Gezielt günstig tanken, das sei in Deutschland fast unmöglich. Zum Teil gälten die Preise "nur noch für wenige Minuten", kritisiert der baden-württembergische Verbraucherschutzminister Peter Hauk (CDU). "Es besteht die Gefahr, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher systematisch hinters Licht geführt werden", sagt er. Baden-Württemberg hat daher einen Vorschlag in den Deutschen Bundestag eingebracht. Das Land fordert die Bundesregierung auf, geeignete Maßnahmen zu prüfen, um die Benzinpreise transparenter zu machen. Konkret wird dabei das österreichische Modell als Beispiel genannt.
Preise senken dürfen die Tankstellenbetreiber in Österreich immer
In Österreich dürfen die Betreiber von Tankstellen seit 2011 den Spritpreis nur ein Mal am Tag erhöhen, nämlich um 12 Uhr. Preissenkungen dürfen jederzeit vorgenommen werden. Die Regelung habe sich als zweckmäßig und zufriedenstellend erwiesen, heißt es aus dem österreichischen Wirtschaftsministerium. Sie schaffe Vertrauen beim Verbraucher, der jetzt genau wisse, dass die Preise am Abend oder am Vormittag niedriger seien als kurz nach Mittag. Das reduziere den Anreiz für Tankstellenbetreiber für dauernde Änderungen in beide Richtungen.
Hohe Preisschwankungen in Deutschland
In Deutschland hingegen sind solche Änderungen die Regel. Im ersten Halbjahr änderten sich die Preise an deutschen Tankstellen laut Bundeskartellamt im Schnitt 22 Mal pro Tag. Seit Jahren folgt der Verlauf dem groben Muster, dass es von einer hohen Spitze im morgendlichen Berufsverkehr in einer wellenförmigen Bewegung nach unten geht. Am billigsten ist Sprit in der Regel am Abend. Im Mai ermittelte der ADAC einen durchschnittlichen Preisunterschied von rund 13 Cent zwischen Tageshoch und Tagestief.
ADAC ist gegen das österreichische Modell
Beim deutschen Verkehrsclub ADAC befürchtet man, dass eine Regulierung wie in Österreich den Sprit im Schnitt teurer machen würde. "Wenn die Konzerne nur ein Mal am Tag die Preise anheben dürfen, besteht die Gefahr, dass die Erhöhung von vornherein stärker ausfällt als in einem flexiblen Modell wie bei uns", sagt der Kraftstoffmarktexperte des ADAC, Christian Laberer. "Das kann durchaus dazu führen, dass die Tagesdurchschnittspreise durch eine solche Regulierung steigen. Das wäre aus Verbrauchersicht kontraproduktiv." Wer dagegen im deutschen System die Faustregel beherzige, nicht morgens, sondern abends zu tanken, komme hierzulande ziemlich sicher günstiger weg als bei einem Modell wie in Österreich, sagt Laberer.
Zeitpunkt für Erhöhung in Österreich nicht zufällig gewählt
Der ADAC-Experte hält zudem den Zeitpunkt für die einmalige Preiserhöhung in Österreich für ungünstig. Wenn kurz vor Mittag die Preise am niedrigsten seien, sei es für Arbeitnehmer schwierig zu tanken, argumentiert er.
Ursprünglich war dabei der Zeitpunkt für die einmalige Preiserhöhung in Österreich auf den Betriebsbeginn festgelegt worden. Das benachteiligte dem Wirtschaftsministerium zufolge allerdings Tankstellen, die an Pendlerstrecken stadteinwärts lagen - also zum Zeitpunkt der hohen Preise am meisten vorbeifahrenden Verkehr hatten. Um dies zu ändern, wurde der Zeitpunkt für Erhöhungen auf 12 Uhr geändert.