Berlin dpa
Berlin (dpa) - Die meisten Bestattungen finden im Sarg oder in der Urne statt. Doch es ginge auch anders, wie die TV-Reportage "Kompostiert mich! - Naturbestattungen" zeigt, die am Mittwoch (1. Oktober) um 21.45 Uhr auf Arte zu sehen ist.
In Großbritannien werden bereits seit 25 Jahren sogenannte Naturbestattungen in Friedwäldern durchgeführt, in einer Urne oder im Sarg, beides nachhaltig gefertigt, unter einem Baum und ohne Grabstein. So ein Grab muss flach ausgegraben werden und ist dann nicht knapp zwei Meter tief, sondern maximal 90 Zentimeter. Inzwischen wächst auch in Deutschland die Beliebtheit dessen.
Das deutsche Bundesland Schleswig-Holstein geht noch weiter und hat als erstes Bundesland einem Privatunternehmen gestattet, die Kompostierung von Verstorbenen in einem geschlossenen System zu erproben. Bei einer sogenannten Reerdigung passiert folgendes: Der Leichnam liegt in einem Kokon, wird auf ein Bett aus Heu, Stroh und Blumen gelegt und auch damit bedeckt. So wird der Körper quasi verdaut und in Erde umgewandelt. Die Temperatur steigt dabei unter Sauerstoffzufuhr auf mehr als 70 Grad Celsius; nach 40 Tagen ist der Körper zu Erde geworden. Medikamentenrückstände, etwa von einer Chemotherapie, werden dabei fast vollständig abgebaut. Die so gewonnene Erde wird dann mit übriggebliebenen Knochen vermahlen und in einem abbaubaren Leinentuch ohne Behältnis beigesetzt - das ist hierzulande derzeit noch Vorschrift.
Autorin Gazelle Gaignaire ("Me, Myself and I") erzählt informativ und anschaulich darüber, wie der Mensch nach seinem Hinscheiden im Rahmen einer Reerdigung wieder zu Erde wird, aus der etwas Neues wachsen kann. Somit würde er in den Kreislauf des Lebens zurückkehren, was für viele Menschen ein tröstlicher Gedanke sein kann.
Viele Todkranke und Trauernde wünschen sich eine andere und natürliche Bestattungskultur, doch in diesem Film wird deutlich, dass es noch sehr viele Berührungsängste und Vorbehalte dem Neuen gegenüber gibt - bei Bestattern und bei Behörden, erstaunlicherweise weniger bei den Kirchen.
Auch diese Bestattungsform muss ästhetischen, psychologischen und praktischen Anforderungen genügen - das ist bei menschlichem Humus nicht ganz so einfach. Dieses organische Material etwa für den Anbau von Gemüse zu verwenden, mag sich nicht jeder einfach so vorstellen. Entscheidend wird also sein, wie die Gesellschaft als Ganzes hierzulande künftig mit der neuen Form einer Humankompostierung umgehen wird.