Die österreichische Publizistik verliert mit ihm einen Leuchtturm für unabhängigen, verantwortungsbewussten und qualitativ hochwertigen Journalismus, die SN eine ihrer prägendsten Führungspersönlichkeiten in der bald 74-jährigen Geschichte der Zeitung.
In seine 30 Jahre währende Zeit als Chefredakteur (1965 bis 1995) fielen große Weichenstellungen für die "Salzburger Nachrichten", darunter die erfolgreiche Einführung der Österreich-Ausgabe (1989), die zur Etablierung als bundesweit anerkannte Qualitätszeitung beitrug, oder die Übersiedlung in ein modernes Verlags- und Druckhaus an der Karolingerstraße in Salzburg.
Seine legendären, von Wissen, Bildung und untrüglichem Gespür für das Wesentliche getragenen, geschliffen formulierten, geradlinigen Leitartikel waren richtungsweisend.
Seine messerscharfen Glossen zeichnete er mit seinen
Initialen, K. H. R. In der Redaktion wurde er "Ri" genannt. Ritschel war für viele ein Lehrmeister, der nicht nur die Kunst des journalistischen Handwerks und Blattmachens vermittelte, sondern auch nie auf die ethische Komponente des Berufs vergaß.




Er warnte schon in den 90er-Jahren vor einem aufkommenden "Vernichtungsjournalismus, der in die Richtung tendiert, Macht zu zeigen", und appellierte an das Verantwortungsbewusstsein der Mitarbeiter: "Das Wort des Journalisten ist gleichzeitig auch seine Waffe, ein Satz kann tödlich sein."
Karl Heinz Ritschel wurde am 20. Jänner 1930 in Oberaltstadt (heute Tschechien) geboren, musste mit seiner Familie 1946 nach Wien flüchten, studierte Publizistik und Kunstgeschichte, promovierte 1959 zum Dr. phil., arbeitete für den "Bild-Telegraf" und die "Kleine Zeitung" und begann 1959 als Wirtschaftsredakteur bei den SN. Als Nachfolger von René Marcic wurde er mit 1. Jänner 1965 Chefredakteur. Er schrieb zudem erfolgreiche zeit- und kunstgeschichtliche Sachbücher. Dr. Ritschel ist Träger zahlreicher Auszeichnungen, darunter das Große Ehrenkreuz für Verdienste um die Republik Österreich, und erhielt namhafte publizistische Preise.
Die SN-Gemeinschaft entbietet der Familie das tief empfundene Beileid und trauert um einen Großen in ihrer Geschichte. Wir werden ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren.