand ein großes Paket - und als der Kleine näherkam, sprang Papi raus. Wenn ich solche Geschichten höre, weiß ich, dass ich den besten Job der Welt habe."