Mit Freitag, dem 13., sind meist unschöne Assoziationen verknüpft - oder waren es lange Zeit. Denn für Kulturwissenschafter gerät dieser Volksglaube zunehmend in Vergessenheit. Grund dafür könnte eine Melange aus Säkularisierung, Digitalisierung und einer Gegenwart sein, die von Pandemie bis Krieg in Europa sehr reale Schrecken bereithält. Gunther Hirschfelder, Professor für Vergleichende Kulturwissenschaft an der Universität Regensburg, forscht schon seit Jahrzehnten zu Phänomenen wie Freitag, dem 13. Im Jahr 2000 führten seine Studentinnen und Studenten dazu Tiefeninterviews im Rheinland. Immerhin rund ein Drittel der zufällig ausgewählten Befragten gab damals unumwunden zu, dass dieser Tag eine Bedeutung für sie habe. Ein ähnliches Ergebnis hält Hirschfelder heute für unwahrscheinlich. "Wir verhandeln Glück und Unglück nicht mehr so", sagt er. Es glaubten auch nicht mehr so viele Menschen wie früher an übergeordnete Mächte. "Glück und Unglück bedeutet für viele Leute heute irgendwie, gesund zu sein oder bei Dating-Apps wie Parship und Tinder nicht weggewischt zu werden", ergänzt der Wissenschafter. "Freitag, der 13., lebte davon, dass wir in der betulichen Zeit der alten Bundesrepublik oder auch in der DDR ins Büro gingen und erzählten, dass wir mit vereister Autoscheibe jemandem auf die Stoßstange gefahren sind", erklärt Hirschfelder. Damit sollte die Kommunikation angestoßen werden. "Ähnlich wie bei einer Witzkultur." In der digitalen Welt habe sich aber solch eine niedrigschwellige Kommunikation fast überlebt. Sie lasse sich auch nicht posten.
Zahl der Krankenstände gesunken
Gibt es das Phänomen, dass Menschen aus lauter Furcht vor Freitag, dem 13., im Bett bleiben und sich krankmelden? Nachfrage bei der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH). Ergebnis von früher: In den Jahren 2006 bis 2008 gab es drei- bis fünfmal mehr Krankschreibungen als an anderen Freitagen.
Und heute? Die KKH mit rund 1,6 Millionen Versicherten hat mit einer anderen Methode ihre Daten aus den Jahren 2019 bis 2022 gescannt. Das statistische Bild am vermeintlichen Unglückstag ist dabei ambivalent. Im ersten Coronajahr 2020 belegten die beiden Freitage, die auf einen 13. fielen, unter allen Freitagen jenes Jahres einen auffälligen Spitzenplatz bei der Zahl der Krankmeldungen. In den Jahren 2021 und 2022, in denen jeweils ein Freitag auf den 13. eines Monats fiel, lagen sie mit den Plätzen 29 und 27 recht weit hinten. Im Jahr 2019 - mit zwei 13er-Freitagen - ergab sich Platz 9. Phobien als Grund für die Krankschreibung waren allerdings in allen Jahren selten.
Phänomen ist jünger als gedacht
Für Kulturwissenschafter Hirschfelder ist der Volksglaube rund um Freitag, den 13., im deutschen Sprachkreis überraschend jung. Zwar haben weder Freitage noch die Zahl 13 im christlichen Kulturkreis einen guten Ruf: Am Karfreitag wurde Jesus gekreuzigt und 13 ging über das vertraute System aus zwölf Aposteln, zwölf Stunden oder zwölf Monaten hinaus. Doch die Kombination aus beidem als Unglückstag ist für Hirschfelder erst seit den 1950er-Jahren belegt - und vermutlich ein Kulturimport aus den USA. Denn dort wollten manche Buchautoren schon früher einen Zusammenhang mit Börsencrashs entdeckt haben. "Das Risiko ist groß, dass dieser Tag weiter an Bedeutung verliert", mutmaßt Hirschfelder. "Gerade in gefühlten Katastrophenzeiten hat er wenig Wirkmächtigkeit." Der Bereich Aber- oder Volksglaube sei jedoch vermutlich nicht generell rückläufig. "Er manifestiert sich heute nur nicht mehr in einer bürgerlichen Mitte." In einzelnen gesellschaftlichen Kontexten spiele er weiterhin eine Rolle. "Im migrantischen Milieu ist das noch überhaupt nicht untersucht."
Auch in der nordischen Mythologie bringt die Zahl 13 Unglück: Nachdem Gott Loki als 13. in Walhalla auftaucht, stirbt Baldur, der Gott der Schönheit. Über die Erde legt sich Dunkelheit. Möglicherweise ist daraus auch die Tätigkeit des "Quatorzième" - des Vierzehnten - entstanden. Im 19. Jahrhundert stand mit ihm zuweilen ein professioneller Extragast für Tischgesellschaften bereit. Seine einzige Aufgabe war es, die Zahl 13 bei den Gästen zu vermeiden. Der Volksglaube ging davon aus, dass andernfalls jemand sterben müsse. Es könnte sein, dass Anfang der 1880er-Jahre in New York der Thirteen Club ins Leben gerufen wurde, um das Gegenteil zu beweisen. Es versteht sich, dass das Gründungsdatum auf Freitag, den 13., fiel. Ein Jahr später verkündeten die Mitglieder nicht ohne Stolz: Alle 13 Gäste des Abendessens seien noch am Leben.
Im Jahr 2023 fällt der 13. zwei Mal auf einen Freitag - im Jänner und im Oktober. Allgemein fällt der 13. eines Monats am häufigsten auf einen Freitag. Das hat mit der Einführung des gregorianischen Kalenders zu tun. Damals entschied der Papst, dass auf Donnerstag, den 4. Oktober 1582 gleich Freitag, der 15. Oktober folgt. Wer von da an durchzählt, erkennt die Häufigkeit der vermeintlichen Unglückstage.
Die Kombination aus Freitag und 13. gibt es mindestens einmal im Jahr - und höchstens drei Mal.
Auch wenn die Bedeutung nachlässt, in Hochhäusern gibt es häufig keinen 13. Stock, in Hotels mitunter kein Zimmer mit der Nummer 13 und auch in einigen Flugzeugen fehlt die Sitzreihe 13.
Der 13. kann auch ein Glückstag sein
Im Judentum gilt die 13 als Glückszahl. Sie symbolisiert für Gläubige den Namen Gottes. 13 Eigenschaften werden ihm zugerechnet. Der Gelehrte Maimonides formuliert 13 Glaubenssätze. Buben werden im Alter von 13 Jahren mit der Bar-Mizwa in die Gemeinde aufgenommen.
Die japanische Botschaft in Deutschland erklärte im Jahr 2019 auf Facebook, dass der Tag in Japan eigentlich kein Unglückstag, aber durch westliche Einflüsse inzwischen auch dort bekannt sei. In Japan gelte die Zahl 4 als unheilvoll. "Das kommt daher, dass diese im Japanischen zwei Lesungen bzw. zwei Aussprachemöglichkeiten hat: zum einen 'yo, yon', zum anderen 'shi'." Die Lesung 'shi' sei gleichlautend mit dem Wort für Tod, Sterben. Im Alltag werde die Zahl oft vermieden, es gebe etwa in manchen Wohnhäusern keine Nummern für Appartements, in denen 4 vorkommt, und auch einige Hotels haben kein Zimmer mit dieser Nummer.
Am Freitag, dem 13. Jänner 2023, kann man in den USA um einen enorm hohen Gewinn spielen: Im Jackpot der amerikanischen Lotterie Mega Millions liegen inzwischen rund 1,35 Milliarden Dollar (etwa 1,3 Milliarden Euro) im Jackpot. Es ist der zweitgrößte Jackpot in der Geschichte der Lotterie. An dem vermeintlichen Unglückstag seien seit dem Jahr 2008 insgesamt sechs Jackpots geknackt worden, erklärte die Lottogesellschaft.
In Österreich gibt es am Freitag, dem 13. Jänner, eine Bonus-Ziehung der Österreichischen Lotterien. Es geht um einen Jackpot von rund 1,3 Millionen Euro.
