SN.AT / Panorama / Medien

Doktorwürden zum Aktionspreis

Für nur 39 Euro sind online Ehrendoktortitel zu erstehen. Doch darf der "Netz-Doktor" in Österreich auch geführt werden?

Doktorwürden zum Aktionspreis
Doktorwürden zum Aktionspreis


Nelson Mandela hat einen, der Dalai Lama ebenso. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel besitzt inzwischen neun. Die Rede ist von einem Ehrendoktortitel, kurz Dr. h.c. Ein kleiner Namenszusatz, der eine Person gleich seriöser und gebildeter erscheinen lässt.

Diese Würde gibt es nun zum Schleuderpreis im Internet zu haben: Die Rabattseite "Groupon" verkauft online momentan Ehrendoktortitel für 39 Euro. Für weitere zehn Euro ist auch ein Professortitel (Prof. h.c.) zu haben. Anbieter der Auktion ist die US-amerikanische Miami Life Development Church (MLDC). Bei den zum Verkauf stehenden Titeln handelt es sich um kirchliche Titel. "Sie besitzen keine akademischen Grade", sagt der deutsche Geschäftsführer der MLDC, Daniel van Hoogen, im SN-Gespräch. Seinen Ehrentitel müsse man daher stets ausschreiben. "Wer nur ,Dr.’ schreibt und das ,h.c.’ einfach unterschlägt, macht sich strafbar", sagt van Hoogen.Doktor der UfologieVergeben werden die Ehrendoktortitel in verschiedensten "Fachrichtungen", insgesamt stehen 65 Bereiche zur Auswahl: Darunter finden sich neben dem Doktor der Alternativmedizin oder des Bibelstudiums auch reichlich skurrile Fächer wie Ufologie, Unsterblichkeit oder "Engel-Therapie". Bereits wenige Tage nach Zahlung soll der Käufer seine Dokumente zugesandt bekommen. "Wir verschicken die Diplome direkt aus Deutschland", sagt van Hoogen.

Angaben, wie viele Ehrentitel von der MLDC bislang verkauft wurden, kann van Hoogen nicht machen. Auf "Groupon" ist die schnelle Doktorwürde jedenfalls ein Renner: Binnen weniger Tage wurden bereits über 3000 Ehrentitel abgesetzt. Per Mausklick zum GrafenWem die Doktorwürde noch zu wenig ist: Auch Adelstitel sind online zu haben. 70 Euro aufwärts sind dafür zu bezahlen. Versprochen wird dafür ein Titel mit Wappenrecht. Wie die Internetseite adelstitel-kaufen.com das macht? "Wir verkaufen echte Titel, deren Erben bereits verstorben sind", heißt es auf der Webseite. Die Titel hätten daher ideellen Wert. Per Mausklick kann man sich so zum "Graf von Falkenstein", "Herzog von Meranien" oder zum irischen "Lord of Kerry" machen. Die Webseite verspricht: "Das Tragen unserer Titel ist rechtlich einwandfrei."

Zumindest in Deutschland darf ein Adelstitel als Namensbestandteil geführt werden. Selbst der Eintrag in den Personalausweis sei durch ein Hintertürchen möglich: "Wenn sie ihren Titel im Ausweis lesen möchten, gibt es den Eintrag ,Ordens- oder Künstlername’", heißt es online. In Österreich ist das Führen eines Adelstitels freilich seit 1919 verfassungsrechtlich verboten. Eintrag in Pass unmöglichDen im Internet erworbenen Doktortitel darf aber jeder Österreicher führen - allerdings nur privat. "Vorausgesetzt, der Titel wurde im Ausland legal erworben", erklärt Elisabeth Grabenweger vom Wissenschaftsministerium auf SN-Anfrage. Auf privaten Visitenkarten oder Türschildern ist der Namenszusatz Dr. h.c. daher grundsätzlich erlaubt. In öffentliche Dokumente können Ehrendoktortitel, egal ob im Internet erstanden oder tatsächlich verliehen, aber nicht eingetragen werden. Grabenweger: "Es handelt sich dabei nicht um akademische Grade im Sinne des Studienrechts." Diese muss man sich immer noch durch ein Studium samt Doktorarbeit verdienen.