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Theo Waigel: "Mister Euro" mit buschigen Augenbrauen

Die Augenbrauen sind sein Markenzeichen. Als deutscher Bundesfinanzminister prägte er die Zeit nach der deutschen Wiedervereinigung, in die Geschichte ist er als "Vater des Euro" eingegangen. Nun wird Theo Waigel 75. Ihm ist es zu verdanken, dass der Euro "Euro" heißt: Der CSU-Politiker Theo Waigel war von 1989 bis 1998 Bundesfinanzminister in der Regierung von Helmut Kohl (CDU) und schlug im Jahr 1995 den Namen für die gemeinsame europäische Währung vor.

Theo Waigel: "Mister Euro" mit buschigen Augenbrauen
Theo Waigel: "Mister Euro" mit buschigen Augenbrauen

Die Idee wurde vom Europäischen Rat dann auch angenommen - und Waigel hatte den Spitznamen "Mister Euro" weg. An diesem Dienstag (22. April) wird Theo Waigel 75 Jahre alt.

"Ich blicke auf ein erfülltes politisches Leben mit Höhepunkten und Enttäuschungen zurück", sagte er zu seinem 70. Geburtstag vor fünf Jahren. Waigel war 1982 bis 1989 Landesgruppenvorsitzender der CSU im Bundestag und von 1988 bis 1999 CSU-Vorsitzender. Doch ein Traum sollte sich nicht erfüllen: Im Jahr 1993 unterlag er im Machtkampf um den Posten des bayerischen Ministerpräsidenten seinem CSU-Rivalen Edmund Stoiber.Weitermachen oder nicht? Heute räumt Waigel ein, dass er damals daran dachte, alles hinzuschmeißen. "Ich war schon an einem Punkt angelangt, an dem ich mich fragte: Machst du noch weiter?", sagte Waigel nun der "Augsburger Allgemeinen" (Samstag). Damals wurde auch Privates wie die Trennung von seiner ersten Ehefrau in der CSU thematisiert. "Es gab schon Dinge unter der Gürtellinie, die einem wehtun", räumt er heute ein.

Über seinen damaligen Rivalen Stoiber sagte er der Zeitung: "Ich begrüße es sehr, dass Edmund Stoiber heute ein überzeugter Europäer ist. Ich hätte mir nur gewünscht, dass er dieselbe Einstellung schon vor 20 Jahren gehabt hätte. Damit hätte er mir bei der Einführung des Euro viel Ärger erspart."

Trotz der innerparteilichen Kämpfe blieb Waigel der CSU treu. Seit 2009 ist er nun Ehrenvorsitzender der Partei. Parteimitglied ist er seit 1960, der Jungen Union trat er bereits drei Jahre früher bei. Zuletzt erarbeitete er für die CSU in der Folge der bayerischen Verwandtenaffäre einen Ehrenkodex. Nach seinem Ausscheiden aus dem Bundestag 2002 wurde er 2009 für vier Jahre Anti-Korruptionsbeauftragter bei Siemens - auch da war Transparenz schon ein großes Thema. Bekannt für die Augenbrauen Waigels markantestes äußere Merkmal sind bis heute die buschigen Augenbrauen, die für Karikaturisten geradezu ein Geschenk waren. Unter dem Titel "Die Augenbraue" wurde ihm sogar eine eigene Ausstellung mit einschlägigen Zeichnungen gewidmet. Daran, seine Augenbrauen zu stutzen, habe er niemals gedacht, sagte Waigel der "Augsburger Allgemeinen": "Mancher Friseur hat mich gefragt. Da habe ich immer nur gesagt: "Unterstehen Sie sich. Da wird nicht ein Haar gekrümmt.""

Geboren wurde Theo Waigel, der eigentlich Theodor heißt, am 22. April 1939 als Sohn eines Kleinbauern in Oberrohr im nordschwäbischen Landkreis Günzburg. Auch heute noch wohnt er in Schwaben, in Seeg im Ostallgäu. Seit 1994 ist er mit der früheren Ski-Rennläuferin und Ärztin Irene Epple verheiratet, mit der er einen Sohn hat. Aus seiner ersten Ehe hat Waigel zwei weitere Kinder. Er gilt als begeisterter Bergwanderer und ist Fan des TSV 1860 München.

Die größte berufliche Herausforderung für Waigel waren die Folgen der deutschen Wiedervereinigung: Die Folgen von Rezession und Wirtschaftslasten führten zu hoher Arbeitslosigkeit, Firmenzusammenbrüchen, Steuerausfällen und Milliardendefiziten im Bundeshaushalt. Die hohe Staatsverschuldung trug Waigel einen weiteren Beinamen ein: "Herr der Löcher".

Bei der Namensfindung für den Euro, erinnert er sich, seien damals auch "Pfund, Franken oder Taler" im Gespräch gewesen. "Da dachte ich mir, es gibt Eurocard, es gibt Eurocopter, warum nicht einfach: Euro." Um die Zukunft der Gemeinschaftswährung macht er sich keine Sorgen. Der Euro ist für Waigel eine europäische Erfolgsgeschichte - und auch eine ganz persönliche.