SN.AT / Panorama / Österreich

Schatz der Habsburger: Überraschende Wende im Fall um verschollen geglaubten Schmuck der Kaiserfamilie

Der Schatz mit dem berühmten 137-Karat-Diamanten „Florentiner“ soll in Kanada ausgestellt werden.

Seit 1940 wurden die Schmuckstücke, die offiziell als verschollen galten, in Kanada an einem sicheren Ort aufbewahrt, teilte Karl Habsburg nun mit.
Seit 1940 wurden die Schmuckstücke, die offiziell als verschollen galten, in Kanada an einem sicheren Ort aufbewahrt, teilte Karl Habsburg nun mit.

Jahrzehntelang galt der sagenumwobene Familienschmuck der Habsburger, der ehemaligen österreichischen Kaiserfamilie, als verschollen. Am Donnerstag teilte Familienchef Karl Habsburg nun überraschend mit, dass der Schmuck seit dem Jahr 1940 sicher in Kanada aufbewahrt wurde und dort nun ausgestellt werden soll.

Eine Vorgeschichte wie ein Krimi

Die Vorgeschichte liest sich wie ein Krimi: Nach dem Ende der Monarchie wurde die Familie des letzten österreichischen Kaisers Karl 1919 des Landes verwiesen und von der jungen Republik Österreich enteignet. Lediglich Teile des Privatvermögens konnten Karl und seine Frau Zita bei ihrer Flucht ins Exil in die Schweiz und auf die Insel Madeira mitnehmen, wo Karl starb. Die Witwe und ihre Kinder gingen nach Belgien und wurden später aufgrund ihres aktiven Eintretens gegen die Hitler-Diktatur von den Nationalsozialisten verfolgt. Einzelne Mitglieder der Familie Habsburg kamen ins Konzentrationslager. Zita und ihren Kindern gelang im Mai 1940 die Flucht über Frankreich und Portugal nach Kanada. Mit im Gepäck: Teile des Familienschmucks.

Schatz lag seit 1940 in Kanada

Seit 1940 wurden die Schmuckstücke, die offiziell als verschollen galten, in Kanada an einem sicheren Ort aufbewahrt, teilte Karl Habsburg nun mit. Zita habe ihre Nachkommen aus Sicherheitsgründen angewiesen, die Öffentlichkeit frühestens hundert Jahre nach dem Tod von Kaiser Karl I. im Jahr 1922 über die Existenz der Schmuckgegenstände im Familienbesitz zu informieren. Dieser Verantwortung kämen die direkten Nachkommen der kaiserlichen Familie nun nach, erklärt Karl Habsburg. Man wolle die historisch bedeutsame Privatsammlung nun der Öffentlichkeit zugänglich machen. Als Ort habe man aus Dankbarkeit für die Aufnahme im Jahr 1940 Kanada gewählt.

Zu den erhalten gebliebenen Schmuckstücken gehören laut Karl Habsburg persönliche Gegenstände Kaiserin Maria Theresias, der französischen Königin Marie Antoinette und Kaiser Franz’ I. Auch der sagenumwobene „Florentiner“-Diamant gehört zu der Sammlung. Es handelt sich um einen gelben 137-Karat-Diamanten in Nussgröße, der sich seit Jahrhunderten im Besitz der Habsburger befand, dessen Spur sich aber in den 1920er-Jahren verlor. Laut Karl Habsburg lag er immer in Kanada und ist im Besitz eines Trusts, dessen Begünstigte die direkten Nachkommen von Karl und Zita sind.

" Haben nicht vor, jemals zu verkaufen"
Karl Habsburg, Familienoberhaupt

Über den Wert der Sammlung könne man nichts sagen, erklärt Karl Habsburg auf SN-Anfrage: „Es tut mir sehr leid, aber diese Frage kann ich nicht beantworten. Wie man nach dem Diebstahl im Louvre gesehen hat, lässt sich der Wert eines historischen Schmuckstückes nicht festlegen, sogar eine Schätzung wäre extrem schwierig. Außerdem ist es für mich völlig irrelevant, da die Familie nicht vorhat, diese Stücke jemals zu verkaufen.“ Der Wert des „Florentiner“ kann also nur geschätzt werden. Ein Vergleich: Der mit 60 Karalt knapp halb so große Diamant „Pink Star“ wurde bei einer Auktion vor wenigen Jahren um fast 67 Millionen Euro verkauft.

Aus der Wiener Schatzkammer, Vitrine XIII

Die Nachricht über die Existenz eines Habsburgischen Familienschatzes kommt deswegen überraschend, da die Familie im Exil als völlig verarmt galt. Es hieß, dass Kaiser Karl I. zwar Juwelen aus Familienbesitz in die Schweiz mitgenommen habe, die zuvor in der berühmten Vitrine XIII der Wiener Schatzkammer ausgestellt waren. In der Schweiz sei Karl aber in die Hände von Betrügern gefallen, die ihm die Wertgegenstände abgeschwindelt hätten. Seither galt der „Florentiner“-Riesendiamant als verschollen. Es gab Gerüchte, dass er - von wem auch immer - geteilt und in Stücken verkauft worden sei. Dem war offensichtlich nicht so.

Apropos Habsburg und Juwelen: Der heutige Familienchef Karl Habsburg flog 1996 - damals war er Europaabgeordneter der ÖVP - mit einem wertvollen Diadem im Gepäck nach Hohenems, ohne es zu verzollen. Habsburg bestritt energisch jede Absicht, wurde aber Jahre später wegen versuchten Schmuggels zu einer Geldstrafe verurteilt.