"Chris" sei mit seinem dicken Fell in Lebensgefahr gewesen, berichtete der Sender ABC unter Berufung auf Tierärzte. Die Tierschutzorganisation RSPCA hatte das herrenlose Schaf in der Nähe der Hauptstadt Canberra aufgelesen. Es war mit dem Wollgewicht kaum in der Lage zu gehen.
So ein Fell habe er in 35 Jahren im Geschäft noch nie auf einem Schaf gesehen, sagte Scherer Ian Elkins. Die Prozedur dauerte eine Dreiviertelstunde. Schafe werden normalerweise jedes Jahr geschoren. Das dauert pro Tier drei Minuten und bringt im Schnitt fünf Kilogramm Wolle. Die Tierorganisation sucht nun jemand, der "Chris" aufnimmt.
Wanderer hatten das freilaufende Merino-Schaf am Dienstag im Buschland Mulligan Flats nahe der Hauptstadt Canberra entdeckt und es Chris genannt. Durch seinen gigantischen Wollpelz war es nach Angaben der Tierschutzorganisation RSPCA vier bis fünfmal größer als seine gewöhnlichen Artgenossen. Die örtliche RSPCA-Leiterin Tammy Ven Dange schätzte, dass es seit mindestens fünf Jahren nicht mehr geschoren wurde. Auf die Gegenwart von Menschen reagierte es nervös.
Insgesamt 40,45 Kilo (richtig) an verfilztem Vlies holte nun Elkins herunter. Gewöhnliche Merino-Schafe, die üblicherweise alle zwölf Monate geschoren werden, bringen gerade mal fünf Kilo Wolle auf die Waage.
Chris hat damit mehr zu bieten als sein berühmter Schicksalsgenosse Shrek, der 2004 in Neuseeland nach sechs Jahren in der Wildnis von 27 Kilogramm Wolle befreit worden war - und auch mehr als der ebenfalls aus Neuseeland stammende Rekordhalter Big Ben, der im Jänner 2014 28,9 Kilo ablieferte. RSPCA will sich nun beim Guinnessbuch der Rekorde um einen Eintrag bemühen.
Tierschützerin Ven Dange ist über die erfolgreiche Schur erleichtert. Nach ihren Angaben können die wegen ihrer feinen Wolle begehrten Merino-Schafe Gesundheitsbeschwerden entwickeln oder sogar sterben, wenn sie nicht regelmäßig geschoren werden. Hochgefährlich für sie ist die Fliegenmadenkrankheit Myiasis, ein Befall mit Fliegenmaden, die sich auf der Suche nach tierischem Eiweiß tief in die Haut der Tiere bohren. Der Befall verläuft extrem schnell und endet oftmals, wenn er nicht rechtzeitig entdeckt und behandelt wird, tödlich. Chris sei bereits mit ersten Maden befallen gewesen, sagte Ven Dange.
Dennoch ist die Tierschützerin mit dem Zustand ihres Schützlings zufrieden. "Chris ist viel beweglicher, kann viel schneller aufstehen und frisst auch schon wieder", sagte sie der Nachrichtenagentur AFP. Um das nun nackte Tier warm zu halten, wurde es in einen Daunenmantel gesteckt. Nach seiner Genesung soll das Schaf zur Adoption freigegeben werden. Sein wertvolles Vlies kommt nach Angaben Ven Danges höchstwahrscheinlich ins Museum.