SN.AT / Panorama / International / Kopf des Tages

Otto Brusatti - der musikvermittlerische Tausendsassa wird 70

Ö1-Moderator, Autor, Regisseur und Ausstellungsmacher: Brusatti geht als Klassik-Vermittler viele Wege. Er hat sich den Ruf eines Publikumslieblings erarbeitet - scheut aber auch Kontroversen nicht.

Otto Brusatti.
Otto Brusatti.

Es gibt wenige Kanäle, die Otto Brusatti nicht bespielt, wenn es um die Vermittlung klassischer Musik geht: Als langjähriger Radiomoderator auf Ö1, als Autor bekömmlicher Komponisten-Sachbücher, als Theaterregisseur, als Ausstellungsmacher, als Conferencier oder, gerade aktuell, als Intendant des Beethoven-Festivals in seiner Heimatstadt Baden. Am 29. Juni wird er 70 Jahre alt.

Das Beethoven-Festival, das heuer seine dritte Ausgabe bestreitet, ist da gerade noch im Gange, das Schwesternfestival, die Badener Theatertage, findet dagegen im Winter statt: Heuer inszenierte Brusatti Georg Büchners "Leonce und Lena", wie er, studierter Musikwissenschafter, in den vergangenen Jahren überhaupt die Regie entdeckt hat. Im vergangenen Sommer brachte er Friederike Mayröckers "Oper!" beim Kultursommer Semmering zur Uraufführung, im Vorjahr ein vergessenes literarisches Werk von Anton von Webern. Auch für den ORF hat er sich als Regisseur betätigt - bei Produktionen zu Gedenkjahren für Mozart oder Freud.

Das Gedenken an kulturhistorische Heroen, oft Komponisten, hat sich Brusatti, der ab 1975 für die Musiksammlung der Stadt Wien gearbeitet und sie später auch geleitet hat, immer wieder zum Herzensanliegen gemacht. Er veröffentlichte stets zeitgerecht Bücher, etwa zu Joseph Lanner, zu Gustav Mahler, zu Josef Strauss, zu Franz Schubert oder zu Wolfgang Amadeus Mozart, und war zugleich in zahlreiche Ausstellungs- und andere Vermittlungsprojekte rund um die Gedenkfeierlichkeiten eingebunden.

Stammgast bei Festivals in ganz Österreich

Geboren 1948 in Zell am See und aufgewachsen in und rund um Wien, strebte der Sohn zweier Uni-Professoren zunächst ebenfalls eine akademische Laufbahn an. Bald aber änderte sich sein Ziel Richtung Radio - und nach einem Abstecher zum WDR begann Brusatti schließlich in den 1980er-Jahren das Ö1-"Pasticcio" zu moderieren. Was er bis heute tut. Seine Moderatorentätigkeit hat er aber vor allem rasch in den Live-Bereich ausgeweitet. Im RadioKulturhaus-Café bestritt er regelmäßig den "Klassik-Treffpunkt", er präsentiert Livekonzerte und Großprojekte. Bei Festivals in ganz Österreich ist er als Rezitator gern gesehener Stammgast, etwa beim Schrammel.Klang oder bei den Salzkammergut Festwochen Gmunden.

Sein Elternhaus wurde zur "Villa Brusatti"

Als Publikumsliebling gilt Brusatti nicht zuletzt, weil er den Plauderton mit spitzzüngigem Unterton perfektioniert hat, sich auch in seinem Moderationsstil kein Blatt vor den Mund nimmt und ausgetretene Wege der Gesprächsführung gerne verlässt. Kontroversen scheut er nicht - auch abseits von Bühne und Radio. 2004 verweigerte er etwa die Entgegennahme des Badener Kulturpreises, nachdem bei der Verleihung ohne Absprache mit den Ausgezeichneten die damalige ÖVP-Präsidentschaftskandidatin Benita Ferrero-Waldner auftreten sollte. Mit Baden ist Brusatti dennoch eng verbunden geblieben: 2011 präsentierte er sein Elternhaus in der Mariengasse als neuen kulturellen Veranstaltungsort. Seither fungiert das renovierte Jugendstil-Gebäude unter dem Namen "Villa Brusatti" als Heim für manches literarische, philosophische und natürlich musikalische Stelldichein.