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Waldbrände in Friaul und in der Toskana: Feuerwehren weiterhin im Einsatz

Schwere Brände, die seit Montag in der norditalienischen Region Friaul-Julisch Venetien an der Grenze zu Slowenien wüten, sind noch nicht unter Kontrolle. Feuerwehreinheiten aus Udine, Triest und Görz (Gorizia) waren am Donnerstag weiterhin im Kampf gegen die Flammen im Karstgebiet im Einsatz. Sie wurden von Löschflugzeugen und Hubschraubern unterstützt. Auch die Toskana ist von schweren Bränden betroffen, mehr als 1.000 Personen wurden evakuiert.

Zahlreiche Feuerwehrleute derzeit in Italien im Einsatz
Zahlreiche Feuerwehrleute derzeit in Italien im Einsatz
Großbrand im friulanischen Karstgebiet
Großbrand im friulanischen Karstgebiet
Großbrand im friulanischen Karstgebiet
Großbrand im friulanischen Karstgebiet
Waldbrände nahe Monfalcone.
Waldbrände nahe Monfalcone.
Waldbrände nahe Monfalcone.
Waldbrände nahe Monfalcone.
Löschflugzeuge in Sistiana.
Löschflugzeuge in Sistiana.
Waldbrand nahe der italienischen Hafenstadt Monfalcone.
Waldbrand nahe der italienischen Hafenstadt Monfalcone.
Wald und Häuser auch nahe Athen zerstört
Wald und Häuser auch nahe Athen zerstört

In der Provinz Udine kam eine ehrenamtliche Feuerwehrfrau bei Löscharbeiten ums Leben. Sie wurde von einem Baum getötet, der nach einem Brand umfiel. Die 56-Jährige war im Einsatz, als der Brand bereits unter Kontrolle war und wurde von einem Baum getroffen, der durch die Flammen beschädigt worden war. Der Präsident der Region Friau Julisch Venetien, Massimiliano Fedriga, kondolierte der Familie.

Wegen des Feuers und der Gefahr von Stromausfällen wurde die Stadt Triest von einem slowenischen Strombetreiber beliefert. Die Behörden überprüften die Luftqualität in der Region, die seit Tagen mit schweren Bränden zu kämpfen hat. Wegen des starken Rauchs, der sich nach einem Brand in der Nähe der Hafenstadt Monfalcone entwickelt hatte, blieb ein Produktionswerk der Reederei Fincantieri am Donnerstag den zweiten Tag infolge geschlossen. 3.000 Mitarbeiter des Schiffbauers gingen nicht in die Arbeit. Die Region Friaul-Julisch Venetien hatte am Dienstag wegen der Brände den Ausnahmezustand ausgerufen.

Die Feuer betrafen auch Grenzgebiete in Slowenien. Die Flammen erreichten die slowenische Küste, Rauch beeinträchtigte die Aktivitäten im Hafen von Koper, berichteten italienische Medien. Brände tobten auch in der Provinz Udine.

Die Autobahn A4 zwischen Villesse und Lisert in Richtung Triest wurde am Donnerstag wieder geöffnet. Geschlossen bleibt dagegen die Autobahnstrecke zwischen Sistiana und Redipuglia in Richtung Venedig. Teile regionaler Bahnlinien waren weiterhin unterbrochen, es wurde ein Schienersatzverkehr mit Bussen eingerichtet.

Flammen zerstörten Hunderte Hektar Wald

Wegen eines Brandes in der Gemeinde Doberdo del lago in der Provinz Triest mussten 300 Personen evakuiert werden, da sich die Flammen, die bereits Hunderte Hektar Wald zerstört hatten, den Häusern näherten. Die Menschen verbrachten die Nacht bei Verwandten und Freunden. Einige Gebäude und der örtliche Friedhof wurden von den Flammen beschädigt. Auch ein Flüchtlingslager in der Nähe musste geräumt werden.

Die Ursache der schweren Brände, die bereits am Montag im friaulischen Karstgebiet in den Provinzen von Görz und Triest tobten, war noch unbekannt, Ermittlungen sind im Gange. 350 Hektar Wald wurden in Italien und Slowenien zerstört.

Salzburgerin beschreibt riesige Rauchwolke

Die Salzburger Journalistin Ricky Knoll ist derzeit in Sistiana auf Urlaub. Der Badeort ist gut zehn Kilometer von Monfalcone entfernt. Am Dienstag habe sie eine riesige Rauchwolke gesehen. "Ich habe erst gedacht, es zieht ein Gewitter auf, aber da kam schon ein Löschflugzeug", sagte Knoll. Am Mittwoch waren dann nach Auskunft der italienischen Feuerwehr zwei Canadair und ein Hubschrauber der Luftflotte bereits ab dem Morgengrauen im Einsatz.

Der Rauch der Brände zog am Mittwoch an Sistiana vorbei Richtung Grado. "Die Menschen dort sind viel schlimmer betroffen. Wir haben in der Früh ein bisschen Rauch bemerkt. Sorgen bereitet mir aber die Situation auf der slowenischen Seite, von dort zieht der Rauch zu uns." An eine Abreise will Knoll aber vorerst nicht denken.

Lage in Slowenien verschärft sich

Während die Lage in Grado im Lauf des Tages dank des Windes erträglicher geworden sei, wie Bürgermeister Claudio Kovatsch sagte, verschärfte sich die Situation in Slowenien immer weiter. Die Bewohnerinnen und Bewohner der grenznahen Dörfer Sela na Krasu, Hudi Log, Korita na Krasu und Nova Vas mussten in Sicherheit gebracht werden, berichtete 24ur.com. 600 Feuerwehrleute und Helfende waren im Einsatz, sagte Srecko Sestan, Kommandant des slowenischen Zivilschutzes. Drei Häuser gerieten in Brand, fünf Feuerwehrleute erlitten leichte Verletzungen, hieß es. Im slowenischen Karst müssen mehrere Brandherde bekämpft werden.

Die friaulischen Behörden riefen die Bevölkerung auf, in der Nähe der von den Bränden betroffenen Gebiete FFP2-Masken zu tragen.

In Monfalcone waren die Menschen aufgerufen, in ihren Wohnungen zu bleiben und die Fenster geschlossen zu halten. Auch blieb am Mittwoch ein Produktionswerk der Reederei Fincantieri zum Schutz der 3000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geschlossen. In der Gemeinde Doberdò del Lago in der Provinz Triest mussten einige Familien in Sicherheit gebracht werden, da sich die Flammen ihren Häusern näherten. Die Autobahn zwischen Redipuglia und Sistiana Richtung Triest war gesperrt. Der Eisenbahnverkehr auf der Linie Venedig-Triest blieb zwischen Monfalcone und Duino-Aurisina eingestellt. Roberto Dipiazza, Bürgermeister von Triest, warnte vor der Gefahr, dass es wegen den Feuern zu Stromausfällen kommen könnte.

Griechenland, Südfrankreich und Portugal: Brände fordern die Einsatzkräfte

Indessen konnten Einsatzkräfte in Griechenland einen Großbrand im Nordosten Athens am Mittwoch teilweise unter Kontrolle bringen. Die Flammen hatten sich in bewohntes Gebiet ausgebreitet und zahlreiche Häuser beschädigt. Drei Feuerwehrleute und neun Einwohner wurden verletzt. Davon wurde eine Person wegen schwerer Verbrennungen behandelt. Sieben Ortschaften und ein Kinderspital wurden evakuiert.

An der südfranzösischen Atlantikküste kämpft die Feuerwehr bereits seit mehr als einer Woche gegen zwei große Waldbrände. Auch in der Nacht auf Mittwoch breiteten die Flammen sich weiter aus, allerdings lediglich um 300 Hektar, wie die für die Gironde zuständige Präfektur mitteilte. Insgesamt verbrannten bei Landiras und Teste-de-Buch südlich von Bordeaux 20.600 Hektar Land. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron wird am Mittwoch in dem Gebiet erwartet. Unterdessen machten bei heftigen Winden und lokaler Trockenheit Feuer auch in anderen Landesteilen Frankreichs zu schaffen.

In Portugal gab es am Mittwochvormittag 25 größere und kleinere Waldbrände, die von insgesamt gut 1.200 Einsatzkräften bekämpft wurden, wie der Zivilschutz ANEPC mitteilte. Die größten Sorgen bereiteten zwei Feuer in den Gemeinden Chaves und Murça im Bezirk Vila Real östlich der Metropole Porto im Norden des Landes. Allein bei diesen beiden Bränden waren den Angaben zufolge mehr als 900 Einsatzkräfte tätig. Bei der Bekämpfung dieser Feuer habe man zuletzt aber große Fortschritte gemacht, hieß es. Wegen der Brände der vergangenen Tage mussten nach Angaben des ANEPC 1.055 Menschen ihre Siedlungen verlassen. Es habe mindestens drei Tote und 223 Verletzte gegeben, sechs davon Schwerverletzte.

Sogar Großbritannien und Deutschland leiden unter der Hitze

Dramatisch war die Lage wegen der Hitze sogar in Großbritannien. In Coningsby in der ostenglischen Grafschaft Lincolnshire wurden am Dienstagnachmittag 40,3 Grad gemessen. Bei Löscharbeiten am heißesten Tag in der Geschichte Großbritanniens wurden in London mindestens 16 Feuerwehrleute verletzt worden. Es habe mehr als 1.000 Notrufe in der Hauptstadt gegeben, davon die allermeisten wegen der Hitze. Londons Bürgermeister Sadiq Khan sprach vom arbeitsreichsten Tag für die Feuerwehr seit dem Zweiten Weltkrieg. Vor allem zwei Großbrände im Osten Londons sorgten für Aufsehen.

Auch Deutschland verzeichnete Temperaturen deutlich über 30 Grad und mehrere Wald- und Flächenbrände. Im baden-württembergischen Baden-Baden ließ die Hitze Ummantelungen von Stromkabeln schmelzen, was in der Nacht auf Mittwoch zu einem großflächigen Stromausfall führte. Rund 10.000 Menschen waren betroffen, auch der Notruf sowie Ampelanlagen fielen aus. Im gesamten Stadtgebiet war das Internet gestört.