A wie Ausgaben:
Mit 11,2 Prozent der Staatsausgaben, 9600 Euro pro Kopf, gibt Österreich überdurchschnittlich viel für die Bildung seiner Bürger aus. Dennoch kommt nicht viel davon beim einzelnen Schüler/Studenten an. Mit 7,2 Prozent ist die Zahl der Schulabbrecher im EU-Vergleich niedrig, aber dennoch beachtlich - und die Akademikerquote mit 19 Prozent laut OECD vergleichsweise gering.
C wie Chancengleichheit:
Das Elternhaus entscheidet, wie weit hinauf ein Kind in Österreich auf der Bildungsleiter kommt. Während mehr als die Hälfte der Akademikerkinder wieder Akademiker werden, schaffen das nur fünf Prozent jener Kinder, deren Eltern maximal einen Hauptschulabschluss haben. Derzeit sieht es nicht so aus, als könnten die Neuen Mittelschulen, in die alle Hauptschulen bis 2018 umgewandelt werden, etwas daran ändern. In den Städten drängen Eltern weiter darauf, ihre Kinder in Gymnasien unterzubringen. Dabei meinen Bildungsexperten, es komme für gute Schulen weniger auf die Form als auf die Unterrichtsqualität an.
D wie Dienstrecht der Lehrer:
14 Wochen Ferien bei einer 20-Stunden-Woche? An diesem Lehrerbild wird sich auch durch das neue Dienstrecht nichts ändern, das die Regierung - auch ohne die Lehrer - durchbringen will. Es sieht mehr Geld für Junglehrer für mehr Arbeit bei weniger Gehaltssprüngen vor. An dem System, dass Lehrerarbeit in Schulstunden anstatt in Arbeitszeit an der Schule gemessen wird, hält es ebenso fest wie an der Zweiteilung in der Lehrerausbildung: Pflichtschullehrer an die Pädagogischen Hochschulen, AHS- und BHS-Lehrer an die Universitäten. Einziger Unterschied: Es dürfen sich alle "Professor" nennen. Das allein macht den Beruf des Lehrers nicht attraktiver.
F wie Forschung:
Österreich soll bei den Besten der Besten in der Forschung mitmischen, gibt aber mit etwas mehr als drei Mrd. Euro (2,81 Prozent des BIP) zu wenig an öffentlichen Geldern für die Forschung aus. Zumindest reicht es nicht, um das angestrebte Ziel - 3,76 Prozent des Bruttoinlandsprodukts bis zum Jahr 2020 - zu erreichen. Dazu hätte man laut Wirtschaftsforschungsinstitut allein für das Jahr 2012 84 Mill. Euro mehr in die Hand nehmen müssen - ein Fehlbetrag, der sich bis 2015 auf 416 Mill. Euro summieren soll. Unis und Forschungseinrichtungen klagen vor allem über eine Unterfinanzierung der aufwändigen Grundlagenforschung und der Forschungsinfrastruktur.
G wie Gesamtschule:
Sie ist und bleibt auch nach Jahrzehnten der Zankapfel zwischen SPÖ und ÖVP - obwohl sie in vielen europäischen Ländern, allen voran in Finnland, längst Realität ist. Fakt ist, dort dürfen nur die Besten der Besten eines Jahrgangs Lehrer werden. Kleingruppenunterricht für die schwachen und für die starken Schüler stehen an der Tagesordnung. Lehrer verfügen über einen ordentlichen Arbeitsplatz und werden von ausreichend Stützlehrern, Sozialpädagogen und Psychologen unterstützt. Daher ist Ganztagsbetreuung in Finnland auch kein Problem. Zumindest die hat die rot-schwarze Regierung bereits kräftig ausgebaut. Kanzler Werner Faymann (SPÖ) hat angekündigt, dafür doppelt so viel Geld - 320 Mill. Euro pro Jahr - in die Hand zu nehmen, falls er denn wiedergewählt wird.
K wie Kindergarten: Die Regierung hat versprochen im Zuge der neuen Lehrerausbildung auch die Ausbildung der Kindergartenpädagogen zu verbessern. Sie sollten mit den Lehrern an Schulen gleichgestellt und künftig ein Hochschulstudium absolvieren, statt die Matura an den Bundesanstalten für Kindergartenpädagogik (Bakip) zu machen. Doch daraus wurde nichts. Dazu hätte man die Gehälter für Kindergärtner/-innen an jene der Lehrer anpassen müssen. Das kann niemand bezahlen, am allerwenigsten die ohnedies maroden Gemeinden, die für die Erhaltung der Kindergärten zuständig sind. Dabei ist unbestritten, dass der Kindergarten die allerwichtigste Bildungseinrichtung ist. Hier können Sprach- und Entwicklungsdefizite noch spielerisch ausgeglichen werden.
M wie Mehrsprachigkeit:
Kürzlich ließ Staatssekretär Sebastian Kurz damit aufhorchen, dass ein Viertel der Taferlklassler - und 60 Prozent der Migrantenkinder - bei Schuleintritt nicht Deutsch können. Sein Befund deckt sich damit, dass Kinder mit nicht deutscher Sprache häufiger in Vorschulen, Sonderschulen und Neuen Mittelschulen sitzen und häufiger die Schule abbrechen. Die Frage ist: Wie geht man mit diesen Kindern um? Nützen ein zweites verpflichtendes Kindergartenjahr oder verpflichtende Deutschkenntnisse vor Schuleintritt? Oder braucht es bloß mehr individuelle Förderung?
S wie Studiengebühren:
Ihre Abschaffung war eines der folgenschweren Wahlzuckerl im Jahr 2008. Zwei Mal musste der Verfassungsgerichtshof einschreiten, weil die Regelungen - auch die vom Wissenschaftsminister angeregte autonome Einhebung durch die Unis - der Verfassung widersprachen. Nun zahlen wieder nur Bummelstudenten und Studierende von außerhalb der EU die 363,36 Euro Studiengebühren. Dabei drängen Jahr für Jahr mehr Studenten an die Unis. Besonders stark ist der Zustrom deutscher Studierender. Dabei fördern laut OECD Studiengebühren die soziale Durchmischung, wenn zugleich das Stipendiensystem ausgebaut und Studentenkredite eingeführt werden.
U wie Unizugang:
Dass Aufnahmetests Wirkungen zeigen, hat man heuer an den Tests in Psychologie, Publizistik, Ernährungswissenschaften und Pharmazie sehen können. Dort sind jedes Mal deutlich weniger Bewerber angetreten, als sich angemeldet haben. Auch wenn die Uni Wien nun überlegt, deshalb eine Prüfungsgebühr einzuführen, wird sie über diese Nachricht nicht sonderlich traurig sein. Sie wird mehr ärgern, dass das Gesetz, das Aufnahmeverfahren nun in fünf weiteren Studienrichtungen zulässt, bis Ende März 2015 befristet ist. Die nächste Regierung wird sich also erneut mit diesem Problem auseinandersetzen müssen.
Z wie Zentralmatura:
Nach der Verschiebung um ein Jahr wird sie im Schuljahr 2014/2015 an den AHS und zwölf Monate später an den BMHS Realität - die standardisierte kompetenzorientierte Reifeprüfung. Der Widerstand der Lehrer, Eltern und Schüler dagegen ist zwar nicht mehr so groß wie zu Beginn, aber auch nicht vollkommen verebbt. Nach wie vor fühlen sich einige von ihnen nicht gut darauf vorbereitet, dass plötzlich alle Maturanten in Deutsch, Mathematik und in der Fremdsprache dieselbe schriftliche Klausur absolvieren sollen. Sie haben aber ohnehin noch ein Jahr bis zum Maturatermin 2015 Zeit. Heuer sind nur die zwei Pioniere - das Stiftsgymnasium St. Paul im Lavanttal (Kärnten) und im Sportgymnasium Maria Enzersdorf (NÖ) - an der Reihe. Da wird man sehen, ob sich die Zentralmatura bewährt.