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Rechnungshofbericht prangert Sicherheitsmängel im Louvre an

Knapp drei Wochen nach dem Kronjuwelen-Diebstahl im Pariser Louvre hat der französische Rechnungshof die Sicherheitsvorkehrungen des Museums scharf kritisiert. Das Museum habe in den vergangenen Jahren eher auf öffentlichkeitswirksame Aktionen gesetzt, als in die Sicherheit zu investieren, heißt es in dem am Donnerstag in Paris vorgestellten Bericht, der bereits vor dem spektakulären Einbruch in das Museum Mitte Oktober erstellt worden war.

Sicherheitsmängel im Louvre machten den Prüfern bereits länger Sorgen
Sicherheitsmängel im Louvre machten den Prüfern bereits länger Sorgen

Mehr Geld in Anschaffung von Kunstwerken als in Sicherheit investiert

"Der Diebstahl der Kronjuwelen ist ein starkes Alarmsignal für die viel zu langsame Renovierung der Sicherheitseinrichtungen des Museums", sagte der Präsident des Rechnungshofs, Pierre Moscovici. Die Investitionen in den Schutz der Kunstwerke seien jedoch unerlässlich, um den dauerhaften Betrieb des Museums sicherzustellen. Moscovici verwies auf eine Sicherheitsprüfung zwischen 2015 und 2017, die auf zahlreiche Missstände aufmerksam gemacht hatte. Die damals ausgesprochenen Empfehlungen seien jedoch noch immer nicht umgesetzt worden.

Der Bericht des Rechnungshofes, der in Teilen schon vorab veröffentlicht worden war, umfasst den Zeitraum zwischen 2018 und 2024. In dieser Zeit habe das Museum etwa 27 Millionen Euro für die Instandhaltung und 60 Millionen Euro für Restaurierungsarbeiten ausgegeben. Für die Anschaffung von 2.754 Kunstwerken hingegen standen demnach 105 Millionen Euro zur Verfügung. Nicht einmal jedes vierte dieser Werke sei überhaupt ausgestellt worden, während nur ein Drittel der Ausstellungssäle laut Rechnungshof über eine Kameraüberwachung verfügt. Dabei hätten "mehrere Vorfälle in jüngster Zeit, bei denen die Kunstwerke gefährdet waren, der Museumsleitung bewusst gemacht, dass in den vergangenen Jahren zu wenig investiert wurde".

Die Direktorin des Louvre hatte nach dem Einbruch erklärt, dass sie nach der Übernahme ihres Postens im Jahr 2021 auf bessere Sicherheitsvorkehrungen gepocht habe. Die Finanzprüfer kreiden an: "Der Louvre hat eine beachtliche Verspätung bei der Anpassung der technischen Infrastruktur an die Normen und bei der Restaurierung des Palastes angehäuft." Das Museum verfüge dabei nicht etwa über zu wenig Geld, meinte Moscovici. "Das Problem liegt woanders, nämlich in der Festlegung der Ausrichtung." Um mehr Mittel in Sicherheit und Renovierung zu stecken, empfahl der Rechnungshof dem Museum, eine Regelung zu streichen, der zufolge 20 Prozent der Einnahmen aus Eintrittskarten für den Erwerb von Werken verwendet werden sollen.

Forderung nach Priorisierung von Baustellen

Auch wenn die Untersuchungen des Rechnungshofs bereits vor dem Diebstahl acht wertvoller Schmuckstücke aus dem Louvre vorgenommen wurden, sagte sein Vorsitzender: "Der Diebstahl bestätigt manche Feststellungen noch." Moscovici mahnte, man müsse die Mittel finden, um die Exzellenz des Louvre zu bewahren. Dies erfordere auch eine rigorose Leitung und eine Priorisierung von Baustellen.

Bei dem spektakulären Einbruch am 19. Oktober hatten vier Täter Schmuck und Juwelen im Wert von rund 88 Millionen Euro erbeutet. Nach der Festnahme mehrerer Tatverdächtiger laufen Ermittlungsverfahren gegen drei mutmaßlich an dem Einbruch beteiligte Männer sowie gegen eine Frau wegen Beihilfe. Von der Beute fehlt weiter jede Spur. Frankreichs Kulturministerin Rachida Dati räumte ein, dass das Einbruchsrisiko in dem Museum chronisch unterschätzt worden sei. Noch in diesem Jahr soll der Einbruchsschutz des Louvre mit ersten Sofortmaßnahmen gestärkt werden.

Der Rechnungshof äußerte sich auch zu den Plänen von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, das Museum tiefgreifend umzugestalten. Demnach soll das Museum unter anderem einen neuen Eingang bekommen, da die Glaspyramide im Hof des Louvre den Besucherzahlen nicht mehr gewachsen ist. Zudem soll die Mona Lisa von Leonardo da Vinci in einem eigenen Raum ausgestellt werden, der auch unabhängig vom Rest des Museums besucht werden kann. Nach Einschätzung des Rechnungshofes werden die geplanten Umbauten mindestens 1,1 Milliarden Euro kosten, deutlich mehr als die bis zu 800 Millionen, die der Elysée-Palast bisher veranschlagt hatte.

(Quelle: APA/AFP/dpa)