Am Dienstag wird der gebürtige Wuppertaler Herbst 50, der "Stromberg" hat die Bühne nach dem abschließenden Kinofilm 2014 aber schon längst verlassen. Mit "Stromberg" wurde der Schauspieler und Komiker, der seit Dezember Urlaub macht und nach Angaben seiner Agentur auch noch während seines Geburtstages auf Reisen ist, bekannt. Viele Menschen konnten in dem ekelhaften, unkorrekten, rassistischen und frauenfeindlichen Bürohengst immer wieder Teile ihres Umfeldes, möglicherweise auch von sich selbst entdecken. "Das Büro ist wie ein Tierheim, lauter kleine Kläffer, die nicht freiwillig da sind", charakterisiert Stromberg seine Abteilung. "Die Stimmung bei den Kollegen pendelt zwischen Kindergeburtstag und letzte Tage im Führerbunker."
Man hört ihn noch prahlen, feixen und fiese Witze machen. Keiner blieb verschont: Vorm Kantinenkoch quetscht der Profilneurotiker mit bloßer Hand den Heidelbeerkuchen aus und nörgelt: "Schmeckt wie Oma unterm Arm." Der Ausländerfeind empfiehlt dem "Mikrowellen-Mongo", sich selber als Würstchen servieren zu lassen. "Und die grünen Bohnen verkaufst Du wohl als Froschschenkel, wie?"
Ein untrennbares Verhältnis wie Dr. Jekyll und Mr. Hyde haben seine TV-Figur und Herbst nicht gehabt, aber: "Tragikomische Looser-Typen mit einer leichten Arschloch-Attitüde sind viel spannender als irgendwelche eindimensionale Pilcher-Liebhaber", lobte Herbst in einem Interview der "Bild am Sonntag" mal seine Figur.
Das Büro war Herbst nicht einmal fremd. Er machte in den achtziger Jahren eine Banklehre. "Es gab richtige Charakterschweine", schilderte Herbst im Gespräch mit dem "Stern" seine Erfahrungen. "Typen, die nach oben gebuckelt und nach unten getreten haben." Mit Bernd Stromberg habe er sein "Sendungsbewusstseinsaggregat zehn Jahre lang bis zum Anschlag" gefüllt, sagte er dem "Tagesspiegel" bilanzierend.
Nach "Stromberg" schwamm sich der Veganer Herbst, seit 2012 mit seiner Frau Gisi verheiratet, künstlerisch frei. Er spielte für ProSieben den Kommissar Kreutzer, er wirkte jüngst im Hitler-Film "Er ist wieder da" mit, sprach auch das Hörbuch. Er war Bewährungshelfer in der Kinokomödie "Die Kleinen und die Bösen", er schlüpfte in eine Zwillings-Doppelrolle im ARD-Film "Besser als Du".
Einige verlockende RTL-Angebote lehnte er nach eigenen Worten ab: "RTL wollte eine Late-Night-Show mit mir machen", sagte er dem "Spiegel". "Ich wäre in kürzester Zeit sehr reich geworden, da wurde mit Zahlen jongliert, bei denen einem schwindlig wurde. Und ich hätte das Dschungelcamp moderieren können, da gab es eine Anfrage vor der ersten Staffel. Aber was wäre das für eine Karriere gewesen! Ich will als Schauspieler ernst genommen werden."
Dazu gibt er dem Publikum in der neuen ARD-Filmreihe "Hotel Heidelberg" ab 26. Februar die Gelegenheit. In seiner Rolle als Dr. Ingolf Muthesius therapiert er Hotel-Chefin Hermine Kramer, gespielt von Hannelore Hoger. Er sei gespannt, welche Aufgaben auf ihn sonst noch warten, verriet er der Nachrichtenagentur dpa im Jahr 2015. "Kommissare, Täter, Väter, Business-Männer, Heteros, Schwule: Alles ist möglich!"