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2018 war viertwärmstes Jahr auf der Erde

Noch eine Hiobsbotschaft vor der UNO-Klimakonferenz: Der Trend zur Erderwärmung hält unvermindert an und 2018 zählt zu den heißesten Jahren seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Das ablaufende Jahr werde voraussichtlich als das viertwärmste Jahr verzeichnet werden, heißt es in einem Bericht der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) vom Donnerstag.

20 wärmste Jahre in den vergangenen 22 Jahren
20 wärmste Jahre in den vergangenen 22 Jahren

Die vier vergangenen Jahre waren laut WMO die wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Auch die vergangenen zwei Jahrzehnte seien besonders warm gewesen, teilte die WMO mit. Die 20 wärmsten Jahre lagen in den vergangenen 22 Jahren.

Für 2019 sieht es schon jetzt nicht gut aus: Die WMO schätzt die Chance, dass in den nächsten drei Monaten das Wetterphänomen El Nino beginnt, auf 75 bis 80 Prozent. Das alle paar Jahre auftretende Klimaphänomen führt zu Dürren in den Tropen und reduziert unter anderem die Kapazität von Wäldern, CO2 aufzunehmen. "Wenn sich El Nino entwickelt, dürfte 2019 noch wärmer werden", so die WMO.

2018 werde sich voraussichtlich als das viertwärmste Jahr erweisen, heißt es in dem Bericht. In den ersten zehn Monaten dieses Jahres lag die Durchschnittstemperatur demnach knapp ein Grad über dem Schnitt des vorindustriellen Zeitalters (1850 bis 1900).

Der Trend zur Erderwärmung sei "offensichtlich und setzt sich fort", sagte WMO-Generalsekretär Petteri Taalas. Die Welt sei im Kampf gegen die Erderwärmung nicht auf dem richtigen Weg. Ohne wirkungsvolle Gegenmaßnahmen drohe die globale Durchschnittstemperatur bis zum Ende des Jahrhunderts um drei bis fünf Grad zu steigen.

Taalas betonte, "dass wir die erste Generation sind, die den Klimawandel vollauf versteht, und die letzte Generation, die in der Lage ist, etwas dagegen zu tun".

Ab Sonntag beraten bei der UNO-Klimakonferenz im polnischen Kattowitz Delegationen aus rund 200 Staaten über die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens. Dieses sieht eine Begrenzung der Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter vor, möglichst aber auf 1,5 Grad.

Der WMO-Bericht verweist auch auf eine Vielzahl von Wetterextremen im ablaufenden Jahr. So habe es in der gesamten Nordhalbkugel 2018 deutlich mehr Tropenstürme gegeben als üblich. Bis 20. November wurden demnach 70 solcher Unwetter gemeldet, der langfristige Mittelwert liegt bei 53. Die WMO verwies zudem auf die ungewöhnlich ausgeprägte Hitzewelle diesen Sommer in Europa. Von der Trockenheit seien insbesondere Deutschland und seine Nachbarländer betroffen gewesen.

Der Weltklimarat IPCC hatte Anfang Oktober in seinem Sonderbericht zum 1,5-Grad-Ziel "schnelle, weitreichende und beispiellose Änderungen in allen gesellschaftlichen Bereichen" gefordert. Das UNO-Umweltprogramm (UNEP) erklärte am Dienstag angesichts steigender Treibhausgas-Emissionen, die internationale Gemeinschaft müsse ihre Bemühungen zur Umsetzung der Pariser Klimaziele mindestens verdreifachen.

"Jeder Bruchteil eines Grads macht einen Unterschied für die menschliche Gesundheit und den Zugang zu Essen und Trinkwasser", mahnte am Donnerstag die WMO-Vizechefin Elena Manaenkova.

Auf die Gesundheitsrisiken durch die Erderwärmung machte auch eine internationale Studie aufmerksam, die am Donnerstag im Fachblatt "The Lancet" veröffentlicht wurde. Die aufgrund der Erderwärmung zunehmenden Hitzewellen machten insbesondere Senioren, gesundheitlich bereits geschwächten Menschen und Stadtbewohnern zu schaffen, heißt es darin.

2017 seien weltweit mehr als 157 Millionen gefährdete Menschen von über 65 Jahren Hitzewellen ausgesetzt gewesen, hieß es in der Studie. Das seien 18 Millionen mehr als im Vorjahr. Besonders betroffen ist laut der Untersuchung Europa, da in seinen Städten besonders viele ältere Menschen leben. Die Studienautoren verwiesen auch auf die zunehmenden wirtschaftlichen Schäden durch die Hitze.

Dieter Lehmkuhl von der Deutschen Allianz Klimawandel & Gesundheit erklärte in Berlin, Bürger und Entscheidungsträger in Deutschland unterschätzten "bisher noch die Auswirkung des Klimawandels auf die (eigene) Gesundheit und den Gesundheitssektor". Die Gesundheitsorganisation Health and Environment Alliance (Heal) forderte von Deutschland als Konsequenz aus der "Lancet"-Studie einen baldigen Kohleausstieg.

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