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"Ein Kind im Krieg" - Lilly ist Thailands Antwort auf Greta Thunberg

Auf einem Paddelbrett gleitet Lilly durch einen verdreckten Kanal in Bangkok und sammelt Müll ein. Wie so häufig lässt die Zwölfjährige die Schule sausen - in ihrem selbst erklärten Krieg gegen den Plastikmüll. Für ihr Alter hat sich Lilly, die Ralyn Satidtanasarn heißt, einiges vorgenommen in einem Land, in dem jeder Einwohner durchschnittlich acht Plastiksackerln pro Tag verbraucht.

Ralyn Satidtanasarn – „ein Kind im Krieg“. Und zwar im Krieg gegen die Müllflut.
Ralyn Satidtanasarn – „ein Kind im Krieg“. Und zwar im Krieg gegen die Müllflut.
Ralyn Satidtanasarn – „ein Kind im Krieg“. Und zwar im Krieg gegen die Müllflut.
Ralyn Satidtanasarn – „ein Kind im Krieg“. Und zwar im Krieg gegen die Müllflut.
Ralyn Satidtanasarn – „ein Kind im Krieg“. Und zwar im Krieg gegen die Müllflut.
Ralyn Satidtanasarn – „ein Kind im Krieg“. Und zwar im Krieg gegen die Müllflut.
Ralyn Satidtanasarn – „ein Kind im Krieg“. Und zwar im Krieg gegen die Müllflut.
Ralyn Satidtanasarn – „ein Kind im Krieg“. Und zwar im Krieg gegen die Müllflut.
Ralyn Satidtanasarn – „ein Kind im Krieg“. Und zwar im Krieg gegen die Müllflut.
Ralyn Satidtanasarn – „ein Kind im Krieg“. Und zwar im Krieg gegen die Müllflut.
Ralyn Satidtanasarn – „ein Kind im Krieg“. Und zwar im Krieg gegen die Müllflut.
Ralyn Satidtanasarn – „ein Kind im Krieg“. Und zwar im Krieg gegen die Müllflut.
Ralyn Satidtanasarn – „ein Kind im Krieg“. Und zwar im Krieg gegen die Müllflut.
Ralyn Satidtanasarn – „ein Kind im Krieg“. Und zwar im Krieg gegen die Müllflut.

"Ich bin ein Kind im Krieg", sagt die temperamentvolle Zwölfjährige nach ihrer stundenlangen Müllsammel-Tour, bei der sie Getränkedosen, Sackerln und Flaschen aufgefischt hat. "Ich versuche, optimistisch zu bleiben, aber ich bin auch wütend. Unsere Welt verschwindet."

Thailand steht in der Rangliste der Verursacher von Plastikmüll in den Ozeanen an sechster Stelle, Plastik ist in dem Land eine Plage. Ob als Verpackung für Garküchen-Essen, für den Kaffee zum Mitnehmen oder für die Einkäufe - jeder Thailänder verbraucht statistisch rund 3.000 Einweg-Plastiksackerln pro Jahr. Das ist zwölfmal so viel wie der durchschnittliche EU-Bürger.

Lilly begann schon im Alter von acht Jahren mit ihrem Einsatz gegen den Plastikmüll - Auslöser war ein Familienurlaub in Süd-Thailand, wo sie entsetzt war über den zugemüllten Strand. "Wir haben gemeinsam mit meinen Eltern Müll aufgesammelt, aber das hat nichts gebracht", erinnert sie sich. "Am nächsten Morgen hatte das Meer schon wieder neuen Abfall angeschwemmt."

Ermutigt durch das Beispiel der Schwedin Greta Thunberg, die mit ihrem Schulstreik für das Klima weltweit Schlagzeilen macht, begann Lilly mit Sitzstreiks vor thailändischen Regierungsgebäuden. "Greta Thunberg hat mir Selbstvertrauen gegeben", sagt die Zwölfjährige. "Wenn die Erwachsenen nichts tun, dann ist es an uns Kindern, zu handeln."

Auch wenn Lilly für ihre Anti-Müll-Einsätze häufig die Schule schwänzt, wird sie nicht nach New York reisen, um am Freitag an der Seite von Greta Thunberg zu demonstrieren. "Mein Platz ist hier, der Kampf findet auch in Südostasien statt", sagt sie.

Im Juni konnte Lilly ihren ersten Erfolg verbuchen: eine große Bangkoker Supermarktkette verpflichtete sich, zumindest einmal wöchentlich keine Plastiksackerln an ihre Kunden auszugeben. Und in diesem Monat kündigten einige der größten Firmen, darunter der Betreiber der in Thailand allgegenwärtigen 7-Eleven-Märkte, an, ab Jänner keine Einweg-Plastiksackerln mehr bereitzustellen.

"Wenn die Regierung mir nicht zuhört, muss ich eben direkt mit denen reden, die Plastiksackerln verteilen, und sie davon überzeugen, aufzuhören", sagt die Müll-Bekämpferin. Allmählich scheint sich das Bewusstsein in Thailand zu verändern - nicht zuletzt auch wegen des Schicksals des Seekuh-Babys Mariam, das im August mit zahlreichen Plastikteilen im Bauch verendete.

Junge Aktivisten wie Lilly können Aufmerksamkeit auf das Müll-Problem lenken. "Es ist sehr schwer, ein Kind zu ignorieren wenn es fragt, warum wir den Planeten zumüllen, auf dem es leben muss", stellt Kakuko Nagatani-Yoshida vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen fest.

In ihrem Kampf kann Lilly jedenfalls auf ihre Eltern zählen. "Zuerst dachte ich, es ist nur eine kurzzeitige Marotte, aber Lilly ist bei der Stange geblieben, deshalb habe ich beschlossen, sie zu unterstützen", sagt ihre Mutter Sasie.

"Es sind schon Millionen" - Leah ist Ugandas Antwort auf Greta Thunberg

Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg findet weltweit immer mehr Nachahmer. In der ugandischen Hauptstadt Kampala beispielsweise geht die 15-jährige Leah Namugerwa allwöchentlich schulstreikend mit einem selbstgefertigten Plakat auf die Straßen. Auch Leah hat schon Mitstreiter gefunden.

Aber sie haben es nicht leicht. Immer wieder werden sie von ihren Demo-Plätzen weggescheucht, die Polizei nimmt ihnen die Plakate weg. Nur: Aufgeben wollen sie nicht. Leah sagt: "Es hat mit einer Person angefangen, weltweit sind es schon Millionen. Das macht mir Hoffnung."

Ende des Vorjahres hörte Leah erstmals von Greta Thunberg. Leah sagt: "Ich habe meinen Vater gefragt, ob so ein Schulstreik auch in Uganda möglich wäre und er hat ja gesagt. Aber ich habe das am Anfang nicht so ernst genommen."
Dann gab es weitere Nachrichten. Diesmal aus dem eigenen Land. Im Norden Ugandas herrschte Hungersnot, weil es nicht geregnet hatte und die Ernte verdorrt war. Im Osten des Landes gab es hingegen Überflutungen und Erdrutsche. Viele Menschen starben.

Dürre und Flut - der Klimawandel habe diese extremen Ereignisse verursacht, sagten Fachleute in den Nachrichten. Im Februar stand sie dann zum ersten Mal mit ihrem selbstgemalten Plakat vor der Schule: "Schoolstrike for Climate" (Schulstreik für das Klima) stand darauf.

Leah Namugerwa demonstriert in Kampala (Uganda).  SN/AFP
Leah Namugerwa demonstriert in Kampala (Uganda).
Leah Namugerwa demonstriert in Kampala (Uganda).  SN/AFP
Leah Namugerwa demonstriert in Kampala (Uganda).